Kirchheim. Noch Luft nach oben: Auch im Turnen gilt diese Formulierung als Ausdruck dezent verpackter Kritik. Just diesen Satz hatte Michaela Pohl als verantwortliche VfL-Trainerin nach dem ersten Saisonwettkampf vor drei Wochen fallen lassen, als ihre Zweitligaschützlinge in Mannheim nach holprigem Auftakt noch die Kurve kriegten und Platz vier sicherten.
So versöhnlich dieses Resultat den amtierenden Vizemeister und Fast-Aufsteiger aus der Teckstadt auch stimmte, so groß die Gefahr, dass heute in Traunreut ein ähnlicher Wettkampfverlauf droht. „Als Viertplatzierter musst du den nächsten Wettkampf wieder am Stufenbarren beginnen“, stöhnt Michaela Pohl. „In Mannheim hatten wir an diesem Gerät zu viele Fehler und mussten dann das Feld von hinten aufrollen.“ Weiteres Manko: In der Quadratestadt zwischen Rhein und Neckar leisteten sich die VfL-Mädels ungewöhnlich viele Schwächen am Schwebebalken. „Da kann man sicher noch etwas rauskitzeln“, glaubt Pohl.
Immerhin: Anders als vor drei Wochen, sind alle VfL-Turnerinnen fit und einsatzfähig. Tamea Friedl, in Mannheim wegen einer Knieverletzung nicht am Start, brennt ebenso auf einen Einsatz wie Lory Fröchtling, die am ersten Wettkampftag noch gehandicapt nur zu einem Einsatz am Barren kam. Mit Sarina Maier, Dorothee Henzler, Pia Pohl, Kim Ruoff und Lea Voith haben die Kirchheimerinnen ohnehin ein schlagkräftiges Team beieinander. „Noch sind nicht alle Geräteeinsätze fix“, feilte Michaela Pohl unter der Woche fleißig an der Aufstellung für Traunreut.
Den 320-Kilometer-Trip in den Chiemgau hat der VfL-Tross bereits gestern hinter sich gebracht, wo gegen Abend in der Sporthalle des gastgebenden TuS Traunreut das offizielle Training stattfand. Der Wettkampf beginnt heute um 12 Uhr – mit welcher Zielsetzung? „Der vierte Platz von Mannheim hat unser Leistungsvermögen ganz gut widergespiegelt“, sagt Michaela Pohl, „wenn wir das wiederholen können, wär‘s okay.“
Spannend wird der Wettkampf an der österreichischen Grenze so oder so: Der Überraschungssieger von Mannheim, Aufsteiger SB Heidenheim, wird von den Verfolgern Eintracht Frankfurt und Dresdner SC im Kampf um die Podiumsplätze gefordert. Schließlich werden in Traunreut die Weichen in Sachen Aufstieg gestellt. Nach dem dritten Wettkampf im November in Berlin steigt der Erstplatzierte direkt in die Bundesliga auf, dem Zweiten winkt via Zusatzschicht im badischen Bühl die Versetzung durchs Hintertürchen.
Am Tabellenende wollen sich derweil die am ersten Wettkampftag abgewatschten TSV Tittmoning II und TG Veitshöchheim die Chance auf den Klassenerhalt bewahren. Im Kampf um einen Mittelfeldplatz wird der VfL indes auf die Teams des TV Herkenrath um Turnlegende Oksana Chusovitina und der aus der Regionalliga aufgestiegenen KTG Hannover achten müssen. Für beide Teams gilt dabei der gleiche Leitspruch wie für den VfL: Noch Luft nach oben.