Für die Top-Mountainbiker unter der Teck rückt ein Termin immer näher: In vier Wochen soll der erste Mountainbike World Cup der Saison in Albstadt über die Bühne gehen, ohne Zuschauer zwar, aber mit Topbesetzung. Deswegen nutzen die Weilheimerin Kira Böhm (Walcher) und Manuel Fumic aus Kirchheim (Cannondale) die wenigen Rennen, die derzeit in Europa stattfinden, um ihre Form zu finden und die letzten Fehler zu korrigieren. Am vergangenen Samstag bildete das „Sunshine Race“ in Nals, im Etschtal zwischen Meran und Bozen gelegen, den Auftakt zu gleich drei Rennen der HC-Kategorie, der höchsten Rennklasse unterhalb des Weltcups und damit ideale Vorbereitung für die beiden Weltcups in Albstadt und eine Woche später im tschechischen Nove Mesto na Morave.
Für Kira Böhm aus Weilheim war es das erste große internationale Rennen in der Elite-Klasse, in die sie altersbedingt im Winter gewechselt war: „Ich bin es gar nicht gewohnt, so weit hinten starten zu müssen“, sagte die 18-Jährige. Entsprechend schwer ist es für Böhm, sich im hochklassig besetzten Feld zu behaupten. „Eine der Lehren, die ich aus dem Rennen gezogen habe, ist, dass ich mehr Energie am Start investieren muss, um nach der ersten Runde eine bessere Ausgangsposition zu haben.“ Die andere Erkenntnis war, dass Elite-Rennen deutlich länger sind als die der Juniorinnen. „Verglichen mit letztem Jahr kann es jetzt passieren, dass wir bis zu 30 Minuten länger unterwegs sind. Bis zu 1,20 Stunden ist es für mich okay, aber danach wird es hart.“
Beim Bundesliga-Auftakt vor drei Wochen hatte Böhm nach 1.21,59 Stunden den 16. Platz erreicht. Im deutlich stärker besetzten Rennen in Nals hingegen, wo alleine fast 100 Frauen auf der Startliste standen, hätte Böhm mit dieser Zeit zwar knapp die französische Siegerin Loana Lecomte geschlagen, doch die Weilheimerin benötigte 1.38,46 Stunden, um die fünf Runden auf dem vor allem konditionell anspruchsvollen Kurs zu bewältigen: „Die Strecke hat mir viel Spaß gemacht, mit den wurzeligen und staubigen Abfahrten. Noch fehlt mir ein bisschen die Rennhärte, aber die kommt mit jedem Rennen mehr.“
Am Ende stand für sie der 60. Platz zu Buche, in der U23-Wertung belegte Böhm unter nicht ganz einfachen Bedingungen im ersten Jahr immerhin den 25. Platz. Dennoch will sie auf das HC-Rennen im tirolerischen Haiming am nächsten Wochenende verzichten und sich stattdessen die Strecke des „Bike the Rock“ in Heubach anschauen, wo eine Woche später die Weltelite im Rahmen des Internationalen Bundesligazirkus gastieren wird: „Die Abfahrt dort hat es in sich.“
Fumic muss erstmals laufen
Auch für den alten Hasen Manuel Fumic war Nals eine neue Erfahrung - musste er mangels Weltranglisten-Punkten aus der Corona-Saison 2020, die für ihn durch zwei heftige Stürze noch kürzer und weniger erfolgreich ausgefallen war, in Nals ungewohnt weit hinten starten: „Ich kann mich nicht erinnern, ob ich jemals überhaupt so weit hinten starten musste“, stellte Fumic fest. Von Position 52 startete er in die sechs Runden und musste zunächst erst mal einige Passagen laufen: An einigen Engstellen auf dem klassisch angelegten Kurs waren es oft nur die ersten zehn bis zwanzig Fahrer, die ohne abzusteigen passieren konnten, dahinter bildete sich schnell ein Stau: „Ich musste noch nie in einem Rennen deswegen laufen“, resümierte Fumic, der seit 20 Jahren an der Weltspitze fährt. Aber letztlich sei das Ergebnis - Fumic wurde schließlich 46. - auch nicht wichtig gewesen: „Es ist sicher nicht das, wo ich ankommen wollte. Aber es sind die kleinen Schritte Richtung Weltcup und Olympiaqualifikation. Ich weiß, woran ich arbeiten muss, die Grundstimmung ist positiv.“
„Corona-Blase“ in Kirchheim
Dazu trägt auch bei, dass mittlerweile sein ganzes Profi-Weltcup-Team in Kirchheim angekommen ist und dort ganz coronakonform in einer eigenen „Blase“ in einem Haus wohnt, um sich optimal auf die kommenden wichtigen Rennen vorzubereiten. Neben den beiden 2021er-Neuzugängen, dem Dänen Simon Andreassen und dem Südafrikaner Alan Hatherly, wohnen auch der derzeit Weltranglisten-Führende, der Brasilianer Henrique Avancini und ein Physiotherapeut, ein Mechaniker, ein Koch und der britische Trainer Phil Dixon in Kirchheim. Von dort aus wollen die Sportler in der Umgebung auf der Straße und im Gelände trainieren, zu den Rennen reisen und sich wieder erholen: „So eine Gemeinschaft entwickelt ihre eigene Dynamik, vor allem auch im Training. Und man kann gemeinsam mehr machen als alleine“, weiß Altmeister Manuel Fumic, „das wird bestimmt ganz lustig.“