Lokalsport

Start in Heidelberger Wochen

Basketball Das Team von Frenkie Ignjatovic ist erster Play-off-Gegner der Knights am 7. April. Die Entscheidung über den Spielort ist auf Samstag vertagt. Von Bernd Köble

Tschüss bis zur nächsten Saison: Die Internatsschüler aus Ehingen bleiben dank des überraschenden Triumphs über Kirchheim in der
Tschüss bis zur nächsten Saison: Die Internatsschüler aus Ehingen bleiben dank des überraschenden Triumphs über Kirchheim in der Pro A.Foto: Tanja Spindler

Nur wenig verrät mehr über das gesunde Fan­emp­fin­den als ein gepflegtes Toilettengespräch. „Früher“, meint der betagte Herr mit dem blauen Schal um den Hals wehmütig, „da gab es zu solchen Anlässen noch zwei Fässer Bier von der Adler-Brauerei.“ Was mit früher gemeint war, wissen wir nicht. Der besondere Anlass dagegen ist klar: Die Ehinger haben soeben den Klassenerhalt geschafft - mit freundlicher Unterstützung des Gastes aus Kirchheim.

Die bierseligen Zeiten scheinen lange her. Am Sonntagabend jedenfalls war die Party früh beendet. Nach den üblichen Freudentänzchen drunten auf dem Spielfeld verabschiedeten die Ehinger erst den Hausmeister per Handschlag und anschließend eine ganze Reihe Spieler. Das war‘s. Zumindest offiziell. Die Hand geschüttelt bekam auch einer, der vor Jahren noch den Gegner als Kapitän aufs Feld geführt hat: Radi Tomasevic durfte im vorletzten Spiel seiner Karriere immerhin noch eine knappe Viertelstunde ran. Fünf Punkte und vier Assists immerhin die Bilanz seines Arbeitstags. Danach legt sich der 38-Jährige fest: „Nach dem Spiel am Samstag in Hamburg ist definitiv Schluss mit Leistungssport.“ Dann macht beim zweifachen Familienvater der Nachwuchs das Spiel. Sein Sohn ist fünf, wird im kommenden Jahr in Kirchheim eingeschult, der Nachkömmling ist gerade neun Monate alt.

Radi also geht. Die Ehinger dagegen kommen wieder. In der zweithöchsten Liga und mit neuer Halle. Die Entscheidung im Abstiegskampf ist seit Sonntag durch. Pro-A-Dauergast Essen damit das zweite Opfer nach den weit abgeschlagenen Dresdnern. In der Ruhrmetropole hat der Kirchheimer Kollaps im Schlussabschnitt verbreitet für Bluthochdruck gesorgt. Immerhin hatte der Tabellenvierte zuvor mit 17 Punkten geführt. Der Verdacht, der in solchen Fällen immer aufkeimt: schwäbische Vetterleswirtschaft.

Kirchheims Coach Michael Mai sind solche Dinge naturgemäß fremd. Geschweige denn, dass er wüsste, was darunter zu verstehen sei. Der Trainer war auch gestern noch nicht zu Scherzen aufgelegt: „Ich bin schwer enttäuscht“, sagt er und räumt dabei auch eigene Fehler ein. Dass er seiner Stammformation angesichts des klaren Vorsprungs längere Pausen genehmigte als sonst üblich, war aber nur ein Grund, weshalb die Gäste auf der Zielgeraden völlig den Faden verloren. Die Serie slapstickartiger Turnovers im Schlussviertel ging schließlich auf das Konto der Erfahrenen im Team.

Die haben damit eine ebenso mögliche wie verdiente Atempause am letzten Spieltag vergeigt. Das Saisonfinale gegen Heidelberg, soviel steht seit Sonntag fest, wird zur Generalprobe für die Play-offs, die am Freitag darauf beginnen. Statt eines Wohlfühlabends mit gegenseitigem Beschnuppern erwartet die Ritter zum Abschluss noch einmal ein harter Arbeitstag. Stress. Dieses Wort verwendet Michael Mai tatsächlich. Einen 16-Punkte-Vorsprung müsste seine Mannschaft verspielen, um das Heimrecht am 7. April noch aus den Händen zu geben.

Die wenigsten befürchten dies, der Trainer schon: „Wenn wir nicht mit vollem Ernst an die Aufgabe heran gehen“, prophezeit der Coach, „dann werden wir dieses Spiel mit mehr als diesen 16 Punkten verlieren.“ Deshalb: „Für uns beginnen die Play-offs am Samstag.“ Gegen einen Gegner, der eher als das kleinere Übel denn als Wunschkandidat gilt. „Gotha wäre mir lieber gewesen, aber Heidelberg ist besser als Trier“, so der Dreisatz des Trainers.

Sein Kollege Frenkie Ignjatovic dagegen spricht vom Samstag als einer „Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen.“ Das Duell mit seinem Ex-Klub - Ignjatovic war darauf vorbereitet: „Ich hatte von Anfang an das Gefühl, das muss diesmal so sein.“ Nicht ausgeschlossen, dass er und sein Team sich in den bevorstehenden drei Wochen viermal auf die Reise nach Kirchheim werden machen müssen. Eine Situation immerhin, die dem einstigen Berufspendler aus Oberramstadt sechs Jahre lang vertraut war.