Lokalsport

„Mit anpacken will keiner“

Vereine müssen sich von ­traditionellen ­Gewohnheiten ­lösen, sagt Michael ­Bofinger, ­Geschäftsführer der Sport ­Region Stuttgart. Durch ­ehrenamtliche Helfer lässt sich immer schwerer Umsatz machen.

Herr Bofinger, warum schaffen es Vereine kaum mehr, ihre Kosten bei Veranstaltungen aus eigener Kraft zu decken?

Michael Bofinger: Ein wesentlicher Punkt ist sicher, dass sich Vereine immer schwerer tun, Mitglieder zu finden, die bereit sind, sich über das Alltagsgeschehen hinaus zu engagieren. Wir erleben in der ganzen Region, dass Veranstaltungen wegfallen oder Ämter in Vereinen und Verbänden unbesetzt bleiben. Wer keine Helfer hat, der kann die wenigen Einnahmequellen, die bleiben, nicht ausschöpfen. Vereine versuchen zudem, ihre Beiträge wie Startgelder oder Verpflegungspreise so sozialverträglich wie möglich zu gestalten. Sie rechnen dabei nicht wie Wirtschaftsunternehmen.

Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass im Verein niemand mehr mit anpacken will?

Das hat sicher zum einen mit einem neuen Dienstleistungsdenken zu tun, aber auch mit der Tatsache, dass es die Sozialisation im Verein, wie sie vor 30 Jahren üblich war, heute immer seltener gibt. Das ist schade, ist aber leider nun mal so.

Was können Vereine dagegen tun?

Vereine müssen sich überlegen, wo es hingehen soll. Je nach Größe und Umfeld kann mehr Hauptamtlichkeit der Weg nach vorne sein, auch wenn das zunächst kostspielig erscheint. Ehrenamtlich wird sich künftig nicht mehr alles schultern lassen. Auch mit Blick auf die Ganztagsschule, bei der Vereine ein wichtiger Faktor sind. Wie viele Vereinsmitglieder opfern freiwillig ihren Nachmittag und gehen an die Schule? Wer sich hauptamtliche Strukturen nicht leisten kann, sollte über Kooperationen nachdenken. Man glaubt kaum, wie viel administrative Arbeit in einem Verein steckt. Da kann es sehr entlastend sein, wenn Aufgaben gebündelt werden.Bernd Köble