Lokalsport

Polizeischüler mit einer ruhigen Hand

Sportschießen Der Neidlinger Max Braun gilt nach Platz 13 bei der Junioren-WM als eines der größten Talente im Deutschen Schützenbund. Von Klaus Schlütter

Unterm Reußenstein wachsen nicht nur die süßesten Kirschen. Die 1 800-Seelen-Gemeinde Neidlingen bringt auch immer wieder Spitzensportler hervor, wie zum Beispiel Inline-Weltmeisterin Ann-Kathrin Stolz. „Wir sind eine tolle Sportgemeinde“, sagt Bürgermeister Klaus Däschler im Brustton der Überzeugung. Er selbst beschränkt sich auf das Ehren der erfolgreichsten Mitbewohner. So am Donnerstag um 17 Uhr, wenn das Gemeindeoberhaupt die jüngsten deutschen Meister Karoline Brüstle und Max Braun im Rathaus empfängt.

Nur wenige Tage nach dem Titelgewinn der Triathletin auf der Kurzdistanz holte der 17-jährige Gewehrschütze gleich sieben Medaillen auf einen Streich, davon drei in Gold. Eine davon im Luftgewehr-Schießen mit neuem deutschen Junioren-Rekord. Der Deutsche Schützenbund nominierte Braun danach für die Weltmeisterschaften im südkoreanischen Changwon, wo er vorgestern seine famosen Leistungen mit Platz 13 unter 51 Teilnehmern im Einzel und Rang sechs mit dem deutschen Juniorenteam im Kleinkaliber Liegend 50 Meter bestätigte.

„Die äußeren Bedingungen waren schwierig. Dennoch kann ich mit meinen Resultaten sehr zufrieden sein“, berichtet Max Braun nach seinem Abschneiden in Südkorea. Mit 60 Schuss und 615,8 Ringen, erzielte er lediglich vier weniger als der neue Weltmeister Benjamin Karlsen aus Norwegen (619,7). Damit ist er zweitbester Deutscher hinter Fabian Dingerdissen aus Münzenberg (617,5 Ringe/4.) und klar besser als Maximilian Ulrich aus Wilzhofen (606,4 /43.). Hätte Ulrich eine ähnliche Leistung wie Braun geboten, wäre in der Teamwertung Silber oder sogar Gold möglich gewesen. So gewann Norwegen mit 1852,3 Ringen, und das deutsche Trio musste sich mit 1839,7 Ringen und Platz sechs begnügen.

Der Start bei der Weltmeisterschaft - das erste Großereignis seiner noch jungen Karriere. Mit zwölf Jahren begann Max Braun auf dem Stand des SV Neidlingen mit dem Schießen. „Man hat gleich gesehen, dass er talentiert und zielstrebig ist. Er hat an verschiedenen Kaderlehrgängen teilgenommen und sich schnell weiterentwickelt. Es ging stetig bergauf“, berichtet sein Vetter Matthias, der auch sein erster Trainer war. Max wurde in den Landeskader berufen und ins Landes-Leistungszentrum in Pforzheim aufgenommen. Im vergangenen Jahr holte er seine ersten deutschen Meistertitel. Sehr zur Freude seines Vaters, der selbst aktiver Schütze war und den Jungen nach Kräften gefördert hat. Den ersten WM-Auftritt seines Sohnes durfte er nicht mehr erleben. Rolf Braun ist nach schwerer Krankheit inzwischen verstorben.

Beruflich hat sich Max für den Polizeidienst entschieden. Seit Anfang Sommer absolviert er seine Ausbildung in Bruchsal, pendelt von dort regelmäßig ins Schießzentrum nach Pforzheim zum Training. Im Rahmen der Sportförderung wird er für Wettkämpfe freigestellt. „Er wird sich noch weiterentwickeln“, ist Matthias Braun überzeugt. „Wenn er etwas macht, dann hundertprozentig.“

Zweierlei Wertung

Bei den „Deutschen“ erzielte Max Braun mit 60 Schuss KK Liegend 592 Ringe. Bei der WM aber mit gleicher Schussanzahl 615,8 Ringe. Wie ist das möglich?

Bei nationalen Wettbewerben wird auf volle Ringzahlen von eins bis zehn ohne Dezimalstellen geschossen. Ist der Zehnerring nur angekratzt, wird der Schuss als ganze Zehn gewertet. Ist der Ring unverletzt, zählt der untere Wert. Bei Brauns 592 Ringen waren also acht Neuner dabei. Die Auswertung erfolgt in der Regel elektronisch, auf Papierscheiben noch mit dem „Schusslochprüfer“.

International gilt die Zehntelwertung. Dabei wird elektronisch gemessen, wie weit der Schuss in Zehnteln vom absoluten Zentrum der Scheibe („Nullteiler“) entfernt ist. Die optimale Zehn ist eine 10,9, die schlechteste Zehn eine 10,0. Jeder Schütze hat an seinem Stand einen Monitor, der sofort den Wert anzeigt.

Bei der WM lag Brauns Durchschnittswert bei 10,26 Ringen.ks