Lokalsport

Monkey-Crosser kehren zurück auf ihre Heimstrecke

Motorsport Der Hepsisauer Motorsportverein hat sein Trainingsgelände am Egelsberg wiedereröffnet, das wegen der ICE-Trasse zwei Jahre nicht benutzbar war. Von Daniela Haußmann

Gekonnt durch die Kurve: Nach der Wiederöffnung der Trainingsstrecke herrscht in Weilheim wieder Hochbetrieb. Foto: Daniela Hauß
Gekonnt durch die Kurve: Nach der Wiederöffnung der Trainingsstrecke herrscht in Weilheim wieder Hochbetrieb. Foto: Daniela Haußmann

In Weilheim brummen wieder die Motoren. Mit der Hand am Gas jagen die Mitglieder des Hepsisauer Motorsportvereins (HMV) seit vergangenen Samstag in alter Frische durch Kurven und über Bodenwellen. Zwei Jahre lang hatten die Monkey-Crosser wegen den Bauarbeiten an der ICE-Trasse auf ihr Übungsgelände beim Teilort Egelsberg verzichten müssen. Eine schwierige Phase, verlor der HMV in dieser Zeit doch rund 25 Prozent seiner Mitglieder, wie der Vereinsvorsitzende Hartmut Hummel bei der Wiedereröffnung berichtete.

Einen Grund dafür sah der Vereinschef in der fehlenden Trainingsmöglichkeit vor Ort. „Eine Alternative zu finden, ist nicht einfach. Nicht jede Strecke ist auf Monkey-Cross ausgelegt oder kann von Kindern befahren werden“, erklärte Hummel. „Eine Rolle beim Mitgliederschwund hat sicherlich auch die Tatsache gespielt, dass sich unser Vereinsleben fast ausschließlich auf das Training konzentriert.“

Die zurückliegenden Monate waren auch für Alexander Deter nicht leicht. Um auf einem geeigneten Gelände trainieren zu können, legte der Motorsportler bis zu 150 Kilometer zurück. „Natürlich konnte ich aufgrund der Entfernung nicht so regelmäßig üben, wie auf unserer Weilheimer Strecke“, so der 18-Jährige. „Das machte sich bei Kondition und Leistungsfähigkeit bemerkbar. Mit Radfahren allein ist es eben nicht getan.“ Außerdem vollzog das HMV-Mitglied in den vergangenen zwei Jahren einen Klassenwechsel. Er stieg von 125 Kubikzentimeter Hubraum auf 190 um. „Die Maschine ist mit 30 PS einfach leistungsstärker und da machte sich das reduzierte Training bei Ausdauer und körperlicher Belastbarkeit schon bemerkbar“, weiß Deter, der sich deshalb umso mehr freute, dass er wieder direkt vor der Haustüre Gas geben kann.

Hartmut Hummel jedenfalls ist überzeugt, dass die Fahrer in den Wettbewerben der bevorstehenden Saison wieder ganz weit vorne mitfahren werden. Mehr Übungsstunden bedeuten mehr Routine und ein geringeres Verletzungsrisiko. „Damit steigt der Spaß am Fahren und mit ihm sicherlich auch wieder die Mitgliederzahlen“, versicherte der Vorsitzende. Dort, wo früher ein Teil des alten Grundstücks lag, verläuft heute ein Feldweg. „Das neu modellierte Gelände ist fast 20 Prozent kleiner“, weiß Hummel, „aber die Länge der Fahrstrecke ist mit rund 900 Metern gleich geblieben.“

RKV Kirchheim nutzt Strecke auch

Ohne die Unterstützung der Firma Fischer wäre ein Neubeginn schwieriger gewesen. Das Weilheimer Unternehmen hatte für die Geländearbeiten die notwendigen Maschinen bereitgestellt. „Ein professioneller Rennstreckenbauer hatte uns ein Angebot von über 6 000 Euro unterbreitet“, so Hartmut Hummel. „Umso dankbarer sind wir natürlich für die Unterstützung und dafür, dass wir Mitglieder haben, die Baumaschinen bedienen können.“ Ganz so viel Glück hat der Rad- und Kraftfahrerverein Kirchheim (RKV) nicht. Die Motorsportler sind nach wie vor auf der Suche nach einer neuen Monkey-Cross-Strecke und werden daher die Weilheimer Strecke ebenfalls nutzen.

„Motorsportler tun sich leichter“

Der HMV-Vorsitzende Hartmut Hummel. Foto: Daniela Haußmann
Der HMV-Vorsitzende Hartmut Hummel. Foto: Daniela Haußmann

Nachgefragt Monkey-Cross ist mehr als nur eine wilde Fahrt über Stock und Stein. Der Sport bereitet junge Menschen auf den Straßenverkehr vor, wie Hartmut Hummel, Vorsitzender des Hepsisauer Motorsportvereins, weiß.

Herr Hummel, Monkey-Cross - großer Sport mit kleinen Bikes. Was macht ihn als Hobby so beliebt?

Monkey-Cross ist ein Motorsport, den sich jeder leisten kann. Die Schutzbekleidung schlägt in der Anschaffung mit etwa 600 Euro zu Buche, die Preise für die kleinen Bikes, die sich auch gebraucht kaufen lassen, sind überschaubar. Und im Gegensatz zum Motocross, wo die Fahrer jedes zweite Wochenende in ganz Deutschland unterwegs sind, nehmen wir nur an sechs Wettbewerben pro Jahr teil. Wer Motocross fährt braucht in der Regel ein zweites Motorrad, um nicht Gefahr zu laufen, längere Zeit auszufallen. Bei uns hingegen hält sich der zeitliche und finanzielle Aufwand in Grenzen.

Über den Streckenrand hinausgeschaut: Welchen Mehrwert bietet der Sport jungen Leuten?

Wir bieten ein Stück Berufsorientierung. Die Motorräder reparieren die Fahrer selbst. Die jüngeren Fahrer werden hier von den älteren angeleitet. Selbst wenn jemand später nicht im Kfz-Gewerbe arbeitet, so hat er trotzdem technische Kenntnisse erworben, die im Leben nützlich sind. Im Übrigen läuft auf der Strecke nichts ohne gegenseitige Rücksichtnahme und vorausschauendes Fahren. Das ist wichtig, um sich und andere nicht achtlos einer Gefahr auszusetzen. Monkey-Cross ist deshalb auch ein Sport, in dem junge Menschen lernen, Verantwortung zu übernehmen.

Und wie sieht es mit dem Einstieg in den Straßenverkehr aus?

Wer im Motorsport früh Erfahrungen mit einem Fahrzeug sammelt, tut sich später im Straßenverkehr leichter. Diejenigen, die im Verein lernen, ein Motorrad zu beherrschen und zu fahren, haben einen Vorteil in der Fahrschule und reagieren auch in kritischen Verkehrssituationen besonnener und versierter. Letzteres gilt nicht nur fürs Zweirad, sondern auch fürs Auto. Daniela Haußmann