Lokalsport

Spanier weg - der Optimismus bleibt

Hinrundenbilanz Der FC Heiningen ist bis zum Beginn der Winterpause der Taktgeber in der Fußball-Landesliga. Die Aufsteiger schlagen sich fast alle unerwartet gut. Von Reimund Elbe

Wer stellt den Heiningern ein Bein? Dem TSV Weilheim ist es in dieser Saison bisher nicht gelungen. Mitte November gab‘s ein 0:1
Wer stellt den Heiningern ein Bein? Dem TSV Weilheim ist es in dieser Saison bisher nicht gelungen. Mitte November gab‘s ein 0:1.Foto: Markus Brändli

Genau genommen lief es an der Spitze der Fußball-Landesliga so, wie es manche geahnt und viele Konkurrenten befürchtet hatten: Beim FC Heiningen hält sich nach dem Drama um den Nichtaufstieg im Frühsommer 2017 die Lust in Grenzen, erneut in eine nervenaufreibende Relegation ziehen zu müssen. Eigentlich könnte die Laune südlich der Göppinger Stadtgrenze zum Jahreswechsel kaum besser sein: Das Punktesäcklein (39) ist vor Weihnachten nach nur einer Niederlage prall gefüllt, das Polster auf den zweitplatzierten TSGV Waldstetten mit vier Punkten komfortabel.

Nur ein Problem plagt den Voralb-Klub: Die Zeit der Spanien-Legionäre ist zu Ende. Daniel Pérez und Salvador Estévez kehrten auf eigenen Wunsch nach Teneriffa zurück. „Wir hatten an den beiden viel Freude“, sagt FCH-Cheftrainer Denis Egger, „sie haben uns sportlich weitergebracht und passten menschlich gut ins Team.“ Die Lücke sei schwer zu schließen.

Dass der TSGV Waldstetten der einzige ernsthafte Verfolger geblieben ist, überrascht. Bereits um zehn Punkte abgehängt, hat der TSV Weilheim als Tabellendritter reichlich Konkurrenz im Nacken - den SV Ebersbach zum Beispiel. Der kontinuierliche Aufwärtstrend führte das Filstal-Team aus den Liganiederungen (Dreizehnter nach dem sechsten Spieltag) auf den vierten Tabellenplatz. Trainer Dinko Radojevic schickte seine Jungs mit einem Lächeln auf den Lippen in die trainingsfreie Zeit. „Sie sollen jetzt eine Weile ihre Ruhe haben“, befürwortet der Coach augenzwinkernd die schöpferische Pause.

Gedränge im Mittelfeld

Was diese Landesliga-Saison auszeichnet, ist die extreme Leistungsdichte. Der Abstand zwischen dem Tabellendritten TSV Weilheim (25 Punkte) und dem Liga-Zehnten TSV Weilimdorf beträgt ganze fünf Zähler. Kein Wunder, dass Weilheims Chefcoach Christopher Eisenhardt auch den Tabellenkeller im Blick behält. Nafi Stuttgart - bislang bester Aufsteiger - machte zuletzt mit einem 4:2 im Lindachstadion deutlich, welche Qualität in vermeintlichen Mittelfeldteams steckt. Die Stuttgarter sind Tabellensechster, nur einen Platz dahinter lauert Mitaufsteiger TSV Buch. Dessen Trainer Harald Haug sorgt nicht nur für launige Sprüche („Erste Saisonniederlage? Schnell eine Krisensitzung!“), sondern sein Team ab und an für sportliche Highlights. Dabei profitieren die Bucher von ihrer Heimstärke. Nur eine von sechs Partien haben die Bayern seit dem Wiederaufstieg auf ihrem engen Rasenplatz verloren. Um Haug ranken sich viele Geschichten. So ließ er sich einst nach acht Niederlagen am Stück den Kopf kahl rasieren - um ein Zeichen zu setzen.

Nur Bargau schwächelt

Ganz so extrovertiert ist Martin Mayer, Trainer des Aufsteigers aus Frickenhausen nicht. Doch dessen besonnene Art führte den Neuling zu immerhin 20 Punkten. Ebenfalls in diesem Bereich tummelt sich der TSV Bad Boll mit 18 Punkten. Lediglich Germania Bargau schwächelt als einer der vier Aufsteiger ein wenig. Aktuell ist das Ostalbkreis-Team Tabellenviertletzter. Wobei es dem FV 09 Nürtingen, der SG Bettringen und dem TSV Köngen tabellarisch noch schlechter geht. Schlusslicht TSVK, acht Zähler, hat lediglich eine Partie gewonnen - am 1. Oktober per 2:1 über die mitgefährdete SG Bettringen. Zudem droht personeller Aderlass in der Winterpause. Der Ligaverbleib? Angesichts dieser Ausgangslage wäre der schon eine kleine Sensation.

