Lokalsport
Plan B bei den Knights greift schneller als gedacht

Basketball Der personelle Kurswechsel bei den Kirchheimern zahlt sich aus. Beim ersten Saisonsieg am Samstag in Vechta kommen erstmals wieder Grundtugenden ans Licht. Von Bernd Köble

Viel zu sagen gab es vorher nicht. Besnik Bekteshi? Klar, den Namen kennt man. Ohne eigene Coaching-Erfahrung allerdings kein klar formuliertes Urteil –da sind Trainer eigen. Was die erst wenige Wochen alte Beziehung zwischen Knights-Headcoach Igor Perovic und seiner neuen Arbeitskraft Besnik Bekteshi angeht, hat sich die Sprachwahl seit Samstag rasant geändert. Warum, das konnte jeder sehen: Was Kirchheims neuer Taktgeber im Rasta Dome an Effizienz und Kaltschnäuzigkeit aufs Spielfeld zauberte, versetzt selbst einen kühlen Analysten wie Perovic in leicht temperierten Zustand. „Von allen Spielern, die ich bisher gecoached habe, war das heute sicher einer der besten Auftritte,“ fand der Trainer ungewohnt deutliche Worte. Kein Satz im Affekt. Perovics bemerkenswertes Fazit fiel am Tag nach dem 96:83-Seg in Vechta, der die Serie von drei erfolglosen Kirchheimer Spielen zum Saisonstart beendet hat. „Nach dem Sprung ins kalte Wasser mussten wir schwimmen,“ beschreibt Kirchheims Coach die Situation. „Die ersten Züge sind uns gut gelungen.“

Eine Trendwende, die schneller kommt, als zu erwarten war und die man besser nicht allein in Zahlen fasst. 31 Punkte, acht von neun Dreiern, die Hälfte davon in spielentscheidenden Momenten – das sind Statistiken, die man auch von einem hochveranlagten Spieler, der es sich und der Welt nach schwierigen Jahren zeigen will, nicht jeden Tag erwarten sollte. Bekteshis famose Einzelleistung war vielmehr

 

Nach dem Sprung ins kalte Wasser
mussten wir schwimmen.
Igor Perovic
Kirchheims Trainer zum Kaltstart nach drei Personalwechseln.
 

eingebettet in ein Kollektiv, das diesmal nicht aufsteckte. Weder vor der Halbzeitpause, als der Bundesliga-Absteiger mit einem 11:0-Lauf zurückschlug, noch danach, als beim 54:56 im dritten Viertel das Spiel plötzlich wieder völlig offen war. Noch vor kurzem hätten beide Momente wohl den Kipp-Punkt markiert. Diesmal stand eine Mannschaft auf dem Parkett, die wild entschlossen dagegen hielt. Die veränderte Körpersprache sei schon in den wenigen Trainingseinheiten vor dem Spiel sichtbar geworden, meint Knights-Sportchef Chris Schmidt und tritt gleichzeitig auf die Bremse:. „Wir haben auch viele Ballverluste und das eine oder andere konditionelle Defizit gesehen,“ stellt er fest. „Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt.“

Vom personellen Upgrade scheinen bei den Rittern auch andere zu profitieren. Elijah Strickland beispielsweise, der wie schon im Vorjahr als Brückenbauer in der Vorbereitung verpflichtet wurde und nur einen Vertrag über drei Monate in der Tasche hat. Er stand nach dem Ausfall von Aleksa Bulajic am Samstag fast 27 Minuten auf dem Feld und war mit 18 Punkten und vier Rebounds zweitbester Scorer in diesem Spiel. Damit dieses Signal vernommen würde, müsste Strickland freilich nachlegen, denn bald schon könnte es im Backcourt wieder enger werden. Bulajic und Miksic sind am Montag wieder voll ins Training eingestiegen. Für Karlo Miksic war es mehr als drei Monate nach seiner Sprunggelenks-OP die erste Einheit mit Gegnerkontakt. Ob sich das angepeilte Comeback gegen Bochum am Samstag wird halten lassen, weiß niemand „Im Moment ist er schmerzfrei. Wir müssen jetzt abwarten, wie schnell er und Aleksa zurückfinden,“ sagt Chris Schmidt, auch mit Blick auf Stricklands Zukunft. „Danach sehen wir weiter.“ Schwieriger als erwartet gestaltet sich die Rückkehr von Tim Koch. Kirchheims Routinier, der sich bei einem Schlag aufs Auge vor zwei Wochen in Karlsruhe eine Hornhautverletzung zugezogen hat, kämpft weiter mit den Folgen. Seine Rückkehr in Vechta musste wegen Kopfschmerzen und Sehproblemen verschoben werden. Inzwischen ist Koch auch fürs Heimspiel gegen Bochum ein Wackelkandidat.

Als solche galten zuletzt auch die beiden Center Noah Starkey und Akim Jonah, allerdings aus anderem Grund. Beide mussten nach den ersten drei Saisonspielen Kritik einstecken, und beide betrieben im Rasta Dome am Samstag Arbeitsplatzsicherung. Starkey war mit sieben zweiten Bällen unterm eigenen Korb in nur 17 Spielminuten bester Rebounder. Jonah nutzte seine sieben Minuten Einsatzzeit für eine solide Defensivleistung. Die Zeit für harte Schnitte scheint bei den Knights vorerst vorbei zu sein.