Lokalsport

Stumpes Sternsekunde und Kölles K.o.

Teckbotenpokal Vor zehn Jahren fand in Jesingen eines der denkwürdigsten Endspiele in der Geschichte des Turniers statt, in dem zwei aktuelle Neidlinger Protagonisten eine große Rolle spielten. Von Reimund Elbe

Weilheimer Wahnsinn: Die TSVW-Kicker hatten Danell Stumpe nach dessen Siegtreffer im Turnierendspiel 2009 gegen Bad Boll unter s
Weilheimer Wahnsinn: Die TSVW-Kicker hatten Danell Stumpe nach dessen Siegtreffer im Turnierendspiel 2009 gegen Bad Boll unter sich begraben. Archiv-Foto: Deniz Calagan

An den 9. August 2009 erinnert sich Danell Stumpe noch so gut, als wenn es gestern gewesen wäre. „Ich hatte am langen Pfosten auf eine Hereingabe spekuliert“, schildert der einstige Offensivakteur aus dem Gedächtnis heraus den entscheidenden Moment des Teckbotenpokalfinals in Jesingen gegen den TSV Bad Boll, „bekam dann von Darko Kadoic den Ball genau vor die Füße gepasst.“ In der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit traf der heutige Trainer des TSV Jesingen aus kurzer Distanz zum 5:4. Es war der Schlusspunkt eines der verrücktesten und dramatischsten Endspiele in der Historie des Teckbotenpokals.

„Die Zuschauer kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten“, stellt Heiko Kölle knapp zehn Jahre später leicht zerknirscht fest. Damals trug er das Trikot des Verliererteams aus Bad Boll. 4:2 hatte der Landesligist vor 1 400 Zuschauern in den Lehenäckern bis fünf Minuten vor Schluss geführt, seit der sechsten Minute zudem nach einer Roten Karte für Lukasz Wolak (Notbremse gegen Nicolo Incorvaia) in Unterzahl agiert und einen großen Kampf abgeliefert - bevor der Weilheimer Wahnsinn seinen Lauf nahm.

Entscheidend daran beteiligt: Danell Stumpe und Darko Kadoic. Besondere Pointe: TSVW-Trainer Alexander Hübbe hatte das Duo im Finale zunächst auf der Bank schmoren lassen. 260 Sekunden vor dem Schlusspfiff köpfte Weilheims Angreifer Kai Hörsting das 3:4, Kadoic schoss zum Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich.

Dann folgte Stumpes Sternsekunde, die zudem das 200. Turniertor bedeutete und ihm als Bonus einen Sonderpreis einbrachte. „Dieses 5:4 zeigt, was mit Mentalität im Fußball möglich ist. Für junge Spieler sind doch solche Geschichten genial“, schwärmt Stumpe noch heute von dem Match.

Auch für Heiko Kölle bleibt das 2009er-Finale nach eigenem Bekunden „etwas ganz Besonderes“ in seiner vor wenigen Wochen beim TV Neidlingen zu Ende gegangenen Laufbahn. Bruder Patrick, aktuell Spielertrainer des TVN, bekam damals zumindest noch ein Trostpflaster, als er zum Spieler des Tages gewählt wurde. Angesichts von drei Treffern im Finale kein Wunder. „Patrick hatte schon damals immer den Drang zum Tor“, erinnert sich Heiko Kölle, der in seiner Laufbahn eher das Verteidigen bevorzugte.

Ein besonderes Lächeln zeigte damals Weilheims Trainer Alexander Hübbe nach dem „Jahrhundertfinale“. Der taktische Schachzug, gegen in Unterzahl kämpfende Kurörtler mit Stumpe und Kadoic frische Kräfte zu bringen, hatte sich ausgezahlt. „Ich wollte montags unbedingt positive Schlagzeilen über uns im Teckboten lesen“, gab der in der Spielertraube feiernde Chefcoach des damaligen Bezirksliga-Aufsteigers augenzwinkernd zu Protokoll.

Comeback ausgeschlossen

Heiko Kölle und Danell Stumpe werden beide beim diesjährigen Turnier in Neidlingen vorbeischauen. Stumpe als Trainer des ambitionierten A-Ligisten TSV Jesingen, Kölle als Cup-Tourist. Die alten Zeiten werden beide auf dem Neidlinger Sportgelände aber nicht mehr aufleben lassen. „Ein Comeback auf dem Platz ist ausgeschlossen, dann könnte ich danach zwei Tage nicht mehr laufen“, scherzt Stumpe. Heiko Kölle hegt wenige Wochen nach seinem Rücktritt vom aktiven Kickergeschehen auch noch keine konkreten Ambitionen: „Wenn überhaupt, kicke ich irgendwann mal in der Neidlinger AH.“