 

Glückspfennig gegen den Heimfluch

TSV Weilheim

Über dem Lindachstadion lastet ein Fluch. Sind es böse Geister oder dunkle Mächte, die den TSV Weilheim in kurzer Zeit vom Aufstiegskandidaten zum Mitläufer gemacht haben? Tatsache ist: Die Kicker von der Limburg haben nach zwei Auftaktsiegen zuletzt sechsmal hintereinander nicht mehr gewonnen. Deshalb heißt es „Daumen runter“ für die Hinrunde.

Drei Heimspiele vergeigt, drei endeten unentschieden. Allein 15 von 23 Minuspunkten gingen in der Lindach buchstäblich den Bach runter. Trotz der Auswärtsstärke (fünf Siege, ein Remis, zwei Niederlagen) beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz schon zehn Punkte. Zu viel für ein Happy End. Es herrscht Frust im Frost. „Der Zug nach oben ist abgefahren“, sagt „Macher“ Günther Friess mit einer Träne im Knopfloch. Eher müsse man in die andere Richtung schauen. Nur acht Punkte trennen Weilheim vom Abgrund. Zu wenig, um sorgenfrei in die Rückrunde zugehen.

Warum also klaffen Anspruch und Realität in Weilheim so weit auseinander? Die zahlreichen Verletzungen bisher sind sicher ein Grund. Trainer Chris Eisenhardt musste sich und die Mannschaft immer wieder neu erfinden. Vermisst wird ein kreativer Spielmacher. Besonders zu Hause, wenn es gilt, mit Ideenreichtum und Cleverness die oft vielbeinige gegnerische Abwehr zu knacken. Aber gemach: In der zweiten Saisonhälfte zeigt sich ein Silberstreif am Horizont. Günther Friess verspricht, auf dem Platz einen Glückspfennig zu vergraben. Damit der Heimfluch endlich ein Ende hat.Klaus Schlütter

 


Höhenflüge mit und ohne Schanze

TSGV Waldstetten

In Waldstetten sind Höhenflüge an der Tagesordnung. Das hat nicht nur mit Skisprung-Olympiasiegerin Carina Vogt zu tun, der prominentesten Einwohnerin im 7 000-Seelen-Ort. Das gilt auch für die Landesliga-Kicker des TSGV. Tabellenplatz zwei zur Winterpause hatten auch kühnste Experten nicht auf der Rechnung. Dabei deutet im Vereinsnamen wenig auf hohe Fußballkunst im staatlich anerkannten Erholungsort bei Schwäbisch Gmünd hin. Das „G“ im TSGV steht für einen Männergesangverein aus dem vorvorigen Jahrhundert. Die Urväter des Klubs trainierten damals unter dem Namen „Cäcilia“ ausschließlich ihre Stimmbänder.

Heute steht statt dem hohen C ein hohes P auf dem Übungsplan - P wie Pressing. Die Männer von der Ostalb beherrschen dieses Mittel inzwischen perfekt. Der TSV Weilheim kann seit seiner 0:1-Heimniederlage ein (Klage-)Lied davon singen. Gesungen wird beim TSGV nur noch nach Siegen in der Kabine. Gleich sieben Mal hintereinander. Bis zum 0:3 zuletzt gegen Blaustein.
Für diesen Fehltritt gelten jedoch mildernde Umstände. Weil der eigene Platz unbespielbar war, fand das Spiel auf dem kleinen, ungewohnten Kunstrasen in Mögglingen statt. Abgehakt. Zehn Punkte Vorsprung auf die Verfolger sind geblieben. Und ein Vereinswappen, das den Weg in die Rückrunde weist: Ein Löwe, der drohend seine Krallen ausfährt. Neue Höhenflüge liegen in der Luft. Von Carina Vogt bei Olympia in Südkorea. Aber auch von den Kickern für Teil zwei in der Landesliga.Klaus Schlütter