Lokalsport

Regionalligist dreht das ganz große Rad

Ausländerregel Vom sogenannten Bosman-Urteil war bisher in erster Linie der Fußball betroffen. Das könnte sich in der neuen Basketballsaison ändern. Von Bernd Köble

Kirchheims Carrington Love gegen Gothas Jaysean Paige. Im Basketball geben bisher die Amerikaner den Ton  an.Foto: Sascha Fromm
Kirchheims Carrington Love gegen Gothas Jaysean Paige. Im Basketball geben bisher die Amerikaner den Ton an.Foto: Sascha Fromm

Wer in der Fußball-Bundesliga sich ausländische Spieler leisten konnte, der stand vor gut zwei Jahrzehnten meist weit oben in der Tabelle. Das hat sich längst geändert. Nicht nur, aber auch wegen eines Gerichtsurteils, das - nach dem Kläger benannt - Mitte der Neunziger als sogenanntes Bosman-Urteil in die Sportgeschichte einging. Die neue Freizügigkeit auf dem europäischen Arbeitsmarkt sollte auch für Berufssportler gelten. Keine Benachteiligung von EU-Ausländern. Im Fußball gilt das seit 2006 sogar ohne jede Einschränkung - für alle Spieler weltweit.

Jetzt gerät der Basketball in den Fokus von Juristen und wieder ist es ein Einzelfall, der den Stein ins Rollen bringt. Die Panthers aus Schwenningen sind Tabellenführer der 1. Regionalliga Südwest und träumen vom Aufstieg in die Pro B. Ein Baustein des Erfolgs: In der elfköpfigen Mannschaft spielen neun Ausländer - acht davon stammen aus Mitgliedsstaaten der EU. In der Regionalliga ist das kein Problem, dort hat man lediglich die Zahl der Nicht-EU-Ausländer - in aller Regel US-Amerikaner - auf zwei beschränkt.

Gelänge den Panthers der Aufstieg in die dritthöchste deutsche Spielklasse, wäre damit jedoch Schluss. In der Pro B gilt, dass über die gesamte Dauer eines Spiels mindestens drei Deutsche Akteure auf dem Platz stehen müssen. In der Pro A, wo die Kirchheim Knights als Tabellendritter derzeit für Furore sorgen, sind es immerhin noch zwei. Die erste Liga BBL hat vor drei Jahren entschieden, ihre sogenannte „6+6-Regel“ bis 2020 festzuschreiben. Demnach muss ein zwölfköpfiger Kader in Deutschlands höchster Spielklasse mindestens zur Hälfte aus deutschen Spielern bestehen. Experten sehen die Ligen auf dem richtigen Weg, auch wenn die Preise für deutsche Kräfte in den vergangenen Jahren dadurch deutlich gestiegen sind: Die BBL verzeichnete in der vergangenen Saison hinsichtlich der Einsatzzeit deutscher Spieler mit 32,7 Prozent eine neue Bestmarke. Die deutschen Nationalmannschaften gewinnen trotz jüngster Rückschläge wieder an Gewicht. Wie viel von dem Bestand haben wird, hängt davon ab, ob die Schwenninger wie angekündigt vor Gericht ziehen werden und wie ein Urteil dann aussehen würde. Juristen meinen: Der Fall ist ziemlich klar.

Im Büro der zweiten Liga in Köln ist es deshalb vorbei mit der Ruhe. Dabei kommt die Diskussion kaum überraschend. Dass man sich mit der Deutschen-Quote auf juristisch dünnem Eis bewegt, war schon immer klar. Die Schwenninger hatten zudem schon vor Langem angekündigt, dass sie damit ein Problem haben. „Ich kann dem Verein keinen Vorwurf machen“, sagt deshalb Zweitliga-Geschäftsführer Daniel Müller, der am Status Quo bisher aus Überzeugung festhält. „Es geht um Motivation für den deutschen Nachwuchs und letztlich auch um die Aussicht, als deutsches Talent von diesem Sport leben zu können,“ sagt er. Für Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Knights, geht es auch um Identifikation zwischen Mannschaft und Fans. „Dazu gehören deutsche Spieler, am besten aus der Region.“

Daniel Müller setzt nun auf Diplomatie. Ein Liga-Komitee versucht in Gesprächen mit Klubs und Funktionären die „Solidargemeinschaft“, wie er sagt, zusammenzuschweißen. Ende März trifft sich die AG 2. Basketball-Bundesliga zu ihrer nächsten Tagung. Dabei werden neben den Delegierten der Klubs auch Vertreter von Verband und BBL mit am Tisch sitzen. Müller steht zudem in Kontakt mit Matthias Busse, Vorstandsmitglied der Schwenninger Panthers und im Hauptberuf Rechtsanwalt. Es werde nach Lösungen gesucht, die beiden Seiten gerecht würden.

Wie die aussehen könnten, will er nicht verraten. Es gebe eben nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch Grautöne, meint er. Denkbar wäre eine Limitierung der Zahl der US-Amerikaner, die in den Bundesligen die Schlüsselpositionen besetzen. Auch über neue Anreize für Vereine, weiter auf deutsche Spieler zu setzen, dürfte nachgedacht werden. Der Weg zurück sei jedenfalls keine Option, meint Müller. „Wir lassen uns nicht drängen, auch wenn wir wissen, dass das Thema akut ist.“ Er gibt sich kämpferisch: „Eine Saison ohne jede Grenzen wird es auf keinen Fall geben.“