Lokalsport
Nach dem Einkauf die Arbeit am Herd

Basketball Bei den Knights stimmt der Zutaten-Mix. Kirchheims Chefkoch Igor Perovic muss in den kommenden Wochen das Rezept nun verfeinern. Von Bernd Köble 

Wenn’s läuft, dann klappen eben auch Dinge, die man nicht jeden Tag erlebt. Rohndell Goodwin traf am Samstag buchstäblich aus allen Lagen und zu jeder Zeit. Erst schickte der Mann mit der Rasta-Mähne sein Team zur Halbzeit per Buzzerbeater mit drei Extrapunkten in die Kabine, im Schlussviertel versenkte er den Ball dann selbst noch in Rückenlage aus der Horizontalen. Für die eigene Statistik nahm der Amerikaner 21 Punkte
 

„In diesem Jahr wird es kein einziges leichtes Spiel geben.
Chris Schmidt
Kirchheims Sportlicher Leiter hält die zweite Liga für stark wie nie zuvor.

 

und zehn Rebounds aus der Partie gegen Bochum mit. Nach Besnik Bekteshis Gala mit 31 Punkten gegen Vechta erlebten Kirchheims Fans in der Sporthalle Stadtmitte den nächsten großen Auftritt von einem, der erst sein zweites Spiel im Knights-Trikot bestritt. 

Es sind fraglos viele Dinge, die sich im Kirchheimer Basketball seit gut zwei Wochen zum Positiven wenden. Auch ein „Spätstarter“ wie Jonathon Williams, der eineinhalb Spiele zum Warmlaufen benötigte, war in der zweiten Spielhälfte gegen Bochum ein entscheidender Faktor. Körperlich dominant, mit den wichtigen Punkten in kritischen Phasen. Die Abgeklärtheit, die der 31-Jährige ausstrahlt, scheint sich zudem auf andere zu übertragen. Till Pape etwa, der auf der Flügelposition seit Jahren als eines der größten deutschen Talente gilt, hat bisher ernst gemacht mit dem Versprechen, in dieser Saison nicht nur als Kapitän mehr Verantwortung zu übernehmen. Mit 11,6 Punkten und 5,8 Rebounds im Schnitt ist Pape nach fünf Spielen einer der Konstantesten in der Mannschaft. Schließlich erlebte die Halle nach gut fünf gespielten Minuten am Samstag auch noch ein außergewöhnliches Comeback. Die Rückkehr von Karlo Miksic nach viermonatiger Verletzungspause wurde auf den Rängen zunächst noch verhalten aufgenommen. Das änderte sich schlagartig, als der Deutsch-Kroate zu Beginn des zweiten Viertels seinen ersten Dreier versenkte und mit einem lauten Aufschrei die geballte Faust in Richtung Publikum reckte. Knights-Sportchef Chris Schmidt stufte den 25-minütigen Auftritt des Rückkehrers hinterher als „überragend“ ein. Viel wichtiger: Mit Miksic hat Headcoach Igor Perovic seinen Leitwolf zurück. Wenn in etwa zwei Wochen der 19-jährige Aleksa Bulajic seine ärztlich verordnete Schonpause beendet haben wird, könnten die Knights zum ersten Mal in der neuen Saison in Bestbesetzung antreten.

Bis dahin wartet viel Arbeit auf Kirchheims Coach. Wie intensiv und hart zurzeit trainiert wird, war am Samstag an einigen Spielszenen abzulesen. Immer dann, wenn der Gegner das Tempo erhöhte, fehlte es den Rittern erkennbar an Frische. „Die Tage davor waren anstrengend“, räumt Perovic ein. „Für uns beginnt jetzt im Prinzip die Vorbereitung.“ Vorteil Kirchheim: Der Mannschafts-Mix passt, durch die personellen Wechsel wurde nur wenig Zeit verschenkt. Jetzt lässt sich an Details arbeiten, an wichtigen Automatismen, die es brauchen wird, um in der vielleicht stärksten Pro A aller Zeiten zu bestehen. Der Auftritt des starken Aufsteigers aus Bochum, der den Rittern am Samstag alles abverlangte, unterstreicht dies. Dabei fehlten auf Bochumer Seite mit dem Ex-Rostocker Tony Hicks und Routinier Björn Rohwer zwei wichtige Säulen im Team. „In diesem Jahr wird es kein einziges leichtes Spiel geben“, warnt Chris Schmidt. Die vier Punkte aus den letzten beiden Spielen werden dadurch umso wertvoller.

 

Zahlen – auch solche, die lügen

Im Teamvergleich machen sich die Fortschritte im Kirchheimer Spiel nur langsam bemerkbar. Die Knights sind noch immer die Mannschaft mit den meisten Ballverlusten in der Pro A. 19,2 Turnover pro Spiel bedeutet Platz eins im Negativ-Ranking.

Aussagekräftiger sind allerdings die Effektivitätswerte einer Mannschaft. Dort haben sich die Ritter zuletzt klar verbessert und belegen inzwischen einen Mittelfeldplatz. Als Statistiktreiber haben sich vor allem die beiden treffsicheren Guards Besnik Bekteshi und Rohndell Goodwin erwiesen. Mit Bekteshi auf Platz sechs und Goodwin als Achter sind zwei Spieler der Knights in den Top Ten der Werfer mit den meisten Punkten pro Spiel.

Nach oben zeigt auch der Trend in der Rebound-Statistik, wo die Kirchheimer mit 36,2 Abprallern pro Spiel auf dem sechsten Platz liegen. Dass solche Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind, beweisen die Eagles aus Itzehoe. Der Aufsteiger liegt mit der zweitschlechtesten Rebound-Bilanz auf Platz sieben und damit auch sieben Plätze vor den Knights. bk