Lokalsport
Saisonstart im Tischtennis: VfL oben und unten dabei

Tischtennis Der VfL Kirchheim startet in der neu geschaffenen Verbandsoberliga mit zwei Mannschaften, deren Saisonziele unterschiedlicher kaum sein können. Von Klaus Hummel

Zwei Teams aus einem Verein: Das ist für den VfL Kirchheim ein Novum in der im vergangenen Jahr neu geschaffenen Verbandsoberliga, die durch eine Strukturreform die bisherige Verbandsliga als höchste Spielklasse im fusionierten Tischtennisverband Baden-Württemberg (TTBW) ab­löste. „Das war alles andere als gewollt“, hebt VfL-Chef Axel Schorradt entschuldigend die Hände, denn wie es dazu kam, glich eher einem (schlechten) Hollywood-Drama. Durch das erneute Nichtantreten des Teams von Salamander Kornwestheim am letzten Spieltag der Saison 21/22 wurden alle bisherigen Begegnungen rückwirkend annulliert und die Oberliga-Tabelle durcheinander gewürfelt. Zum Leidwesen der VfL-Herren, die dadurch in die Abstiegsrelegation rutschten und dort hauchdünn mit 4:6 den Kürzeren zogen. Der eingelegte Protest wie auch ein Härteantrag wurden abgewiesen.

Die Herren II galten derweil in der Verbandsoberliga lange als sicherer Abstiegskandidat. Mit einem Schlussspurt schaffte die erste Kirchheimer Reserve jedoch den Sprung auf einen Relegationsplatz, wo das Team mit einem klaren 9:2-Erfolg gegen Herrenberg den Ligaverbleib sicherte.

„Schmerzhafter als der sportliche Abstieg wiegt aus Vereinssicht der Umstand, dass unsere Herren 1 jetzt wieder sechs Akteure benötigen“, erklärt Sportwart Patrick Strauch das Problem bei den Aufstellungen zur neuen Saison. Nach einjährigem Gastspiel zog es zudem Luis Hornstein zurück in seinen Heimatclub nach Böblingen, sodass de facto jede Mannschaft drei Spieler in das nächsthöhere Team abgeben muss. „Bei sieben Herrenteams wird also die halbe Mannschaft ausgetauscht“, so Strauch, der einige Diskussionen zu führen hatte.

Dass der Wiederaufstieg für die Herren I möglich ist, dem widerspricht die Statistik, die nur Platz drei ermittelte. Die Topfavoriten des TB Untertürkheim und der SpVgg Gröningen-Satteldorf haben gleich mehrere hochklassige Akteure in ihren Reihen. Dazu kommt, dass Simon Geßner zur Rückrunde ausfällt, da er mit seiner zukünftigen Frau auf Weltreise geht. Die Hoffnungen liegen daher auf Topspieler Manuel Mangold, der nach abgeschlossener Maschinenbau-Meisterprüfung wieder mehr Kapazitäten fürs Tischtennis hat. Mit Matthias Gantert agiert in der „Mitte“ der mit 31 Jahren erfahrenste Spieler und ein eifriger Punktesammler. Zusammen mit Michael Roll, der ehemaligen Nummer eins der Zweiten, werden in diesem Paarkreuz sicher viele Spieltage entschieden. Der Weilheimer Dominik Goll und Michael Klyeisen aus Reichenbach vervollständigen das Sextett, wobei hier mehrfach auf Ersatzgestellung gebaut wird, da beiden Jung-Akademikern Freiheiten für berufliche sowie private Flexibilität zugesagt wurde. „Wir werden sehen, was möglich ist, und das werden wir dann auch nutzen“, fasst Teamkapitän Goll die teils vagen Zukunftsaussichten zusammen.

Neuzugang aus Ungarn

Die Herren II haben ihr Saisonziel erneut mit Nichtabstieg tituliert, was in manchen Fachkreisen für Lacher sorgte. Dank Neuzugang Peter Pavics, der durch Zufall den Weg zum VfL fand und dessen tatsächliches Spielniveau noch nicht gänzlich ausgelotet ist, kann das Team um Kapitän Sven Körner aber vielleicht für einige Überraschungen sorgen. Der Ungar wird mit wenig aussagekräftigen Ergebnissen auf TTR 1942 gelistet. „Die Restpunkte holen wir über Routine“, scherzt VfL-Urgestein Klaus Hummel, der den Altersdurchschnitt von 40 Jahren der Truppe gemeinsam mit Markus Holzer nach oben treibt. Jüngster Akteur ist Patrick Strauch mit 34 Jahren, der als Nummer zwei des Öfteren oben aushelfen wird. Michael Hohl und Daniel Gelfert werden sich Position drei teilen, da drei Kinder beziehungsweise Nachtschicht im Krankenhaus ebenfalls zeitlich „unter den Hut“ zu bringen sind – interessante Konstellationen also auch bei den Herren II, die mit dem Team-Motto „Wir lassen uns nicht hängen“ in die Saison gehen.

Corona und Energiekrise bereiten Sorgen

Abwärtstrend gebremst – aber der Winter kommt und Corona lauert: Nachdem die letzten drei Runden wegen der Pandemie nicht zu Ende gespielt werden konnten, hatten viele Tischtennisfunktionäre mit einem deutlichen Rückgang der Mannschaftsmeldungen gerechnet. Zwar gab es bei den Erwachsenen auch ein Minus zu verzeichnen, dieses fiel im Bezirk Esslingen mit 14 Mannschaften (7,4 Prozent) aber geringer aus als befürchtet. Und bei der Jugend wurden erfreulicherweise sogar wieder zehn Mannschaften mehr gemeldet. Insgesamt macht das nur – 1,5 Prozent gegenüber der Vorsaison.
Eine Rolle könnte dabei gespielt haben, dass trotz des erneuten Saisonabbruchs im Vorjahr zumindest durchgehend trainiert werden konnte. Auch die Auflagen wurden gelockert und inzwischen komplett aufgehoben, sodass die Saison 2022/23 ganz normal gestartet werden kann.
Fraglich bleibt aber, wie sich die Situation im Herbst und Winter entwickelt. Mit steigenden Fallzahlen ist zu rechnen, strengere Hygieneregeln sind gut möglich.
Sorgen bereiten manchen Vereinen auch die Maßnahmen zur Energieeinsparung in Folge des Ukraine-Kriegs. Immer mehr Gemeinden schalten in den Sporthallen das warme Wasser ab und überlegen, die Heiztemperatur zu reduzieren. mb