Lokalsport

Nach dem Konflikt das große Beben

Fußballbezirk Karl Stradinger tritt als Vorsitzender zurück. Weitere Funktionsträger wollen dem Beispiel folgen.

Fußball
Symbolbild

Rechberghausen. Es ist ein Silvesterknaller der besonderen Art, einer der jetzt und im neuen Jahr zu weiteren Eruptionen führen dürfte: Der Vorsitzende des Fußballbezirks Neckar-Fils, Karl Stradinger (69), seit 2009 im Amt, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten - nicht nur als Vorsitzender des Bezirks, sondern auch als Ehrenamtsbeauftragter, Bezirkspokalspielleiter, Beisitzer für Integration und Verantwortlicher für die dezentrale Trainerschulung im Göppinger Raum.

Dies ist bereits eine Menge Holz, doch längst noch nicht alles: Bis zum Fußball-Bezirkstag in Jesingen in wenigen Wochen wollen laut Stradinger offenbar mindestens acht weitere Funktionsträger ihre Ämter niederlegen. Stradingers Beispiel gefolgt ist bereits sein Stellvertreter Josef Roth. Über Nacht präsentiert sich der Fußballbezirk rat- und führungslos, in einer seiner schwersten Krisen. Angekündigt hatte sich das Beben bereits mit dem Rücktritt des Bezirkssportgerichts am 23. Mai. Intrigen des Schiedsrichterobmanns der Gruppe Göppingen, Achim Frank, sieht Stradinger nach wie vor als Ausgangspunkt. Frank sei dem Bezirkssportgericht in den Rücken gefallen, als jenes überhöhte Spesenabrechnungen einzelner Schiedsrichter moniert hatte. „Anscheinend ist ihm das Wohl unserer Vereine völlig egal, wenn er derartige Verstöße unterstützt und deckt, anstatt regulierend einzugreifen“, sagt Stradinger, der Frank vorwirft, beim Württembergischen Fußballverband (WFV) gegen die Mitglieder des Bezirksportgerichts interveniert zu haben.

Der Verband hatte dem Sportgericht damals die Verfahren entzogen. Wer mit Stradinger vor wenigen Wochen am Rande der Ehrenamtsgala im Sportheim der TG Kirchheim sprach, bekam schon eine Vorahnung von dem, was folgen würde. „Mal schauen, was noch passiert“, meinte Stradinger vielsagend im kleinen Kreis auf die Frage nach seinem Verbleib an der Bezirksspitze.

Wie es nun weitergeht? Völlig unklar, zumal etliche der Beteiligten im Urlaub sind. Stradinger hat unterdessen seinen letzten Wunsch als Bezirksvorsitzender im Rücktrittsschreiben formuliert: Er hoffe, dass „spätestens beim Bezirkstag in Jesingen die Vertreter der Vereine die Machenschaften rügen und die Hauptverantwortlichen zur Rechenschaft ziehen“. Das Treffen aller Bezirksklubs im Februar wird wohl eines der besonderen Art.Reimund Elbe