Lokalsport

Sport, Spiel und Spaß bauen Berührungsängste ab

Einen ganz besonderen Tag haben rund 80 Teilnehmer des Sport- und Spielfestes des TSV Ötlingen im Rübholz erlebt. In Kooperation mit dem Pädagogischen Fachseminar Kirchheim schuf der TSVÖ Raum für die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung.

Die rund 80 Teilnehmer des Sportfests der Begegnung waren mit Spaß und Feuereifer dabei - egal, ob mit oder ohne Behinderung. Fo
Die rund 80 Teilnehmer des Sportfests der Begegnung waren mit Spaß und Feuereifer dabei - egal, ob mit oder ohne Behinderung. Fotos: Haussmann

Kirchheim. Seit mehr als zwei Jahrzehnten schaffe der TSV Ötlingen laut Jugendleitern Heike Heinrich für Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten und zusammen einen ganzen Tag bei Sport und Spiel zu verbringen. Für die Organisatorin ist die Veranstaltung ein Ausdruck von Lebensfreude und Begeisterung. „Sport verbindet, integriert und fördert die Teilhabe“, sagt Heinrich. „Und das auf eine ganz natürliche und für alle Seiten bereichernde Weise.“

Das gemeinsame Sporttreiben von Menschen mit und ohne Behinderung sorge bei allen Beteiligten für positive Effekte. „So lassen sich beispielsweise Berührungsängste und eine allgemeine soziale Distanz abbauen“, wie Heike Heinrich erklärte. „Aber auch die Zunahme von Akzeptanz, Toleranz und Kooperation kann gefördert werden.“ Gerade beim Mitmachen zeige sich, welch große sportliche Leistung Menschen mit Behinderung abliefern würden und welche große Freude sie dabei empfinden.

Ob Weitsprung, Weitwurf, 50-Meter-Lauf, Korbwerfen, Staffellauf oder Geschicklichkeitsspiel – alle Teilnehmer waren auf der Sportanlage Rübholz mit vollem Einsatz dabei und loteten ihre Grenzen aus. „Sportliche Aktivität fördert gerade auch bei Personen mit Handicap sowohl die motorische als auch kog­nitive Leistungsfähigkeit“, betonte die Lehrbeauftragte des Pädagogischen Fachseminars Kirchheim, Susanne Niemeyer. „Im Alltag wirkt sich das positiv auf die Steigerung der Mobilität aus, die die soziale Interaktion fördert und damit die Lebensqualität behinderten Menschen ganz allgemein und mit Blick auf die Gesunderhaltung steigert.“

Niemeyer empfindet die seit zwei Jahren bestehende Kooperation zwischen PFS und TSVÖ im Rahmen des Sport- und Spielfestes für beide Seiten als sehr bereichernd. Durch die Einführung der Inklusion an den Schulen müssten die Seminaristen auf den Umgang mit Heterogenität vorbereitet werden. „Wir können sie nicht auf jede einzelne Behinderung vorbereiten“, so Susanne Niemeyer. „Aber wir können ihnen das Selbstvertrauen mitgeben, in bestimmten Situationen flexibel zu reagieren, um die Kinder im Unterricht so einzubeziehen, dass sie tatsächlich sportlich mitmachen können.“ Dazu leiste das Sport- und Spielfest einen wichtigen Beitrag, wie die Lehrbeauftragte erklärte.

„An der heutigen Veranstaltung nehmen Menschen mit verschiedenen Handicaps teil“, sagte Niemeyer. „Die Herausforderung besteht nun darin, den sportlichen Wettkampf so zu modifizieren, dass Behinderte und Nichtbehinderte Spaß haben und ihre Leistungsfähigkeit voll zum Tragen bringen können.“ Jeder Mensch habe das Recht auf Teilhabe, es sei ein kulturelles und wertvolles Gut, das auch Personen mit Handicap einschließe und das durch ihre Einbindung realisiert werde. Dazu gehört für Susanne Niemeyer vor allen Dingen auch, dass Kinder mit Behinderung in der Schule nicht als Herausforderung, sondern als große Chance gesehen werden. Ein Punkt, der den Seminaristen in der Ausbildung vermittelt werde und auch beim Sport- und Spielfest eine Rolle spiele. „Denn gerade mit Blick auf die Entwicklung von sozialen Kompetenzen profitieren im schulischen Bereich gerade nicht behinderte Kinder von dem Kontakt zu Mitschülern mit Handicap“, betonte Susanne Niemeyer.

Das bestätigten auch Jana Bes­tenlehner und Anna Haußner von den Fußballerinnen der SGM Wendlingen-Ötlingen, die von der Veranstaltung restlos begeistert waren. Für sie schlug das Sport- und Spielfest ganz unverkrampft Brücken zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Darüber hinaus förderte die Begegnung aus Sicht der beiden jungen Frauen vor allem bei jenen ohne Handicap Empathie und Verständnis. Für Bestenlehner und Haußner war die Betreuung der Veranstaltung deshalb ein persönlicher Gewinn.