Lokalsport

Spätfrost auch bei den Knights

Basketball Nach dem schwachen Auftritt im Entscheidungsspiel in Hagen steht beim Zweitligisten aus Kirchheim erstmals auch der Trainer in der Kritik. Von Bernd Köble

Welche Pläne hat der Coach noch in der Hinterhand? Anton Mirolybovs Team wirkt zum Saisonende hin zunehmend ratlos.Foto: Tanja S
Welche Pläne hat der Coach noch in der Hinterhand? Anton Mirolybovs Team wirkt zum Saisonende hin zunehmend ratlos.Foto: Tanja Spindler

Die Rechnung geht so: Gewännen die Knights ihre beiden restlichen Spiele in Trier und daheim gegen Baunach, während Konkurrent Hanau sowohl in Crailsheim wie auch zu Hause gegen Ehingen verliert und ließen die Chemnitzer gleichzeitig noch mindestens zwei Punkte auf der Strecke - dann, ja dann stünden die Kirchheimer am Ende auf Platz acht und damit zu vierten Mal im Viertelfinale der Play-offs. Das ist nicht ausgeschlossen, aber wenig wahrscheinlich. Ob es eine verlockende Perspektive wäre, steht auf einem ganz anderen Blatt. So wie sich die Kirchheimer zuletzt präsentierten, wären wohl schlimme Prügel vom Tabellenführer aus Vechta fragwürdiger Lohn für zwei lange Reisen ins westliche Niedersachsen. Selbst für den Fall, dass Crailsheim am Ende ganz oben stünde: So richtig scharf auf ein Viertelfinal-Derby gegen den Erstliga-Aspiranten sind unter der Teck augenblicklich nur wenige.

Schuld daran ist nicht nur Hagen. Das als Endspiel um die Play-offs angekündigte Spiel am Samstag war denkwürdiger Schlusspunkt hinter eine Reihe von Spielen, in denen die Mannschaft rat- und ideenlos wirkte. Das Spiel Eins-gegen-Eins mit teils wilden Würfen als alleiniges Mittel machen die Knights derzeit zu einem Gegner, der leicht auszurechnen ist. Das war ansatzweise schon vor Wochen bei den Siegen gegen Nürnberg und Paderborn zu erkennen und setzte sich bei den jüngsten beiden Niederlagen gegen Ulm und Hagen fort. Den Rittern fehlt der passende Werkzeugkasten, um einen gut organisierten Gegner vor Probleme zu stellen, und sie verlieren Schlachten, die sie in der Hinrunde noch klar gewonnen haben: unterm Korb.

Der Fall Kronhardt

Weshalb mit Kapitän Andreas Kronhardt der Top-Rebounder der Hinserie seit Wochen das Spiel größtenteils von der Bank aus verfolgt, ist eine Frage, die sich Headcoach Anton Mirolybov spätestens seit Samstag auch ganz offiziell gefallen lassen muss. Mit 37:48 ging das Rebound-Duell am Samstag zum wiederholten Mal verloren. „Wir müssen die Dinge emotionslos analysieren“, meint Knights-Sportchef Christoph Schmidt. „Man kann in Hagen sicher verlieren. Die Frage ist nur wie.“ Vor allem das 11:27 im Schlussviertel stieß Schmidt sauer auf. Er sagt auch: „Ich vermisse im Moment die Varianten in unserem Spiel.“

Der Coach verteidigt seinen taktischen Kurs: „Wir hatten am Samstag viele freie Würfe“, sagt Mirolybov. „Wir haben sie nur nicht gemacht.“ Mit ein Grund für die erneut schlechte Rebound-Bilanz in der Defensive, wo Keith Rendleman im Duell gegen den derzeit wohl besten Center der Liga zwar kein schlechtes Spiel machte, aber alleine überfordert war: Hagens Alex Herrera war mit 25 Punkten, zwölf Rebounds und vier Blocks der Mann des Abends, während Kirchheims zweiter Big Man Andi Kronhardt sich mit 13 Minuten Spielzeit begnügen musste. „Ich bleibe dabei“, sagt Mirolybov, „unser Spiel ist effektiver, wenn Keith und Andi nicht gemeinsam auf dem Parkett stehen.“ Was aus Sicht des Trainers fehlte: „Wir hatten nicht das Feuer, um dieses Spiel zu gewinnen“, meint Mirolybov und schiebt selbstkritisch hinterher: „Ich weiß, dass das mein Job ist als Trainer.“

Chemnitz wahrt seine letzte Chance

Die Niners aus Chemnitz haben für die Überraschung am 28. Spieltag in der Pro A gesorgt. Mit dem 89:88-Heimsieg am Samstag gegen Spitzenreiter Vechta sind die Sachsen zumindest rein rechnerisch wieder zurück im Kampf um die Play-offs. Es war die erst dritte Niederlage des Tabellenführers in dieser Saison.

Unglücksrabe an diesem Abend in der Chemnitzer Arena war mit 20 Punkten ausgerechnet der Topscorer im Rasta-Trikot: Shooting Guard Joshua Young scheiterte sieben Sekunden vor Schluss beim Spielstand von 88:89 gleich mit zwei Versuchen von der Freiwurflinie.

Chemnitz ist damit in einer vergleichbaren Situation wie die Kirchheimer. Die Sachsen müssten ihre beiden restlichen Spiele in Nürnberg und zu Hause gegen Crailsheim gewinnen und Hanau gleichzeitig beide Spiele verlieren, da der direkte Vergleich für Hanau spricht. Vorteil Chemnitz: Träte dieser Fall ein, bräuchten die Sachsen aufgrund des direkten Vergleichs zumindest die Knights nicht mehr zu fürchten.bk