Lokalsport

Stadtverband steht am Scheideweg

TG-Neujahrsempfang Der Vorsitzende des SfL, Hermann Schnizler, stellt den Dachverband der Kirchheimer Sportvereine offen infrage. Von Helge Waider

Der Vorsitzende des Stadtverbands für Leibesübungen, Hermann Schnizler, hat seinem Unmut im Rahmen des TG-Neujahrsempfangs Luft
Der Vorsitzende des Stadtverbands für Leibesübungen, Hermann Schnizler, hat seinem Unmut im Rahmen des TG-Neujahrsempfangs Luft gemacht. Foto: Markus Brändli

Der Rahmen passte: rund 70 Gäste aus Sport, Politik, Verwaltung und Kultur waren am Dreikönigstag der Einladung der Turngemeinde Kirchheim zum traditionellen Neujahrsempfang gefolgt, als Hermann Schnizler sein kleines „Bömbchen“ zündete: im 60. Jahr seines Bestehens steht der Kirchheimer Stadtverband für Leibesübungen (SfL), dessen Vorsitzender Schnizler seit acht Jahren ist, offenbar am Scheideweg: „Es gibt Gründe, sich über den Stadtverband und seine Bedeutung für den Sport in Kirchheim Gedanken zu machen“, sprach der Jesinger in seiner Rede offen aus, was intern schon lange die Runde macht.

Der Tropfen, der das sprichwörtliche Fass offenbar zum Überlaufen brachte, war das mangelnde Interesse der Vereine an der letzten Klausurtagung von Gemeinderat, Verwaltung und Sportvereinen im VfL-Kanzelwandhaus in Riezlern, die in letzter Konsequenz kurzfristig abgesagt worden war und nun Ende Januar im VfL-Sportvereinszentrum nachgeholt werden soll. „Den Stadtverband nur dafür zu betreiben, die jährliche Sportlerehrung durchzuführen oder Anträge auf Investitionszuschüsse in Höhe von 18 000 Euro zu prüfen, ist möglicherweise zu wenig Anspruch für unsere Institution“, so Schnizler. Tatsächlich gilt es als offenes Geheimnis, dass die großen Vereine oftmals den direkten Dialog mit der Stadt suchen und den SfL links liegen lassen.

Ebenso kritisch ging der SfL-Vorsitzende mit der Aussetzung der Nebenkostenbeteiligung der Vereine für das Jahr 2018 um, die vom Gemeinderat im Herbst durchgewinkt worden war und eine Entlastung in Höhe von rund 33 000 Euro für die Vereine bedeutete. Das „Geschenk“, so Hermann Schnizler, sei wohl auch auf Initiative des Hauptzahlers zustande gekommen und treffe wieder nur die Vereine, die schon bevorzugt seien. Dies entspräche nicht dem Sinn der Neuordnung der Sportförderung, machte Schnizler seinem Unmut Luft. Bei dem „Hauptzahler“ handelt es sich um den VfL, der um rund 20 000 Euro der Gesamtsumme entlastet wurde.

Ins gleiche Horn stieß auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker: „Ich mache keinen Hehl daraus, dem Antrag auf die Aussetzung der Nebenkostenbeteiligung nicht gefolgt zu sein.“ Das Kirchheimer Stadtoberhaupt sieht neben den guten Einnahmen auch die Ausgaben- und Investitionsseite im Bereich Bildung, Betreuung und Betrieb von Sportstätten. 100 Millionen Euro, so die Oberbürgermeisterin, seien in den kommenden vier Jahren für Infrastrukturmaßnahmen geplant. Darüber hinaus bedauerte sie, dass der über mehrere Jahre ausgehandelte Kompromiss mit den Vertretern des Sports nach nur zwei Jahren beiseitegeschoben sei. „Ich halte es für völlig legitim, wenn Kultur- oder Sporttreibende mit einem Prozent der entstehenden Kosten beteiligt werden“, machte Angelika Matt-Heidecker ihren Standpunkt nochmals klar.

In Puncto Bäder versprach die Oberbürgermeisterin die Fertigstellung der Freibad-Ertüchtigung bis zum Saisonbeginn und verteidigte die Kooperation mit der Gemeinde Dettingen in Sachen Hallenbad, die bis 2030 läuft. „Das Dettinger Bad wurde und wird zu 70 Prozent durch Kirchheimer Vereine und Schulen genutzt. Deshalb ist klar, dass wir auch 70 Prozent der Kosten tragen“, so die Oberbürgermeisterin, die aber auch klar Kante zeigte: „2023/24 müssen wir mit der Planung unseres eigenen Hallenbads für 2030 beginnen.“