Lokalsport

Pokalheldin in der Warteschleife

Jelena Wlk bei Stuttgarts Volleyballerinnen nicht mehr erste Wahl

Wenn für die Bundesligavolleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart heute in der Scharrena gegen Vilsbiburg das Unternehmen Pokal-Titelverteidigung beginnt, muss sich Jelena Wlk mit der undankbaren Rolle der Ersatzspielerin begnügen. Vor acht Monaten hatte die 22-Jährige aus Schlierbach den Cup-Gewinn erst möglich gemacht.

Die Euphorie ist vorerst weg: Jelena Wlk kämpft in Stuttgart momentan um den Anschluss. Foto: Tom Bloch
Die Euphorie ist vorerst weg: Jelena Wlk kämpft in Stuttgart momentan um den Anschluss. Foto: Tom Bloch

Stuttgart. Im Pokalfinale im März gegen Aachen kam „Jele“ bei einem 0:2-Rückstand des MTV von der Bank. Sie schmetterte unbekümmert drauflos, machte Punkt um Punkt und riss mit ihrer Leidenschaft und Dynamik die ganze Mannschaft mit. Stuttgart drehte eine verloren geglaubte Partie und gewann mit 3:2. Jelena Wlk war der gefeierte Star und wurde zur besten Spielerin des Endspiels gekürt.

Von der Euphorie dieser Sternstunde ist wenig übrig geblieben. In der vergangenen Woche waren die MTV-Damen auf großer Fahrt. Erst nach Hamburg zum Bundesligaspiel gegen VT Aurubis (3:0), von dort mit Zwischenstopp in Istanbul 3 000 Kilometer weiter ans Kaspische Meer nach Aserbaidschan zur Champions-League-Premiere bei Azerrail Baku (0:3). Danach ging‘s zurück nach Dresden zur Wiederauflage des verlorenen Meisterschaftsendspiels gegen den DSC (1:3).

Jelenas Wlks ebenso kurzes wie ernüchterndes Fazit nach acht Reisetagen und drei Spielen: „Ich durfte aufschlagen.“ Zwar nicht in Hamburg, dafür aber in Baku, wo sie eine kleine Aufschlagserie hinlegte. Und in Dresden war ihr Tagwerk nach einer einzigen Angabe schon wieder beendet. Die kaum nennenswerten Einsätze – für eine Spielerin ihres Formats ein Schlag ins Gesicht. Doch es gibt Gründe dafür.

Einer ist für MTV-Manager Bernhard Lobmüller ihre langwierige Knieverletzung mit Kreuzbandriss, Meniskusschaden und Folgeschäden mit Nach-OP: „Jele hat deswegen die ganze Vorbereitung verpasst. Sie ist nach ihrer Reha erst kurz vor Saisonbeginn ins Mannschaftstraining eingestiegen. Jetzt sieht das Knie wieder sehr stabil aus.“ Jelena nickt und bestätigt: „Mit dem Knie habe ich keine Probleme mehr.“

Aber mit der internen Konkurrenz. Vizemeister MTV hat sich zur neuen Saison wesentlich verstärkt. Hinter der niederländischen Kapitänin Kim Renkema, der Ungarin Renata Sandor und der Tschechin Michaela Mlenkova, alles Nationalspielerinnen, ist Jelena als Kleinste (1,78 Meter) nur noch Außenangreiferin Nummer vier. Vom spanischen Cheftrainer Guillermo Naranjo Hernandez wird sie selten berücksichtigt, obwohl Lobmüller meint: „Sie ist perfekt in der Annahme und bei den Aufschlägen. Bei vielen anderen Vereinen wäre sie Stammspielerin.“ Nur nicht beim MTV. Der Manager über ihre Perspektive in Stuttgart: „Jele wird es in dieser Saison schwer haben, über eine Jokerrolle hinauszukommen.“

Was tun: Den Verein wechseln? „Im Moment habe ich keine Wahl“, sagt Jelena Wlk und denkt an ihre berufliche Zukunft. Im nahen Pforzheim studiert sie International Business. Das Studium lässt sich gut mit dem Training vereinbaren und deshalb möchte sie in Stuttgart bleiben, wo sie mit ihrem Bruder eine WG bewohnt. Bleibt also vorerst nur der Traum von einer ähnlichen Sternstunde wie im Pokalfinale im März. Vielleicht schon heute Abend im DVV-Achtelfinale gegen die Roten Raben aus Vilsbiburg.