Lokalsport

Perfekter Kempa-Trick vor den Augen von Monsieur Handball

Zagrebs Josip Valcic in Lenningen mit dem Tor des Abends – Frisch Auf Göppingen siegt vor 800 Besuchern mit 35:27

Josip Valcic von RK Croatia Zagreb sprang hoch in den Wurfkreis. Schnappte sich den Musterpass eines Mitspielers im Flug und schmetterte den Ball aus der Drehung ins Netz, noch bevor seine Füße den Boden berührten. Ein Kempa-Trick in Vollendung. Der Kroate erzielte das Traumtor des Abends, aber das Auftaktspiel des Kempa-Cups in der mit 800 Zuschauern ausverkauften Lenninger Sporthalle gewann Frisch Auf Göppingen mit 35:27 (13:12).

FA-Göppingen - RK ZagrebKempa-Cup
FA-Göppingen - RK ZagrebKempa-Cup

Lenningen. Der schönste Treffer war ein Glücksmoment vor allem für Bernhard Kempa, dem 92-jährigen Ehrengast und Namensgeber des Turniers auf der Tribüne. Er hat den Trick erfunden, den er am 24. März 1954 in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe im Länderspiel gegen Schweden zum ersten Mal einsetzte und der heute mehr denn je zum Wurf-Repertoire jeder großen Handballmannschaft gehört.

Bis zu diesem Highlight in der 26. Minute war es ein Spiel auf Augenhöhe. Frisch Auf mit Schwächen in der Abwehrzentrale und auf der Torwartposition. Stabiler stand die Deckung erst, als Schlussmann Nikola Marinovic nach 20 Minuten durch Primoz Prost ersetzt wurde. „Mimi“ Kraus und Tim Kneule wechselten sich als Spielmacher ab. Beide überzeugten auch als Torschützen, wobei die variantenreichen Anspiele von Kraus für die Mitspieler manchmal noch zu überraschend kommen.

In der zweiten Halbzeit steigerten sich die Grün-Weißen, lautstark angetrieben von Velimir Petkovic. Der Kroate, mit rund einer Viertelmillion Euro Jahresgehalt einer der teuersten Trainer der Bundesliga, wird sich am Saisonende nach beinahe zehn Jahren aus der Stauferstadt verabschieden. Er hat den Ehrgeiz, mit der Mannschaft noch einmal einen internationalen Wettbewerb zu erreichen. „Wir haben nach dem Wechsel eine ganz andere Göppinger Mannschaft gesehen, viel schneller und konzentrierter im Abschluss“, sagte Mit-Organisator „Leo“ Lehmann.

In diesem Angriffswirbel ging der stark verjüngte kroatische Rekordmeister unter. Zeitweise bauten die Göppinger ihren Vorsprung auf zehn Tore aus, wobei sich Momir Rnic, FA-Spieler des Jahres in der vergangenen Saison, mit acht Treffern als Rekordschütze hervortat. Die weiteren Treffer erzielten Tim Kneule (5), Felix Lobedank (5), Marcel Schiller (5/2), Tim Kneule (4), Michael Kraus (4), Christian Schöne (3), Evgeni Pevnov (1). Bei den Kroaten ragte Marino Maric mit fünf Toren heraus.

Ohne Treffer blieb Michael Thiede, der allerdings auch nur in den letzten vier Minuten zum Zuge kam. Er meldete sich mit einem Lattenkracher bei seiner früheren Mannschaft zurück. Der 2,02-Meter-Mann wurde in letzter Minute für den rechten Rückraum verpflichtet und soll Zarko Markovic ersetzen, von dem sich Frisch Auf getrennt hat. Thiede spielte zuletzt in Großwallstadt, war danach ohne Vertrag und bereitete sich als Gastspieler mit Göppingen auf die Saison vor. Angeblich hat er dafür sogar das Trainingslager aus eigener Tasche bezahlt.

Zagrebs Trainer Boris Dvorsek lobte den Gegner („in der zweiten Halbzeit war es ein Qualitätsunterschied“) und dankte der SG Lenningen für die „perfekte Organisation“. Kollege Petkovic meinte: „In dieser tollen Atmosphäre hat es Spaß gemacht, zu spielen. Nächstes Jahr kommen wir gerne wieder.“ Dann jedoch ohne ihn.

Fazit für Frisch Auf: Die Mannschaft scheint den Abgang der beiden Leistungsträger Michael Haaß und Pavel Horak verkraftet zu haben und sollte in der Lage sein, in der Bundesliga besser abzuschneiden als im Vorjahr mit dem enttäuschenden 12. Tabellenplatz. Ganz entscheidend wird sein, wie sie das schwere Startprogramm (Magdeburg, Flensburg, Hannover, Füchse Berlin, Rhein-Neckar-Löwen) bewältigt. „Wir haben einen langen, schweren Weg vor uns“, weiß „Mimi“ Kraus.

Im Vorprogramm des Freitags musste der neue Lenninger Bezirksliga-Trainer Michel Rehkugler zum Einstand gleich eine Niederlage einstecken. Das 25:27 im Nachbarschafts-Derby gegen den TB Neuffen war aber leicht zu verschmerzen, weil es sich um ein Testspiel handelte.