Lokalsport

Ritter oder Roter?

Die VfB-Kicker und die Knights-Basketballer verbindet ein Problem

Sind es die Nerven oder das noch fehlende Spielverständnis? Nach einem Doppelspieltag ohne Zählbares beschäftigt die Knights vor allem eine Frage: Warum gehen die einfachsten Dinger nicht rein?

War mit zehn Rebounds gegen Jena einer der Auffälligsten im Kirchheimer Trikot: Jordan Wild.Foto: Christoph Worsch
War mit zehn Rebounds gegen Jena einer der Auffälligsten im Kirchheimer Trikot: Jordan Wild.Foto: Christoph Worsch

Kirchheim. Nachdem Keith Rendle­man den Ball stibitzt hatte und sich Freitagabend gegen Chemnitz mutterseelenallein auf den Weg in Richtung gegnerischen Korb machte, war es für einen Moment fast beängstigend still in der Halle. Kein tosender Jubel schon lange vor dem Abflug. Die meisten trauten dem Braten offenbar nicht. Erst mal abwarten. Es ist gut gegangen, auch wenn der Ball beim völlig unbedrängten Korbleger auch diesmal bedrohlich auf der Ringkante tanzte. Einfache Körbe – die gibt es zurzeit nicht. Der Grund für die beiden Kirchheimer Niederlagen gegen Chemnitz am Freitag und gegen Jena am Sonntag lässt sich problemlos in zwei Zahlen fassen: 37 und 38. Mit solchen Wurfquoten lassen sich nur schwer Spiele gewinnen, zumal dann, wenn der Gegner hochprozentig trifft.

Ein zweifelhaftes Etikett, das man im Schwabenland in diesen Tagen exklusiv zu haben scheint. Wer nebenbei noch gerne den Wasenkickern des VfB Stuttgart bei der Arbeit zuschaut, der war am Wochenende nervlich ausgelastet. Ein ernsthafter Grund zur Sorge ist das wohl nicht, zumindest, wenn man es durch die Basketball-Brille betrachtet. Dreimal gespielt, zweimal verloren, zuletzt immerhin gegen einen erklärten Titelanwärter. Knights-Coach Michael Mai bringt das Problem am Beispiel Chemnitz auf einen einfachen Nenner: „Der Gegner war nicht die bessere Mannschaft, aber er hat besser gespielt an diesem Tag.“

Dabei punktet seine Mannschaft inzwischen genau dort, wo man zwei Wochen zuvor noch die entscheidende Schwachstelle verortete: unterm Korb. Klare Vorteile im Reboundvergleich mit Chemnitz, eine ausgeglichene Bilanz gegen den Favoriten aus Jena. Mit Andreas Kronhardt und Jordan Wild zwei Spieler, die am Wochenende zweistellig die Statistik anführten. Hinzu kommt: Bei beiden Niederlagen leisteten sich die Kirchheimer weniger Ballverluste als der Gegner. Zurück zum Problem: „Wir haben gute Wurfchancen“, sagt Michael Mai. „Wir müssen sie nur machen.“ Trotzdem ist er überzeugt, die Mannschaft wächst zusammen. Der Ex-Crailsheimer Kronhardt zeigt sich gegenüber der Vorbereitung stark verbessert. Jordan Wild bewies in beiden Spielen mit lädiertem Handgelenk bekannte Nehmerqualitäten, und Keith Rendle­man könnte zum wichtigen Baustein werden, so er es schafft, gutes Teamplay und körperliche Vorteile mit der nötigen Aggressivität zu paaren. Rendleman hat den Vorteil, dass er sich beweisen kann. Ende Oktober werden die Knights eine Entscheidung fällen müssen, ob Dennis Tinnon seine Chance oder nur einen Handschlag bekommt.

Die Saison ist lang, und noch ist nicht allzu viel passiert. Michael Mai wirbt deshalb um Geduld, sieht viele kleine Fortschritte im Gesamtprozess. Die Gelegenheit zum nächsten Entwicklungsschritt haben die Knights am Samstag in Vechta, wo der Erfolgsdruck sich in Grenzen hält. „Ich erwarte nicht, dass wir Vechta aus der Halle fegen“, sagt Michael Mai. „Aber ich möchte eine Mannschaft sehen, die vierzig Minuten hellwach ist.“

Vorne fast alles wie erwartet

Drei Spieltage gespielt und wenig Überraschendes mit Blick auf die Tabelle. Mit Vechta, Jena, Gotha und Nürnberg stehen die vier Teams ohne Niederlage ganz oben im Tableau, die man dort in dieser Saison auch am Ende erwartet. Das gilt weniger für den ebenfalls noch ungeschlagenen Aufsteiger aus Köln, der zu Saisonbeginn als weitgehend unbeschriebenes Blatt galt. Die Kölner profitierten zwar ebenso wie Verfolger Paderborn vom vergleichsweise leichten Auftaktprogramm, überzeugten am Sonntag aber mit einem 73:69-Auswärtserfolg beim Knights-Bezwinger Chemnitz, einer Mannschaft, die als ausgesprochen heimstark gilt. Ebenfalls überraschend gut aus den Startlöchern gekommen sind die Finke Baskets aus Paderborn, im vergangenen Jahr lange Zeit als Abstiegskandidat gehandelt, bisher mit zwei deutlichen Erfolgen gegen Leverkusen und Aufsteiger Hanau. Als das Team mit den stärksten Nerven bisher entpuppen sich die Academics aus Heidelberg unter der Regie von Ex-Knights-Coach Frenkie Ignjatovic. Nach zwei hauchdünnen Auswärtserfolgen in Essen und am Sonntag in Hamburg liegen die Uni-Städter auf Kurs.bk