Lokalsport
SFD machen Titelkampf spannend

Fußball Der überraschende 6:1-Erfolg der Dettinger gegen Nürtingen lässt das Spitzentrio der Kreisliga A wieder enger zusammenrücken. Von Helge Waider

Nebih Kadrija war happy und (zurecht) euphorisiert: „Weiter, immer weiter“, zitierte der SFD-Coach Bayern-Ikone Oliver Kahn. Der einstige Oberligaakteur war nach dem nie erwarteten 6:1-Kantersieg beim Meisterschafts-Mitfavoriten Türkspor Nürtingen unfassbar stolz auf seine Mannschaft, die trotz etlicher Ausfälle perfekt interagiert hatte. Zwei Tore hatte der Trainer selbst beigesteuert, zwei weitere Treffer der, so Kadrija, „Teilzeitspieler“ Benjamin Hubert, sowie Musa Drammeh und Florian Gautsch. Vor der Partie hatte der Spielertrainer die Taktik geändert, spielte hinten mit einer Fünferkette, um die Räume in der letzten Zone dicht zu machen. Es war eine Änderung, die höchst erfolgreich war. Erst beim Stand von 0:4 gelang den Gastgebern der erste und einzige Treffer. Ein Verdienst, der auch auf das Konto des sehr gut aufgelegten SFD-Keepers Karl König geht. „Der Matchplan, den die Trainer zusammen mit den Führungsspielern machen, ist aufgegangen“, freute sich Nebih Kadrija, der sein Erfolgsgeheimnis augenzwinkernd preisgab: „Mentalität schlägt Qualität. Das war der Grund für unseren Sieg.“

Klatsche für SVN

Die gegensätzliche Gemütslage verzeichnete gestern der SV Nabern. Bei Tabellenschlusslicht TB Neckarhausen fingen sich die Grün-Weißen eine 1:5-Klatsche ein. Interimcoach und Sportlicher Leiter Marco Kunze musste sich mangels Personal („Ich wusste nicht, wie schnell ein 22-Mann-Kader auf zehn Spieler schrumpfen kann.“) selbst ins Tor stellen. Der läuferisch stärkere Stammkeeper Dominic Adler agierte dafür im Mittelfeld. Schon nach sieben Minuten musste Kunze hinter sich greifen. Der TBN agierte zurückhaltend und markierte kurz vor und neun Minuten nach der Pause zwei weitere Treffer in einer insgesamt chancenarmen Partie. Auch im zweiten Spielabschnitt ging kein Ruck durch die Naberner Mannschaft. Erst nach dem Anschlusstreffer durch Tony Kuke (79.) folgten weitere Chancen, die aber allesamt vergeben wurden. Am Ende machten der TBN per Konter und Sonntagsschuss in den Torwinkel den Sack vollends zu. Keine zehn Kilometer entfernt sicherte sich übrigens zeitgleich der TSV Harthausen per 4:0-Sieg in Schlaitdorf den zweiten Tabellenplatz mit (tabellenbereinigten) vier Punkten Rückstand auf den TSV Oberboihingen.

TG verliert unglücklich

„Wir haben verloren, aber ich bin dennoch glücklich“, sprudelte es nach Spielschluss aus TG-Fußballboss Okan Elmas heraus. Grund der Freude war die Tatsache, dass Türkgücü mit lediglich elf Spielern nach Raidwangen gefahren und damit keine gute Vorbereitung auf die Partie möglich gewesen war. Doch die wenigen Akteure machten ihre Sache gut und hatten schon in den ersten zwanzig Minuten zwei hochkarätige Chancen durch Tiago Santos Araujo, die jedoch ungenutzt blieben. Getreu der alten Fußball-Weisheit „Wenn du vorne die Tore nicht machst, wirst du hinten dafür bestraft“, wurde die TG von den cleveren Gastgebern ausgespielt und verlor am Ende trotz des Anschlusstreffers von Melih Elicabuk 1:2.

„Ich kann kaum 100 Meter laufen“

Der Personalmangel geht um im lokalen Fußball. Spätestens seit der Corona-Pandemie hat sich das Freizeitverhalten der Menschen noch einmal kräftig zugunsten des eigenen Egos gedreht. Private Termine haben Vorrang vor gemeinsamen (fußballerischen) Aktivitäten.
Leidtragende sind die Sportvereine und hier speziell die zweiten Mannschaften, die langsam aber sicher ausbluten. Einige Vereine haben ihre Reservemannschaft schon abgemeldet, viele werden dem Beispiel folgen.
Am Wochenende traf es den TSV Weilheim II. Gianni Mantineo, designierter TSVWII-Coach im Tandem mit Robert Walter: „Wir wären nur elf Mann gewesen – inklusive mir, und ich kann kaum 100 Meter laufen.“ Für die Weilheimer ist es die zweite Absage in dieser Saison. Weitere werden nicht hinzu kommen, weil die A-Junioren in den letzten drei Spielen nicht mehr zeitgleich spielen. Die Weilheimer Situation entschärft das – das Problem an sich bleibt jedoch bestehen. wai