Lokalsport
Manuel Eitel überrascht sich und die Konkurrenz

Leichtathletik Der 25-Jährige aus Reichenbach holt sich in Bernhausen den deutschen Zehnkampf-Titel. Von Martin Moll

Das emotionale Zehnkampf-Comeback von Manuel Eitel hat eine Welle der Begeisterung ausgelöst. Der 25-jährige sympathische Reichenbacher im Dress des SSV Ulm bestritt bei den deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Bernhausen den Zehnkampf seines Lebens. In Abwesenheit der EM-Teilnehmer von München hatte Eitel die Chance genutzt und sich nach fünf Disziplin-Siegen völlig verdient den Titel gesichert. Dass mit 8189 Punkten am Ende auch noch eine neue persönliche Bestleistung stand, kam nach drei physischen Leidensjahren völlig überraschend. „Ich wusste nicht, was ich erwarten konnte. Es hat alles gepasst, alles gehalten, ich bin einfach nur happy, dass ich wieder einen Zehnkampf zu Ende bringen konnte“, meinte der überglückliche Sieger.

Mit 177 Zentimeter Körpergröße entspricht Eitel nicht unbedingt dem Idealtyp eines Zehnkämpfers. Doch Schnelligkeit und Sprungkraft sind die erfolgreichen Kompensatoren. Er begann den Wettkampf mit 10,48 Sekunden über 100 Meter, ließ dann 7,12 Meter im Weitsprung, 14,32 Meter im Kugelstoßen und 1,94 Meter im Hochsprung folgen. Mit 48,66 Sekunden über 400 Meter beendete er den ersten Tag mit 66 Punkten Rückstand auf den Führenden Nico Beckers (LAV Bayer Uerdingen/4262 Punkte). Auf Platz drei lag Nils Laserich (Bayer 04 Leverkusen/4112).

Den zweiten Tag begann Eitel mit Tagesbestzeit über 110 Meter Hürden in 14,54 Sekunden. Es folgten zwei weitere Bestmarken im Diskuswerfen mit 45,67 Metern und im Stabhochsprung mit 4,80 Metern. Beflügelt von seinen 61,11 Metern im Speerwerfen lief Eitel – zu diesem Zeitpunkt im Gesamtklassement bereits uneinholbar vorn – im abschließenden 1500-Meter-Rennen mit 4:36,57 Minuten noch eine persönliche Bestzeit. Mit seinen 8189 Punkten ist Eitel in diesem Jahr hinter Europameister Niklas Kaul (USC Mainz/8545), Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen/8362) und Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied/8272) viertbester deutscher Zehnkämpfer in diesem Jahr. Zehnkampf-Silber ging an den Drittplatzierten des ers­ten Tages, Nils Laserich mit 7800 Punkten.

Eitels jüngere Schwester Tabea von der LG Filder lag im Siebenkampf der weiblichen U 20 sechs Disziplinen lang auf Medaillenkurs. Nach einem starken ersten Tag mit 14,74 Sekunden über 100 Meter Hürden, 1,68 Meter im Hochsprung, 10,74 Meter im Kugelstoßen und 25,58 Sekunden über die 200 Meter belegte die 18-Jährige vom TSV Köngen mit 3148 Punkten Platz zwei hinter Lia Flotow (LAV Rostock/3.84). Allerdings startete die deutsche U 20-Weitsprungmeisterin (6,48 Meter) den zweiten Tag mit 5,77 Metern deutlich unter Soll, auch wenn es die zweitbeste Weite in der 24 Teilnehmerinnen starken Konkurrenz war. Ein Sechs-Meter-Sprung hätte im Endergebnis sogar für Silber gereicht. Selbst nach schwachen 31,36 Metern im Speerwerfen konnte Eitel den dritten Gesamt-Rang noch halten. Doch im abschließenden 800-Meter-Rennen schaffte es die bis dahin Viertplatzierte Meret Joeris (USC Mainz), sich mit der schnellsten Zeit von 2:18,03 Minuten an Eitel vorbei zu schieben. Obwohl die 18-Jährige, die alles gab, mit 2:32,41 Minuten nah an ihre Bestzeit heranlief. Glücklich war sie am Ende trotzdem: „Auch wenn es nicht ganz gereicht hat, bin ich mit meinem Wettkampf, der hier vor heimischem Publikum viel Spaß gemacht hat, völlig zufrieden. Der Titel ging an Anna Neubert (Rostock) mit 5338 Punkten vor ihrer Vereinskameradin Lia Flotow (5157) und Meret Joeris (5092).

In der männlichen U 20 erkämpfte sich Lokalmatador Emanuel Molleker (LG Filder/Bernhausen) mit 6910 Punkten Bronze. In den spannenden Zweikampf an der Spitze, den Roman Jocher (SSV Ulm) mit 7176 Punkten vor Fred Isaac Fleurisson (OSC Berlin/7045) für sich entschied, konnte er nicht eingreifen. Molleker überzeugte vor allem über 100 Meter in 11,21 Sekunden. Sein Vereinskamerad Moritz Eisold landete mit 6743 Punkten auf Platz fünf. Zusammen mit Pascal Schnepp (5457 Punkte) holte sich das Team der LG Filder mit 19 100 Punkten den Mannschaftstitel deutlich vor dem VfL Sindelfingen (17 190).

Meisterlich präsentierte sich auch die LG Filder im Fleinsbachstadion, die im Verbund mit DLV, WLV und dem Leichtathletikkreis Esslingen den Athletinnen und Athleten eine perfekt organisierte Veranstaltung bot.