Lokalsport
Profis und Amateure in einem Boot

Corona In einer Videokonferenz haben sich Vertreter von Sportvereinen mit der Kirchheimer CDU-Landtagskandidatin Natalie Pfau-Weller über Probleme und Herausforderungen im Lockdown ausgetauscht. Von Reimund Elbe

Die Unsicherheit im lokalen Sport nimmt nicht ab - so lautete das Fazit einer Videokonferenz zum Thema „Sport in Corona-Zeiten“, die von der Kirchheimer CDU-Landtagskandidatin Dr. Natalie Pfau-Weller initiiert worden war. Unbeschwert klingende, optimistische Töne gab es nämlich angesichts der momentanen Pandemielage von politischer Seite genauso wenig wie von Vertretern des Sports.

Eine weitere Quintessenz des rund 75 Minuten andauernden virtuellen Gedankenaustauschs: Profi- und Amateursport sitzen in der Krise in puncto Sorgen in einem Boot. Bettina Schmauder redete im digitalen Meeting nicht lange um den heißen Brei herum. „Ohne Hilfe des Bundes hätten wir das Jahr 2020 nicht überlebt“, schilderte die Knights-Geschäftsführerin den rund 15 Zugeschalteten aus verschiedenen Sportarten drastisch das Auf und Ab der vergangenen rund zehn Monate. Fehlende Zuschauereinnahmen beim einzigen Kirchheimer Sport-Profiteam seien dabei nur ein Aspekt unter vielen in der aktuellen Krise. „Pläne für die kommende Saison sind derzeit kaum möglich“, ergänzte Schmauder. Wobei die Knights als Profiteam, laut gültigen Vorgaben, zumindest im Punktspielbetrieb der Pro A mitmischen können. „Wir wissen um unsere besondere Stellung“, zeigte sich die Knights-Geschäftsführerin dankbar. Live-Streams der Partien im Netz seien als Notlösung zumindest ein Hoffnungsbringer.

Ein gewaltiges Problem schlummert dabei eher noch im Verborgenen: Der Nachwuchs droht in den Klubs wegzubrechen, da der Spiel- und Trainingsbetrieb im Jugendbereich nun seit Monaten komplett stillliegt - was ­Brian Wenzel Sorgen bereitet. „Für junge Spieler ist aktuell kein kontrolliertes Trainings möglich, im Basketball zum Beispiel ist Joggen als Ausweichmöglichkeit aus Trainingssicht nur begrenzt sinnvoll“, beurteilt der Knights-Co-Trainer die Situation, „auch ein daheim falsch ausgeführtes Krafttraining kann zum Problem werden“, warnte Wenzel.

Kein Handball mehr im Frühjahr?

Uwe Hamann ging sogar noch einen Schritt weiter. Der Andrang bei den mannschaftsinternen virtuellen Treffen und Einheiten lasse bereits nach, berichtete der Abteilungsleiter der VfL-Handballer - nicht nur bei den Aktiven, sondern speziell auch im Jugendbereich. „Ich gehe davon aus, dass der Spielbetrieb im Frühjahr nicht mehr aufgenommen wird, auch weil keine vernünftige Vorbereitung möglich ist“, lautet Hamanns Einschätzung. Die VfL-Handballer haben bislang in der Verbandsliga noch keine Partie absolviert, im Jugendbereich seien es „zwei bis drei Spiele“ vor dem Lockdown gewesen. Hamann: „Die Runde können wir eigentlich abhaken.“

Auch Brian Wenzel forderte, den Wettkampfsport zumindest im Jugendbereich „möglichst weit nach hinten zu schieben“. Ohne eine seriöse Vorbereitung mache ein zu früherer Start keinen Sinn.

Skateboarder Tim Jans, einer der Protagonisten des Kirchheimer Bikeparks, hatte in der Diskussion einen gewissen Sonderstatus: Dieser spezielle Freiluftsport kam lange Zeit relativ ungeschoren davon. Bis in den Spätherbst lief das Training auf der Anlage am Schlossgymnasium reibungslos ab. „Nun sind allerdings auch die Hallen alle zu, sodass ein Wintertraining schwieriger wird“, berichtete Jans. Viele in der Szene würden sich nun mit individuellem Training in Schuss halten. Der Skateboardfahrer gibt sich vorsichtig optimistisch. Im April oder Mai könnte sich die Lage etwas verbessert haben.

„Dem Vereinssport werden jedenfalls Veränderungen bevorstehen“, vermutet derweil Uwe Hamann, die Vereine könnten nach Corona nicht mehr alles wie bisher stemmen. Es müssten deshalb künftig mehr Sportinhalte über Schulen transportiert werden, auch mehr Stützpunktschulen könnten die Vereine entlasten.

Videokonferenz-Initiatorin Natalie Pfau-Weller stellte unterdessen in Aussicht, sich für eine Erhöhung der Übungsleiterpauschale einzusetzen. „Vereine müssen die Politik noch mehr für ihre Belange in Corona-Zeiten sensibilisieren“, lautete ihre grundsätzliche Empfehlung.