Lokalsport
Manche Zukunftswette geht auf der Hahnweide nicht auf

Segelfliegen Wetterlagen mit störenden Wolkenfeldern haben den 55. Hahnweide-Wettbewerb geprägt und zu einer besonderen Aufgabe für das internationale Starterfeld gemacht. Von Reimund Elbe. 

Das Schlusswort kam vom Präsidenten persönlich: Claus Cordes, Chef des Deutschen Aero Clubs (DAeC), hat am Abschlussabend des 55. internationale Hahnweide-Wettbewerbs den offiziellen Kehraus eingeleitet. Cordes’ Dankes- und Lobesworte an die Fliegergruppe Wolf Hirth sowie die Pilotinnen und Piloten kamen nicht von ungefähr. Die Kirchheimer Veranstalter hatten am Samstagabend ein achttägiges Event mit etlichen Wetterhürden gemeistert, die Sportlerinnen und Sportler in der Luft knifflige Situationen.

Wechselhafte Lagen am Himmel sorgten beim „HWW23“ nicht nur für Tagesabsagen, sondern auch zu Favoritenstürzen. „Aus sportlicher Sicht waren es schon teils schwierige Flugbedingungen, auch weil sich immer wieder Wolken zwischen Sonne und Flugzeuge schoben“, bilanziert Rainer Rauch, Sportlicher Leiter beim Segelflug-Klassiker. So erwischte es sogar den amtierenden Weltmeister Christophe Abadie. Der Franzose geriet in eine Thermik-Flaute, wurde am Ende bis auf Platz sechs in der 15 Meter-Klasse durchgereicht.

Kirchheims Top-Segelflieger Tilo Holighaus („Taktieren gehört beim Segelfliegen dazu“) erging es in der 18-Meter-Klasse keinen Deut besser. Statt eines Podiumsplatzes gab es im Endklassement Platz 17. Der Kirchheimer sei in einigen Flugsituationen bei der Suche nach guten Aufwinden einfach zu offensiv und forsch unterwegs gewesen, hieß es von Beobachtern. Mit Martin Oelkrug (14., FG Dettingen/Teck) schob sich gar ein Segelflug-Akteur aus der Region an ihm vorbei.

„Segelfliegen ist im Prinzip eine Zukunftswette“, weiß Rauch, die Jagd nach einer optimalen Thermik sei folglich manchmal eine Zockerei. Am besten zockten auf jeden Fall die Bestplatzierten des „HWW23“: Der Brite Paul Fritche holte sich den Gesamtsieg in der Standardklasse, Maximilian Seis (Frankreich) in der 15-Meter-Klasse, der Niederländer Peter Millenaat überzeugte in der 18-Meter-Wertung, die Open Class ging an den Franzosen Francois Jeremiasse, die Zweisitzer an Andreas Lutz und Wolfgang Janowitsch (Österreich) von der Fliegergruppe Wolf Hirth. Nachwuchs-Segelfliegerin Eva Senne von FSV Sindeflingen sicherte sich bei den Doppelsitzern Platz zwei.

Hochbetrieb am Himmel

In einigen Klassen herrschte auf der Hahnweide sogar eine größere Leistungsdichte als bei Segelflug-Europameisterschaften. Simpler Grund: Bei einer EM dürfen meist nur zwei Pilotinnen oder Piloten eines Landes pro Klasse an den Start, auf der Hahnweide gelten solche Regulierungen nicht. 

Trotz der Absage ganzer Flugtage bewegt sich der Hahnweide-Wettbwerb 2023 durchaus im üblichen Schnitt. „Rein statistisch gesehen haben wir über die vielen Jahre hinweg rund vier Flugtage pro Veranstaltung“, berichtet Rainer Rauch. Nicht nur deshalb zeigt sich das Team der veranstaltenden Fliegergruppe Wolf Hirth zufrieden: In der Woche vor der Veranstaltung hätten starke Regenfälle noch Schlimmeres befürchten lassen. 

Aus „HWW23“ wird alsbald „HWW24“. Der Termin für das nächstjährige Event steht. Vom 4. bis 11. Mai (Himmelfahrt-Woche) soll das internationale Flugereignis stattfinden. Nette Randgeschichte hierbei: Einige Pilotinnen und Piloten haben sich, so war am Abschlussabend in der Fliegerhalle auf der Hahnweide zu hören, nicht nur bereits nach Unterkünften fürs kommende Jahre erkundigt, sondern diese bereits reserviert – früher (Flieger-)Vogel fängt den Wurm.

Alle Ergebnisse gibt es unter www.wettbewerb.wolf-hirth.de