Lokalsport

Lindorf war die Pole-Position

Bis 2019 hinterm Lenkrad, seitdem „Trainer“: Wolf Henzler. Foto: pr
Bis 2019 hinterm Lenkrad, seitdem „Trainer“: Wolf Henzler. Foto: pr

Serie Was macht eigentlich Wolf Henzler? Bei Lindorf hat alles angefangen. Der dortige Verkehrs-Übungsplatz „Birkhau“ war quasi die Pole-Position für seine Motorsport-Karriere. Mit dem Go-Kart eines Bekannten drehte der damals 14-Jährige im Sommer 1989 ein paar Proberunden und war auf Anhieb begeistert. „Danach bin ich meinem Vater ständig in den Ohren gelegen, bis er mir schließlich ein gebrauchtes Go-Kart gekauft hat“, erinnert er sich.

Von da an fuhr er als Mitglied des Motorsportklubs Kirchheim (ist er heute noch) Wochenende für Wochenende Kart-Rennen, begleitet und betreut von Papa. Mit stets wachsendem Erfolg. Wolf Henzler war gerade 17, als er den Bundes-Endlauf im Kartsport gewann. „Das hat mir viele Türen geöffnet und den Einstieg in den Formelsport ermöglicht.“ Henzler war gleich „Rookie of the year“, feierte fulminante Siege in der Formel 3. Im Jahr 2000 erfolgte der Umstieg in den GT-Sport, immer am Steuer eines Porsche 911 oder 997. 2004 dominierte er im Supercup in neun von zwölf Rennen, wurde Deutscher Meister. Schlagzeilen schrieb er mit den GT-Siegen in der American Le Mans Serie (2008), bei den 24 Stunden in Le Mans (2010) und in Daytona/USA (2011 und 2012).

2010 unterschrieb Henzler einen Vertrag als Porsche-Werksfahrer. Seine beeindruckende Gesamtbilanz nach neun Jahren: 417 Rennen. 52 Siege. 142 Podiumsplätze. Seit 2019 fährt er keine Rennen mehr, macht aber noch Testfahrten. Seine aktuelle Aufgabe in Zuffenhausen: Betreuung von acht Nachwuchspiloten bis 23 Jahre im neu gegründeten Porsche-Talent-Pool bei allen Saisonläufen. Für die jungen Fahrer ist Henzler, der einst nach dem Studium der Betriebswirtschaft noch den Master in Wirtschaftsinformatik angehängt hatte, mit seinem Know-how der perfekte Coach.

Wegen Corona ruhen die Rennmotoren. Gelegenheit, sich daheim in Zizishausen intensiver als sonst mit der Familie zu beschäftigen. „Ich bin rund um die Uhr im Einsatz“, sagt der 45-jährige Papa und schnauft tief durch. Was bei zwei Schulkindern und einem Baby ganz schön stressig sein kann. Besonders, wenn der Sieggewohnte gegen seine Kinder im Monopoly verliert. Klaus Schlütter