Es gibt Entscheidungen, die trifft man leichten Herzens, bei anderen wiederum lassen sich die Konsequenzen nur schwer absehen. Die Freigabe für Jordan Loveridge, der bei Kirchheims Basketballern von dieser Woche an als Verstärkung eingeplant war, gehört zur ersten Kategorie. Zwar zählt Loveridge zu jenen Spielern, die in jedem Zweitliga-Team den Unterschied ausmachen können, erst recht nach seinen zuletzt gezeigten Leistungen, doch nach seiner dringenden Bitte blieb den Knights im Grunde keine andere Wahl.
„Ich brauche zufriedene Spieler,“ sagt Kirchheims Headcoach Igor Perovic, der Verständnis für den Wunsch des 28-jährigen Amerikaners zeigt, auch wenn die Kirchheimer auf Vertragserfüllung hätten pochen können. „Schließlich hat er sich dieses Angebot durch überragende Leistungen erarbeitet“, meint Perovic. Das Angebot, um das es geht, soll unbestätigten Informationen zufolge von seinem aktuellen Klub Astros Jalisco aus Mexiko stammen, der seinen Play-off-Helden mit allen Mitteln halten will. Mittel, die jene der Kirchheimer offenbar dramatisch übersteigen. Anders ist das Angebot kaum zu erklären, von dem Knights-Sportchef Chris Schmidt sagt, es gehe nicht um das Drei- oder Fünffache, sondern um deutlich mehr.
Wieder Testen vor der Halle
Das Thema Loveridge ist also erledigt. Bleibt die Frage nach Alternativen. „Wir sind nicht in der Situation, in der wir schnelle Unterstützung bräuchten“, sagt Perovic mit Blick auf zurückliegende vier Siege in Folge und Tabellenplatz vier. Wann und ob überhaupt nachverpflichtet wird, dürfte auch von einem anderen Thema abhängen: Im Moment kann niemand sagen, wie es weitergeht, ob dem Sport ein weiterer Lockdown erspart bleiben wird und falls ja, unter welchen Bedingungen. Während es für Spieler aus dem Ausland zurzeit ohnehin schwer ist, eine kurzfristige Arbeitserlaubnis zu bekommen, weil die zuständigen Stellen überlastet sind, wächst auch die Sorge angesichts einer wirtschaftlich ungewissen Zukunft. Beim nächsten Heimspiel am 11. Dezember gegen Bremerhaven gilt im Moment noch die 2-G-Regel mit Testpflicht für alle. Deshalb wird es vor Spielbeginn wieder Schnelltests vor der Halle geben. Wie viele der Fans dieses Angebot annehmen werden, lässt sich schwer abschätzen. Der Kartenvorverkauf ist kein sicherer Indikator, weil der Anteil der Dauerkarten in dieser Saison erstmals bei 70 Prozent liegt. „Wir rechnen mit gravierenden Einschnitten“, sagt die kaufmännische Geschäftsführerin der Knights, Bettina Schmauder. „Wir werden alles tun, um den Leuten, die kommen, die größtmögliche Sicherheit zu bieten“, so ihr Versprechen. Sie sagt aber auch: „Wir brauchen schärfere Regeln in allen Bereichen, um diese vierte Welle zu brechen.“ Der Sport stehe in der Pflicht, seinen Beitrag zu leisten. „Deshalb glaube ich ehrlich gesagt nicht, dass wir am 11. Dezember noch vor vielen Zuschauern spielen.“