Lokalsport

Riskante Regelung an der Jesinger Allee

Bei den VfL-Fußballern wird es diese Saison keine Anleihen aus der Jugend für die Aktiven geben

Um talentierte Eigengewächse in Ruhe auszubilden und in Zukunft an den aktiven Bereich heranzuführen, hat sich die VfL-Fußballabteilung zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Aus der A-Jugend werden in dieser Saison keine Spieler an die Landesligamannschaft abgestellt – ein Vorgang, der nicht überall auf Gegenliebe stößt.

Sören Mende (li.) und die VfL-Landesligakicker müssen in der kommenden Saison auf Verstärkungen aus der A-Junioren-Mannschaft ve
Sören Mende (li.) und die VfL-Landesligakicker müssen in der kommenden Saison auf Verstärkungen aus der A-Junioren-Mannschaft verzichten. Foto: Genio Silviani

Kirchheim. Wer langfristigen Erfolg will, darf kurzfristige Flurschäden nicht fürchten – dieses Credo haben sich die Fußballverantwortlichen beim VfL Kirchheim vor Beginn der neuen Saison offenbar ganz groß auf die Fahne geschrieben. Anders ist es nicht zu erklären, dass A-Jugend-Trainer Uwe Fechter nach einer bereits im Mai mit Abteilungsleiter Fabian Preuß getroffenen Vereinbarung keine personellen Anleihen an die aktive Landesligamannschaft von Andreas Gerstenberg geben muss. „Mein primäres Ziel ist es, in Ruhe junge Talente auszubilden und diese nächstes Jahr an die erste Mannschaft zu übergeben“, betont Fechter, der mit einem 22 Youngster starken Kader im September in die A-Jugend-Verbandsstaffel startet.

Dass er dabei personelle Löcher im Aktivenbereich stopfen soll, für die er nicht verantwortlich ist, sieht der selbstständige Unternehmer aus Weilheim nicht ein, zumal er seine Zöglinge noch nicht reif genug für die Landesliga sieht. „Ich habe mit sehr viel Aufwand und persönlichem Einsatz meinen Kader zusammengestellt, den ich nun entwickeln will. Zum 31. Mai 2014 bekommt der VfL mindestens fünf top ausgebildete Spieler für den Aktivenbereich.“

Das forsche Auftreten Fechters ist von der Abteilungsleitung gedeckt. „Jeder Trainer soll sich auf seine eigene Mannschaft konzentrieren“, verteidigt Fabian Preuß die interne Regelung, die nicht zuletzt auf den Erfahrungen aus der vergangenen Saison basiert. „Da sind Spieler ständig zwischen zwei Mannschaften gependelt und haben sich dadurch nirgendwo zugehörig gefühlt. Das bringt nur Unruhe, die wir nicht wollen.“

Dass zwei mehr oder weniger separat nebeneinander geführte Teams innerhalb der Abteilung auf Dauer für Unruhe sorgen könnten, befürchtet der VfL-Fußballboss indes nicht, obwohl die Regelung auch zwischen der A-Jugend und der zweiten aktiven Mannschaft in der Kreisliga A gilt. „Mittlerweile ist das klar kommuniziert und die Beteiligten gehen damit konform“, so Preuß.

Nichtsdestotrotz kann Aktiven-Coach Gerstenberg seinen Frust nur schwer verbergen, führt er doch vor allem das Aus im WFV-Pokal vor zwei Wochen gegen Schnaitheim, als er nur einen Ersatzspieler zur Verfügung hatte, auch auf fehlende personelle Unterstützung zurück. „Ich bin von der Abteilungsleitung enttäuscht. Mir fehlt ein Bekenntnis zur Leistungsorientierung“, sagt Gerstenberg, der infolge von Verletzungen und Urlauben auf eine äußerst holprig verlaufene Saisonvorbereitung zurückblickt. Nachdem am vergangenen Samstag ein Testspiel bei Verbandsligaabsteiger TSG Ehingen mangels Ersatzspielern abgesagt werden musste, gelang dem VfL am Montagabend in voller Mannstärke immerhin ein 3:1-Sieg bei Bezirksligist FV Faurndau. Im ersten Saisonspiel am kommenden Freitag beim SV Ebersbach soll sich die Personalsituation im 24er-Kader laut Gerstenberg weiter entspannen. „Ich habe eine Mannschaft, mit der man nicht absteigt“, ist er überzeugt.

Der Klassenerhalt tut auch dringend not, soll die riskante Regelung zwischen Jugend- und Aktivenbereich beim VfL aufgehen. „Das System funktioniert nur dann, wenn wir den A-Jugendlichen eine Perspektive bieten können. Und da ist der Mindestanreiz die Landesliga“, weiß Fabian Preuß. Um die Gefahr zu minimieren, dass Talente den VfL unabhängig von der Ligenzugehörigkeit der „Ersten“ verlassen könnten, will der Abteilungsleiter bereits im Winter das Gespräch mit den A-Junioren suchen – ein langfristig angelegter Plan, der kurzfristige Flurschäden in der Tat in Kauf nimmt.