Lokalsport

Stand heute zufrieden

Nach der Überraschung in Vechta stimmt die Gesamtbilanz bei den Knights

Erst vier Spieltage und schon alles drin. Wechselbäder härten ab, so man im Kern gesund ist. Kirchheims Basketballern scheint die sportliche Kneippkur der vergangenen Wochen gut zu bekommen. Nach dem Sensationserfolg in Vechta lautet die nächste Frage: Wieviel Chemnitz steckt in Hanau?

Das Wir gewinnt: Die Knights haben mit ihrem Sieg in Vechta für die Überraschung schlechthin gesorgt. Foto: Schikora
Das Wir gewinnt: Die Knights haben mit ihrem Sieg in Vechta für die Überraschung schlechthin gesorgt. Foto: Schikora

Kirchheim. Streicheleinheiten tun jedem gut. Auch ein muskelbepackter Zwei-Meter-Riese ist am Ende auch nur ein Mensch. Und Menschen zweifeln. Tun sie das zu lange und zu intensiv, wird daraus eine Krise. Die Knights haben die Krise am Samstag in Vechta mit Böllerschüssen zu Grabe getragen, noch ehe sie richtig gefährlich werden konnte. Was das für die Gesamtstabilität der Mannschaft heißt, wird man erst am Samstag wissen beim zweiten Anlauf auf den ersten Heimerfolg. Der erste gegen Chemnitz ist kläglich gescheitert. Am Samstag kommt Neuling Hanau. Wieder nach einem rauschenden Gala-Abend in der Fremde.

Der zweite Sieg, doch diesmal ist der Stellenwert ein anderer. Der glanzvolle Auftakt beim überforderten Aufsteiger in Rhöndorf, war nur schwer einzuordnen. Vechta ist das Topteam der Liga, die Mannschaft, die 13 von 16 Trainern zu Saisonbeginn als Titelkandidaten auf dem Zettel hatten. Kein Geheimfavorit, sondern ein Team mit Erstliga-Etat und ebensolchem Anspruch. Vechta hatte vom Saisonstart weg den erwarteten Lauf und auch am Samstag keinen schlechten Tag. Trotzdem war Kirchheim besser, weil die Gäste mehrmals die richtige Antwort fanden als es eng wurde.

„Dieser Sieg gibt Selbstvertrauen“, sagt der Kirchheimer Trainer Michael Mai, wohlwissend, dass darin mehr Hoffnung denn Gewissheit steckt. Für ihn das Wichtigste: Seine Mannschaft entwickelt sich, die Verletzten werden weniger. Am Samstag stand Dennis Tinnon zum ersten Mal in einem Pflichtspiel für die Knights auf dem Parkett. Dass er zwanzig Minuten durchhalten musste, war nicht geplant. Weil sich Jordan Wild das Spiel mit lädiertem Handgelenk zuhause vor dem Fernseher anschaute und Keith Rendleman früh mit Foulproblemen kämpfte, blieb keine andere Wahl. Tinnon nutzte die Zeit sinnvoll und war mit zehn Rebounds an diesem Abend von keinem in der Halle zu toppen.

Bisher spricht vieles dafür, dass die Knights am kommenden Samstag gegen Hanau erstmals mit allen drei Amerikanern unterm Korb werden auflaufen können. Knüpft Andreas Kronhardt an seine starke Leistung im ersten Heimspiel gegen Chemnitz an, dürften auch die körperlich starken Hessen in der Zone einen schweren Stand haben. Michael Mai sähe gleichzeitig seine Hoffnung auf eine gleichmäßigere Lastenverteilung erfüllt. Dass Williams und Koch in jedem Spiel mit deutlich mehr als zwanzig Punkten glänzen, kann keiner ernsthaft erwarten, auch wenn beider Formkurve steil nach oben zeigt. Für Flügelmann Tim Koch war es der zweite starke Auftritt in Folge. Er komme mit seiner Rolle immer besser zurecht, sagt er. „Ich mache die richtigen Schritte in die richtige Richtung.“ Der 26-jährige Allrounder profitierte am Samstag am stärksten von Passtempo und Dynamik eines Richard Williams. Aber auch vom Vertrauen des Trainers. Vier Spiele, viermal stand der Ex-Ludwigsburger in der Startformation. „Vertrauen ist ein entscheidender Faktor“, sagt Koch. „Das Gefühl, dass man auch Fehler machen darf.“ Mit dem Schritt vom Bankdrücker in der BBL zum Taktgeber in der Pro A haben viele im Kirchheimer Team noch zu kämpfen. „Das wird kein geradliniger Prozess“ ist Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt überzeugt. „Wir werden unser Konzept nicht vom kurzfristigen Erfolg abhängig machen.“ Ein Grund, weshalb der Klub fast alle deutschen Schlüsselspieler mit Zweijahresverträgen ausgestattet hat. „Stand heute sind wir mit der Entwicklung zufrieden,“, sagt Schmidt. Bis Samstag wird sich daran erst einmal nichts ändern.