Lokalsport

Steimle pulverisiert eigene Bestmarke

Bissinger Meile Die Mischung aus ein klein wenig Spitzensport und ganz viel Breitensport hat am Sonntag 173 Teilnehmer zum Bergzeitfahren an den Dachsbühl gelockt. Von Reimund Elbe

Ordentlich Betrieb herrschte bei der „Meile“ auf und neben der Strecke. Fotos: Markus Brändli
Ordentlich Betrieb herrschte bei der „Meile“ auf und neben der Strecke. Fotos: Markus Brändli

Gegen 14 Uhr fuhr er an den Start, wenige Minuten später hatte er seinen eigenen Streckenrekord förmlich pulverisiert: Eine Woche nach seinem großen Triumph bei der Öberösterreich-Rundfahrt schaute Jannik Steimle gestern bei der Bissinger Meile vorbei - und lieferte eine spektakuläre Zeit ab.

Mit 2.31,72 Minuten blieb der Weilheimer knapp sechs Sekunden unter seine bisherigen Bestmarke. „Zwei Windböen kurz vor dem Ziel haben mich kurz aus dem Rhythmus gebracht, sonst wäre ich vielleicht noch ein bis zwei Sekunden schneller gewesen“, bilanzierte der 23-jährige Radprofi. Zum Warmmachen hatte Steimle bereits morgens eine viereinhalbstündige Tour in der Göppinger Ecke absolviert.

Steimle, er ließ den Renntag inmitten der Zuschauer und Fahrer bei einer Cola gemütlich ausklingen („es macht Spaß hier, weil man viele Bekannte trifft“), startet am kommenden Wochenende bei den Deutschen Radmeisterschaften am Sachsenring. Für seine neue Topzeit bei der Meile hatte er ein schlüssige Begründung. „Ich wiege heute acht Kilo weniger als damals“, sagte Steimle, zudem sei er durch das harte Training als Profi noch deutlich austrainierter. Steimles Schwester Ina fuhr übrigens mit 4.21,53 Minuten die zweitschnellste Zeit bei den Frauen. Rund sieben Sekunden zügiger unterwegs war die Siegerin Isabelle Willnauer (Stuttgart).

Bissinger Meile: Das ist ein klein wenig Spitzensport und ganz viel Breitensport. „Gerade im Rad-Breitensportbereich gibt es nicht so viele Veranstaltungen, das ist einer der Gründe, warum wir jedes Jahr die Bissinger Meile veranstalten“, betonte Judith Oelkrug, Leiterin der Abteilung Alpin und Radsport beim TV Bissingen am Rande der Veranstaltung.

Und zur Meile-Teilnahme gehört auch eine Spur Gelassenheit, wie Harald Wagner demonstrierte. Morgens um 8 Uhr trank der Naberner gestern morgen in einer Kirchheimer Bäckerei einen Kaffee, radelte dann zum Start und half dort erst einmal mit, die Strecke zu kehren. Die Bissinger Organisatoren nahmen die Hilfe gerne an, zumal ein heftiger Gewitterregen tags zuvor Dreck und Steine auf die rund 1 600 Meter lange Strecke gespült hatte.

In aller Ruhe radelte Wagner nach getaner Arbeit wieder heim, chillte ein wenig, kehrte gegen 12 Uhr zurück und absolvierte die Strecke noch satte acht Mal. „Ich bin jedes Jahr aufs Neue gerne dabei, manchmal fahre ich auch zehn Mal hoch“, berichtete Wagner, ehe er mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte.

Ins Schwitzen gerieten die 173 Starterinnen und Starter allerdings weniger stark als befürchtet. Um die 25 Grad pendelte das Thermometer im Laufe des Tages, freilich störte Schwüle und Ostwind. „Der Wind kann dich schon etwas aus dem Tritt bringen“, sagte Rolf Braun, einer der Mitbegründer der Bissinger Meile.

Klein, aber oho

Auf solche Nuancen achteten die meisten Teilnehmer jedoch weniger. Oben ankommen steht im Mittelpunkt. Vor allen Dingen, wenn jemand noch ganz klein ist. So wie die zweijährige Romy Maier. Sie fuhr auf einem Kinderrad die 1,6 Kilometer alleine nach oben. Echtes Teamwork betrieben dagegen beispielsweise die Schwestern Isabel und Miriam Kubat aus Owen. Isabel fuhr per Einrad Seit‘ an Seit‘ mit ihrer Schwester nach oben, diese war auf Inlinern unterwegs. Für die Duo-Fahrt hatte Isabel einen plausiblen Grund parat: „Falls ich vom Einrad falle, kann mir meine Schwester wieder beim Aufsteigen aufs Rad helfen“.

Eine echte Premiere gab‘s bei der Spaßveranstaltung auch noch. Michaela Simon bewältigte die Strecke auf Skirollern. Zufrieden schaute im Ziel auch die elfjährige Lea Kanz aus Bissingen drein. Sie hatte mit einer Zeit von rund sechseinhalb Minuten nicht nur ihre persönliche Bestmarke deutlich verbessert, sondern auf den letzten Metern Vater Holger abgehängt. Schon als Vierjährige nahm Lea einst per Laufrad teil.

Nach der persönlichen Rekordfahrt gönnte sie sich erst einmal ein ausgedehntes Päuschen im Schatten. „Jetzt reicht‘s für heute“, tat die junge Bissingerin lachend kund.

Mitorganisator Andreas Henssler zog am Abend ein positives Fazit der 22. Bissinger Meile. „Der Wettergott muss ein Bissinger Radler sein“, meinte Henssler humorig angesichts der Tatsache, dass die äußeren Bedingungen mitgespielt hatten. Tags zuvor wurde die Strecke von Regen überschwemmt, ab dem heutigen Montag soll eine Hitzewelle über Deutschland rollen. Nicht nur der Zuspruch zum Rennen stabilisierte sich mit rund 170 Startern, auch das Festzelt war nach Hensslers Beobachtung „deutlich besser frequentiert als in den vergangenen Jahren“. Eine gute Basis für die 23. Auflage im kommenden Jahr.

Impressionen von der „Bissinger Meile“ finden sich in der Mediathek der Teckboten-Homepage unter www.teckbote.de