Lokalsport

OB verteilt Lob und Geld

Matt-Heidecker sagt TG Unterstützung bei Arbeit mit Flüchtlingen zu

„Flüchtlinge“ war das Wort des Jahres 2015. Die entsprechende Thematik stand angesichts von derzeit rund 700 Asylsuchenden in Kirchheim am Dreikönigstag auch im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs der Turngemeinde Kirchheim. Die Zuschuss-Zusage von OB Angelika Matt-Heidecker für den gastgebenden Verein passte da ins Bild.

Warb beim Neujahrsempfang der Kirchheimer Turngemeinde um Solidarität bei der Integration von Flüchtlingen: OB Angelika Matt-Hei
Warb beim Neujahrsempfang der Kirchheimer Turngemeinde um Solidarität bei der Integration von Flüchtlingen: OB Angelika Matt-Heidecker.Foto: Ralf Just

Kirchheim. Rund 100 Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Sport waren der Einladung der Turngemeinde (TG) gefolgt, die in punkto Integration im vergangenen Jahr Pionierarbeit geleistet hat. Die TG-Vorsitzende Silvia Kretzschmar erinnerte an die Anfänge, als im April 2015, kurz nach der Ankunft der ersten Asylsuchenden aus Gambia, Kontakte geknüpft und eine Einladung zu einem Fußballtraining ausgesprochen wurde.

Es sei, so die Vereinschefin, die von den Flüchtlingen nur liebevoll „Mama“ genannt wird, der Beginn eines wunderbaren Miteinanders gewesen. Selbst als ein dauerhaftes Training dreimal pro Woche angeboten wurde, seien nie weniger als 30 sportbegeisterte junge Männer gekommen. Aus dem Freizeitspaß, sagte Kretzschmar, sei ein Team entstanden, das als zweite Mannschaft seit Sommer am regulären Spielbetrieb teilnimmt. Hinzu seien kostenlose, ehrenamtliche Deutschkurse gekommen, Sponsoren hätten Trainings- und Trikotsätze gespendet. Dennoch hat der Verein selbst tief in die Tasche greifen müssen. Schließlich, so Silvia Kretzschmar weiter, könne von den Flüchtlingen kein Mitgliedsbeitrag verlangt werden. Der Spielbetrieb koste aber permanent Geld – und Zuschüsse gebe es nicht.

Es war das Stichwort für Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker. Spontan sagte sie nach den offiziellen Reden zu, für einen Zuschuss zu sorgen – ohne den sowieso schon angespannten Sportetat der Stadt zu belasten. Auch das Stadtoberhaupt stellte zunächst die Flüchtlingsthematik in den Mittelpunkt und forderte die Anwesenden auf, leer stehende Zimmer und Wohnungen für die Neubürger zu vermieten, wobei die Stadt als Zwischenvermieter auftrete und auch die Kosten der Miete trage. „Schließlich“, so Matt-Heidecker weiter, „gehen wir davon aus, dass 2016 und 2017 rund tausend Menschen dauerhaft bleiben und Wohnraum benötigen werden.“ Die Einwanderung, unterstrich die Oberbürgermeisterin, werde die Stadt ebenso verändern wie einst die Gastarbeiter vor rund 50 Jahren. Integration basiere auf Respekt. Die Vielfalt von Traditionen und anderen Denkweisen baue auf dem Fundament des Deutschen Grundgesetzes, über dem keine heiligen Bücher – weder Bibel noch Koran – stünden.

Lokalsportlich bestätigte die Oberbürgermeisterin für 2016 den rund 200 000 Euro teuren Umbau des maroden Tennenplatzes in Nabern – im Jargon liebevoll „Scholle“ genannt – zu einem Rasenspielfeld. Dieses soll jedoch nicht nur dem SVN, sondern auch allen anderen Kirchheimer Fußballvereinen bei Bedarf zur Verfügung stehen. Dies sei, stimmte Hermann Schnizler, Vorsitzender des Stadtverbandes für Leibesübungen (SfL) zu, „ein beispielhafter Schulterschluss in Sachen gemeinsame Sportstättennutzung in Kirchheim“ gewesen.

Für das im Bau befindliche VfL-Sportvereinszentrum, an dem am kommenden Montag die Wände erstellt werden sollen, sieht Schnizler noch Handlungsbedarf für einen solchen Schulterschluss: „Der VfL ist jetzt gefordert, vor Ort bei den Vereinen Werbung zur Nutzung des Sportvereinszentrums zu machen.“

In Sachen Bäder sieht Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker den Bedarf für Wassersport treibende Vereine, Schulen und zur Gesundheitsvorsorge noch gedeckt. Für das Freibad sei ein Ingenieurbüro mit der Erstellung eines Masterplans für die Instandsetzung und Zukunftsfähigkeit beauftragt worden. Dieser soll im März vorliegen. Mit der Gemeinde Dettingen, so Angelika Matt-Heidecker, seien weiter Gespräche über eine Ertüchtigung des bestehenden Hallenbads geführt worden, da ein Hallenbadneubau aufgrund jährlicher Belastungen von rund 1,4 Millionen Euro nicht finanzierbar sei. „Damit“, so die Oberbürgermeisterin, „müssen wir uns wohl mittelfristig abfinden.“