Nichts für schwache Nerven war die Spitzenpartie der Fußball-Bezirksliga am gestrigen Sonntag. 4:0 führte Spitzenreiter VfL Kirchheim bereits zur Halbzeit beim viertplatzierten FC Esslingen – und war bis zu diesem Zeitpunkt auch die deutlich bessere Mannschaft. Der FCE fand bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Antonios Kissidis aufgrund der Kirchheimer Dominanz praktisch nicht statt. FCE-Trainer Lothar Mattner hatte in der Pause offenbar die richtigen Worte gefunden. Denn nach dem Wiederanpfiff schien eine andere Esslinger Mannschaft zu spielen. Als dann auch noch die VfL-Leistungsträger Marcel Helber und Niklas Naujoks verletzungsbedingt passen mussten, nahm das Kirchheimer Schicksal (fast) seinen Lauf. Die Esslinger holten Tor um Tor auf und standen sogar kurz vor dem Ausgleich, als sich Youngster Leon Ziemski die Gelb-Rote Karte abholte und das Gleichgewicht der Kräfte wieder hergestellt schien. „Wir haben den Sieg am Ende irgendwie über die Linie gerettet“, resümierte der glückliche VfL-Fußballboss Marc Butenuth nach Spielschluss. FCE-Trainer Lothar Mattner ging nach dem Abpfiff auf Spurensuche: „Wir haben in der ersten Halbzeit zu viel gewollt. Das hat uns gehemmt.“ Zur Pause hatte der DFB-Fußballlehrer seinem Team geraten, das Spiel im Kopf noch einmal neu zu beginnen – und das hätte fast zum Erfolg geführt. „Am Ende“, so der FCE-Trainer, „wäre sogar ein Punkt durchaus verdient gewesen.“
„Über die gesamte Spielzeit betrachtet geht der Faurndauer Sieg total in Ordnung“, zog Stefan Hummel, Sprecher des TV Neidlingen, nach dem Schlusspfiff Bilanz. Im ersten Spielabschnitt waren die Neidlinger kaum zu sehen. Keeper Andreas Gienger stand öfter im Mittelpunkt als ihm lieb war. Gegen den phänomenalen Sonntagsschuss von David Leu, der aus 25 Meter in den Winkel traf, hatte auch er keine Chance. Auf dem ungewohnten Geläuf (Hummel: „Kunstrasen liegt uns nicht“) dauerte es bis zur Schlussphase, ehe die Kölle-Truppe wieder zu ihrer Stärke fand. In der Nachspielzeit gelang den Neidlingern gar der Ausgleich, den abermals Leu quasi in der „Verlängerung“ der Nachspielzeit wieder in eine Führung ummünzte.
Zu viele Verletzte in Weilheim
Mit nur zwei Einwechselspielern war der TSV Weilheim gestern nach Neckartailfingen gefahren. „Wir haben einfach zu viele Verletzte“, suchte Interimscoach Uwe Heth nach einer Erklärung für die 1:4-Niederlage am Neckarstrand. Hinzu kam, dass der Kraftakt, der am vergangenen Donnerstag zum überraschenden Sieg beim VfL Kirchheim geführt hatte, sprichwörtlich zu viele Körner gekostet hat. „Hätte ich die Wahl gehabt, wäre ich lieber heute als am Donnerstag als Sieger vom Platz gegangen“, verriet der einstige Oberliga-Kicker augenzwinkernd.
Dabei hielten die Limburgstädter eine Viertelstunde lang gut mit. Der Strafstoß, der zum 1:0 für die Platzherren führte, erwies sich dann allerdings als Dosenöffner für die Einheimischen, die dann zügig nachlegten. Uwe Heth: „Wir waren heute nicht griffig genug. Aber auch mit diesem Rückschlag werden wir klarkommen.“
Verhaltener Optimismus
„Vorsichtig optimistisch“ könnte derzeit die Stimmung bei der SGEH beschrieben werden. Nach dem zweiten personalbedingt abgeschenkten Spiel in Folge (wir berichteten) – der gestrige Gegner Türk SV Donzdorf Jugendclub hatte einer Spielverlegung nicht zugestimmt – schauen Coach Christian Mirbauer und seine Jungs nun wieder nach vorne. „Letzten Dienstag waren sieben, letzten Donnerstag neun und am gestrigen Sonntag elf Spieler im Training“, berichtet der Übungsleiter, der nächste Woche quasi zum Spielen verdammt ist: „Die dritte kampflos verlorene Partie wäre praktisch gleichbedeutend mit dem Ausschluss vom Spielbetrieb“, klärt Christian Mirbauer auf. Gestern gab es nach dem Training auf der sonnigen Terrasse des Vereinsheims auch noch etwas zu feiern: Betreuer Marc Bräuer wurde 36 – und orderte erstmal Freibier für die Truppe.
Hochzufrieden aber wachtsam
Stefan Haußmann, Trainer beim TSV Jesingen, genoss den sonnigen Sonntag. Sein Team war gestern regulär spielfrei. Den einzelnen Akteuren hatte der einstige Oberliga-Verteidiger für das Wochenende jeweils einen individuellen Plan für das Lauftraining verordnet.
Ungelegen kam die Pause nicht. Auch die Gerstenklopfer haben aktuell sechs Corona-Infizierte. Der Coach ist aber dennoch optimistisch: „Wir sind vom Kader her so gut aufgestellt, dass wir das kompensieren können. Entsprechend entspannt ist die Stimmung in den Lehenäckern. Doch Haußmann warnt: „Wir sind zwar mit der Entwicklung hochzufrieden aber weiter stets wachsam. Schließlich zählen am Ende die erspielten Punkte, und nicht der aktuelle Tabellenplatz.“
Die Gespräche mit potenziellen Trainerkandidaten für die neue Saison gehen indes langsam aber sicher in die heiße Phase. Gewiss ist bislang nur, dass es kein Spielertrainer, sondern ein Coach an der Seitenlinie werden wird. Bis es soweit ist, sind aber noch 14 Partien der alten Spielzeit zu absolvieren, und der Jesinger Fußballtrainer bemüht zu den saisonalen Erfolgsaussichten eine altbekannte Fußball-Weisheit: „Jedes Spiel ist für uns nun ein Endspiel.“ wai