Lokalsport

Spielbetrieb steht auf der Kippe

Catania Kirchheims italienischer Fußballverein hat zwar sportlichen Erfolg, aber viel zu wenig Funktionäre. Chef Martinelli will bei der Hauptversammlung am 8. Mai von den Mitgliedern ein klares Signal. Von Thomas Pfeiffer

Der AC Catania Kirchheim brütet über die Zukunft: Vorsitzender Pascale Martinelli, Spielleiter Maurizio Latte, Trainer Michel Fo
Der AC Catania Kirchheim brütet über die Zukunft: Vorsitzender Pascale Martinelli, Spielleiter Maurizio Latte, Trainer Michel Forzano (v. l.).Foto: Carsten Riedl

Alle Jahre wieder: Wann immer der AC Catania Kirchheim zu seiner Hauptversammlung bittet, türmen sich die Personalprobleme. Wer kümmert sich künftig um die Sponsoren? Wer wird neuer Platzwart? Wer assistiert dem Trainer an der Seitenlinie? Jahressitzung für Jahressitzung bleiben solche Fragen in der Regel ungelöst, was aber kein Wunder ist, weil die Mitgliederzahl schon seit Längerem stagniert. 45 Personen umfasst die derzeitige Beitragszahlerliste, die Hälfte davon sind Kreisliga-A-Spieler und kaum an Ehrenämtern interessiert. Und so bleiben alle wichtigen Catania-Ämter seit Jahren stets an denselben Leuten kleben.

Zum Beispiel an Michel Forzano (28), der Trainer, Platzwart und Sponsorenbeauftragter in Personalunion ist. Seit Vater Giuseppe Forzano bis Saisonende 2017/18 einen Job als Trainer des Bayern-Regionalligisten FV Illertissen angenommen hat und wöchentlich bis zu fünfmal 96 Kilometer Autoanfahrt auf A8 und A7 herunterspult, ist ein wichtiger Catania-Stützpfeiler weggebrochen - Forzano junior musste verstärkt in die Bresche springen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Vorsitzende Pascale Martinelli seine Brötchen in Ötlingen als Kleinunternehmer verdient und nur beschränkt einsatzfähig ist und Vizechef Raffaele Lauletta bei Heimspielen sich verstärkt um den Grillbereich kümmern muss. Zum Glück konnte mit Gabriele Scholz zuletzt wenigstens eine neue Mitarbeiterin gewonnen werden - ein kleiner Lichtblick auf der ausgedünnten Catania-Chefetage.

„Trotzdem kann es bei Catania so nicht weitergehen“, sagt Pascale Martinelli vor der anstehenden Hauptversammlung am Montag, 8. Mai, im Teckkeller (ab 19.30 Uhr). Seine Forderung an die Versammlungsgäste wird es sein, dass sich genügend Freiwillige melden, um vakante Funktionen auszufüllen. „Wir brauchen dringend neue Leute. Ansonsten wird der Verein über kurz oder lang ausbluten“, befürchtet Martinelli. Noch ist er nicht amtsmüde, doch großes Interesse am AC Catania verspürt er in Kirchheim seit dem Wiederaufstieg in der Vorsaison nicht. Selbst Kirchheims Italiener, „die sonst ja jedes Länderspiel der Nationalmannschaft im Fernsehen anschauen“, zeigen dem AC Catania in diesen Tagen die kalte Schulter.

„Ich hoffe, dass das Interesse an unserer Hauptversammlung wieder etwas größer wird und wenigstens 40 Leute erscheinen“, sagt Spielleiter Maurizio Latte. Sie pflichten ihm bei: Weniger Gäste wären angesichts dessen, was am 8. Mai auf der Tagesordnung stehen wird, enttäuschend. „Weiterführung des Spielbetriebs?“ heißt das spannende Abendthema, bei dem es um die Kardinalsfrage gehen wird, ob der Verein in seiner jetzigen Form fortgeführt werden kann oder nicht.

Tatsächlich will die Führungsmannschaft um Pascale Martinelli die Generaldebatte zur Aussprache darüber nutzen, ob und wie dem Verein unter Einbindung frischer Kräfte neues Leben eingehaucht werden kann. Schlägt die Funktionärsfahndung fehl, wollen die Catania-Verantwortlichen in einem zweiten Schritt Plan B andiskutieren. Jener Plan hat zum Inhalt, mit Nachbar VfL Kirchheim über eine Wiederaufnahme zu verhandeln, nachdem der Großverein bereits in den 1970er-und 1980er-Jahren formell Eigentümer des von „Il Presidente“ Werner Hänsel gegründeten Italiener-Clubs („VfL-Catania“) war.

Was bei der Hauptversammlung herauskommen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist eines: In der Fusionsfrage sind die Mitglieder noch ziemlich uneins. Erklärte Gegner wie Trainer Michel Forzano („eine Fusion würde uns die Eigenständigkeit kosten“) stehen klare Befürworter wie Giuseppe Forzano gegenüber. Auch diesbezüglich sollte der Verein, der in Kirchheim als einziger Fußball spielender Ausländerverein eine Monopolstellung hat, die Mehrheitsmeinung herausarbeiten.