Kirchheim. Ein Jahr nach dem Abstieg gleich wieder der Aufstieg: Kirchheims ranghöchste Tennismannschaft hat die Abstiegspleite aus dem Vorjahr umgehend wettgemacht. Viel Glück war im Spiel – und viel Leidenschaft: Thomas Hantge wehrte in seinem Duell mit Schorndorfs Dennis Katzenwadel nicht weniger als fünf Matchbälle ab, Benjamin „Benny“ Dröge gegen Max Bartelt derer drei. „Nach den drei Einzeln hätten wir leicht unaufholbar 1:5 in Rückstand liegen können“, atmete Kirchheims Nummer zwei, Tony Holzinger, später erleichtert auf. Stattdessen stand es 3:3 – Spielausgang weiter völlig offen.
Wer mit wem? Bei der anschließenden internen Beratung um die bestmöglichen Doppel-Formationen griffen die Kirchheimer in die Psychologiekiste: Jeder der drei Einzelsieger bekam als Partner einen Einzelverlierer zugeschanzt, „um ihn mitzuziehen“, wie TCK-Trainer Jörn Kaiser den Sinn der Übung lapidar beschrieb. In zwei Fällen ging das Vorhaben perfekt auf. Guillermo Leonel Videla (27), zuvor überraschend 0:2-Verlierer gegen den Slowaken Michal Milko im Spitzenduell, gewann an der Seite Hantges ebenso wie Alexander Miehle, den Nebenmann Holzinger pushte. Mit den zwei Doppelsiegen war die Partie entschieden und die Verbandsligasaison 2016 mit einem fast sensationellen TCK-Happyend ausgeklungen.
Zuvor hatte TCK-Routinier Tony Holzinger selbstbewussten Worten handfeste Taten folgen lassen. „Ich bin in der Form meines Lebens“, hatte er bereits Tage vor dem Spitzenspiel sinngemäß erklärt. Die Richtigkeit seiner Einschätzung bestätigte das „Zweier“-Duell gegen Schorndorfs Teamkapitän Felix Gaiser. Holzinger gewann 6:0, 6:2 – fast die Höchststrafe für den Gegner. „Ich habe heute fast alles getroffen und darüber hinaus wenig Fehler gemacht“, sagte Holzinger, der als Vorzeige-Saisonbilanz nun sieben Einzelsiege bei null Niederlagen vorweise kann. Damit war er und nicht der Argentinier Videla (5/1) teamintern die Nummer eins. Nebenbei brillierte der 33-Jährige auch in den Doppeln: sieben Spiele, sieben Siege.
Als sich das Gros der knapp 100 Besucher wieder auf den Nachhauseweg gemacht hatte, feierten die TCK-Akteure mit Wein, Bier und Wodka noch ausgelassen bis nach Mitternacht. Außer O-Saft-Genießer Guillermo Leonel Videla, dem absoluten Abstinenzler, waren an diesem Abend alle TCK-Cracks ein wenig undiszipliniert. Ein wenig. „Als ich heute früh um 7.30 Uhr auf den TCK-Platz kam, standen die Spielerautos noch vor dem Vereinsheim“, erzählte Jörn Kaiser gestern schmunzelnd. Ins Auto hatte sich nach durchzechter Nacht keiner getraut.
Während die Euphorie beim TCK nach dem zweiten Oberliga-Aufstiegscoup binnen zwei Jahren fast keine Grenzen kannte, fiel die Stimmung bei den Schorndorfern samt mitgereister zwei Dutzend Fans nach dem 4:5 in Richtung Tiefpunkt.
Der Frust über die gewissermaßen in letzter Spielminute entrissene Staffelmeisterschaft saß tief. „Unsere Spieler sind sehr enttäuscht“, beschrieb TCS-Vorsitzender Erich Segler das Allgemeinbefinden, ohne das Match live miterlebt zu haben: Am Sonntag kehrte er erst von einem Österreich-Kurzurlaub zurück. Ihm selbst passte das Ergebnis auch nicht. Die Oberliga-Rückkehr soll seine Mannschaft nun in der nächsten Saison schaffen.
Derweil richten sich erste Blicke der TCK-Protagonisten schon auf die kommende Oberliga-Spielzeit. „Um den Klassenerhalt zu schaffen, brauchen wir eine starke Nummer eins“, sagt Tony Holzinger. Welche Cracks konkret – neben Videla – das Anforderungsprofil erfüllen könnten, ist ein dreiviertel Jahr vor Saisonstart naturgemäß noch keine Frage beim TCK. Doch Holzinger kennt durch seine Vergangenheit als ATP-Turnierspieler Tennisprofis in aller Welt – „über 100“, wie er selber sagt. Einer von ihnen wird wohl der richtige sein.