Lokalsport

Liebe, Lust und harte Fakten

Basketball Im mutmaßlich letzten Heimspiel der Saison gibt es für die Knights reichlich Streicheleinheiten von den Fans und eine kostenlose Lehrstunde. Von Bernd Köble

Keine besten Freunde: Michael Mai und sein einsamer Kampf gegen die Unparteiischen. Die Schiedsrichter traf allerdings keine Sch
Keine besten Freunde: Michael Mai und sein einsamer Kampf gegen die Unparteiischen. Die Schiedsrichter traf allerdings keine Schuld an der zweiten Halbfinal-Niederlage der Knights.Foto: Carsten Riedl

Es gehört nicht zu den Alltäglichkeiten im Sport, dass eine Mannschaft, die dem Gegner hoffnungslos unterlegen ist und entsprechend deutlich verliert, von den Fans gefeiert wird wie ein Sieger. So geschehen am Sonntag nach der zweiten Kirchheimer Niederlage gegen den MBC, die nicht nur was das Ergebnis angeht annähernd identisch war mit der ersten. Es war nicht nur die Sympathie für den Außenseiter, die im Sport allgegenwärtig ist. Es war der Beweis, dass Kirchheims Fans über ein intaktes Langzeitgedächtnis verfügen: Die Machtdemonstration des Gegners vor Augen, eine mitreißende Saison im Kopf.

Eine einzige Szene, die genügend von dem erzählt, was am Sonntag vermutlich zu Ende ging: Niclas Sperber, 21-jähriger Schlaks aus der Regionalliga, luchst seinem 120 Kilo schweren Gegenüber Kevin Larsen den Ball ab, schickt Brian Wenzel auf die Reise, der mit einem krachenden Dunk vollendet. 18 Sekunden stehen da noch auf der Uhr. Die Halle tobt, als hätten die Hausherren soeben die Verlängerung erzwungen. Es ist der Korb zum 69:92. Der Weg in die Umkleide - ein Triumphzug. Ein Mädchen schickt selbst gebackenen Kuchen mit in die Kabine. Fast schon eine Tradition. „Wir sind vermutlich das einzige Team, das von Spieltag zu Spieltag fetter wird“, scherzt Michael Mai. Was der Coach eigentlich sagen will: Wohl dem, der solche Fans hat.

Sportliche Fakten gibt es auch. Und die sind hart. Ein Katz-und-Maus-Spiel. Mit einem Opfer, das sich nach Kräften wehrt. Eine realistische Chance gibt es nie. Auch nicht zu Beginn des dritten Viertels, als die Knights eine Konzentrationsschwäche des Gegners nutzen und bis auf neun Punkte heran rücken. Fast mühelos erhöht der Titelfavorit aus Sachsen-Anhalt Druck und Tempo, zieht mit nur wenigen Aktionen auf 20 Punkte davon und lässt sich auch durch wachsende Foulprobleme im Schlussabschnitt nicht vom Kurs abbringen. Wie ernst die Weißenfelser die Mission Aufstieg nehmen, zeigt die Reaktion von Trainer Igor Jovovic, der nach zwei Korberfolgen der Kirchheimer in den Schlussminuten seine Mannschaft zum Time-out auf die Bank beordert, obwohl ein 24-Punkte-Vorsprung auf der Anzeige steht.

Einen wirklichen Vorwurf kann Kirchheims Coach seiner Mannschaft nicht machen. „Der Gegner hatte auf alles die passende Antwort“, sagt Michael Mai. „Das ist der Vorteil eines gleichmäßig stark besetzten Teams.“ Für das dritte Spiel am Mittwoch (19.30 Uhr) in Weißenfels bedeutet das nichts Gutes. „Aufgegeben haben wir uns nicht“, meint Kapitän Andreas Kronhardt. „Wir glauben daran, dass das noch nicht das letzte Heimspiel war“, sagt er. „Egal, ob das realistisch ist oder nicht.“ Für den Kapitän könnte es so oder so eine Verlängerung geben. Seinen Willen, zu bleiben, hat er offen bekundet. Nach Saisonende wollen beide Seiten zügig verhandeln. Der 27-jährige Center ist nicht dafür bekannt, lange zu pokern. „Ich treffe meine Entscheidungen immer so früh wie möglich.“