Lokalsport

Ohne Sponsoren läuft nichts mehr

Nachwuchssport Vereine sind auf attraktive Events angewiesen, um Kinder und Jugendliche zu erreichen. Doch Großveranstaltungen kann kaum ein Verein aus eigener Kraft mehr stemmen. Von Bernd Köble

Nachwuchsveranstaltungen mit Zugkraft: Die alpine Leki-Race-Challenge und der Mosolf-Schulencup der Fußballer.Foto: Jean-Luc Jac
Nachwuchsveranstaltungen mit Zugkraft: Die alpine Leki-Race-Challenge und der Mosolf-Schulencup der Fußballer.Foto: Jean-Luc Jacques

Ohne Nachwuchs keine Zukunft. Großveranstaltungen mit Zugkraft sind in fast jedem Sportverein längst Teil der Überlebensstrategie. Nur: Kaum ein Verein kann sich Eigenwerbung in Form von großen Turnieren, attraktiven Rennen oder Trainingscamps mit prominentem Personal finanziell leisten. Die Folge: Hinter fast jeder Nachwuchsveranstaltung im Sport stehen inzwischen zahlungswillige Unternehmen. Ohne Sponsor läuft nichts mehr.

Christopher Andrä fiel ein Stein vom Herzen. Die 11. Auflage des Mosolf-Schulencups, der alljährlich kurz vor den Sommerferien im Kirchheimer Stadion stattfindet, war vergangenen Juli ein satter Erfolg. Viel wichtiger jedoch: Der Namensgeber, der das Jugendfußballturnier mit rund 600 Schülern finanziell unterstützt, bleibt an Bord. Auf jeden Fall bis 2020, so die feste Zusage. Ohne die wäre die Veranstaltung von heute auf morgen tot gewesen. Etwa 700 bedruckte T-Shirts für Teilnehmer und Helfer, Pokale, Verpflegung Schiedsrichterkosten. All das verschlingt eine mittlere vierstellige Summe. Geld, das der Verein als Veranstalter nicht hat. Dank Finanzhilfe der lokalen Wirtschaft, gelingt es den Helfern aus der Fußballabteilung im VfL Kirchheim, durch den Verkauf von Essen und Getränken sogar einen kleinen Gewinn zu erwirtschaften. „Viel verdient man nicht“, sagt Andrä, seit drei Jahren Jugendleiter im VfL. „Aber ein bisschen was bleibt hängen.“ Der größte Gewinn: wenn ein paar wenige über das Turnier den Weg ins Vereinstraining finden.

Weit größere Nachwuchssorgen als die Fußballer hat eine Sportart, von der nicht wenige behaupten, sie sei schon in naher Zukunft zum Aussterben verdammt. Dass die vier Skivereine SVL und VfL aus Kirchheim, der TV Neidlingen und der TVU Unterlenningen mit vereinten Kräften am Werk sind, wie am letzten Januar-Wochenende, ist von der Not diktiert. „Alleine könnte so eine Veranstaltung keiner stemmen“, sagt SVL-Vorstandsmitglied Bruno Panni über die Leki-Race-Chal­lenge. Ohne Geldgeber ohnehin nicht. Auch hier steht eine mittlere vierstellige Summe im Raum, die für Fahrtkosten, Hangmiete oder Verpflegung draufgeht. Dazu gibt es Sachpreise, gespendet von mehreren Unternehmen, die unter allen Teilnehmern verlost werden. Damit auch weniger versierte Skifahrer eine Gewinnchance haben. An der Auftaktveranstaltung der zweiteiligen Nachwuchs-Rennserie im Bregenzerwald nahmen 150 Kinder und Jugendliche teil. Dank Firmenunterstützung bleibt auch hier durch Startgelder für die Vereine unterm Strich ein bescheidener Gewinn. Die Regel ist das nicht. „Bei Bezirksrennen, wo inzwischen kaum mehr als 80 Teilnehmer am Start sind“, sagt Panni, „zahlen die Vereine längst drauf.“ Der 58-Jährige, der seit mehr als 30 Jahren im Verein aktiv ist, gibt sich keinen Illusionen hin: „Spätestens in zehn Jahren wird es keine zwei Kirchheimer Skiklubs mehr geben.“

SV-Cup als Gegenbeispiel

Bei den Handballern sieht es nicht gar so düster aus, doch auch hier ist man froh über jedes neue Gesicht. Die gewinnt man nicht im Vereinsalltag, sondern durch Veranstaltungen wie das dreitägige Trainingscamp, das die SG Lenningen zu Jahresbeginn mit namhaften Trainern veranstaltet hat - ­finanziert von der BKK Scheufelen. Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen: Die Mountainbiker haben ihren Albgold-­Juniorscup, die Genossenschaftsbanken leisten sich seit Jahren einen landesweiten und sportartenübergreifenden Nachwuchswettbewerb, die sogenannte VR-Talentiade.

In Owen trägt die größte Sportveranstaltung des Jahres im Ort zwar auch den Namen einer Versicherung im Titel, doch der TSV beweist seit mehr als einem Vierteljahrhundert, dass es auch anders geht. Der SV-Cup steht wirtschaftlich auf eigenen Beinen. Eines der größten Handballturniere im Verbandsgebiet zählte vergangenen Sommer an drei Tagen 150 teilnehmende Mannschaften, darunter mehr als hundert Nachwuchsteams. „Die Veranstaltung trägt sich selbst“, sagt Mitorganisator Ulrich Raichle. Möglich machen das 120 freiwillige Helfer, von denen manche bereits die Woche zuvor sechs Tage am Stück im Einsatz sind. 3 000 Euro kosten allein die Sicherheitskräfte während der beiden Abendveranstaltungen im Festzelt. Wie lange das funktioniert, weiß auch Raichle nicht. Die Gesichter im engsten Kreis der Organisatoren sind seit Jahren dieselben. Er sagt: „Helfer zu rekrutieren wird von Jahr zu Jahr schwieriger.“

Nachwuchsveranstaltungen mit Zugkraft: Die alpine Leki-Race-Challenge und der Mosolf-Schulencup der Fußballer.Foto: Jean-Luc Jac
Nachwuchsveranstaltungen mit Zugkraft: Die alpine Leki-Race-Challenge und der Mosolf-Schulencup der Fußballer.Foto: Jean-Luc Jacques