Lokalsport

Topleistungen, Pannen und markige Sprüche

Sportlerehrung Bei der Matinee zu Ehren Kirchheims erfolgreichster Athletinnen und Athleten geht es auch um kommunalpolitische Themen. Von Reimund Elbe

Erfolgreiche Sportler, die etwas zu sagen haben: VfL-Karateka Linda Kerner (oben) und der deutsche Meister am Reck, Felix Pohl (
Erfolgreiche Sportler, die etwas zu sagen haben: VfL-Karateka Linda Kerner und der deutsche Meister am Reck, Felix Pohl (oben) mit Kirchheims OB Angelika Matt-Heidecker und dem SfL-Vorsitzenden Hermann Schnizler. Fotos: Genio Silviani

Der Wurm war drin bei der gestrigen Sportlerehrung der Stadt Kirchheim in der Stadthalle. Eine schwer verständliche Moderation, technische Pannen und ein schleppender Verlauf machten aus der Veranstaltung zu Ehren Kirchheims erfolgreichster Athleten eine Geduldsprobe. Wirklich spannende und unterhaltsame Momente boten sich, wenn die Sportlerinnen und Sportler selbst das Wort ergriffen.

„Die Faszination des Sports“, von der Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker bei der Begrüßung der rund 250 Gäste sprach, brachte jenes Trio zum Ausdruck, welches das Simonsiegel in Gold erhielt - die höchste Auszeichnung des Kirchheimer Sports, die für Topplatzierungen bei internationalen Großveranstaltungen wie WM, EM oder Olympische Spiele vergeben wird. Segelflug-Vizeweltmeister Mario Kießling von der Fliegergruppe Wolf Hirth schilderte bildhaft seine Eindrücke im Cockpit über den Anden („trotz WM riskiert man da schon mal den Blick nach unten“).

Die temperamentvolle Julia Wollny, Vize-Europameisterin mit dem deutschen Unterwasserrugby-Nationalteam, beschrieb lebhaft, welchen Spaß ihr der Sport trotz gelegentlicher Blessuren („manchmal geht es schon hart zu“) bereitet. Lukas Thomas, Weltcupsieger im Karate-Juniorenbereich, erzielte seinen besten Resultate im Jahr 2017 erstaunlicherweise kurz nach einem Kieferbruch.

Es sind die Vielfalt der Sportarten und ihre besonderen Geschichten, die den Reiz der jährlichen Veranstaltung ausmachen. Gut gelaunt präsentierten sich die Kunstturner des VfL nach ihrem Aufstieg in die zweite Bundesliga. „Jetzt folgt der Angriff auf die erste Liga“, sagte Trainer Henning Weise augenzwinkernd. Felix Pohl - amtierender Deutscher Meister am Reck und für den Bundesligisten MTV Stuttgart aktiv - will „im Frühjahr wieder angreifen“. Eine Operation am Sprunggelenk sei gut verlaufen, gab der einstige VfL-Paradeturner zu Protokoll. Für Schmunzler sorgten Standardtänzer Karl Kunstfeld („Tanzen ist die einzige Tätigkeit, bei der Männer das Sagen haben“) und Tennis-Nachwuchsspieler Lasse Pörtner („mein Idol ist mein Trainer“).

Kirchheims Oberbürgermeisterin dankte nicht nur den Sportlerinnen und Sportlern für die Topleistungen, sondern auch „allen, die für diese Erfolge die Basis geschaffen haben“ - den Trainern, Eltern, Freunden und ehrenamtlichen Helfern in den Vereinen. 119 200 Euro habe die Stadt an Sportförderung im vergangenen Jahr ausgeschüttet, gleichzeitig habe die Stadt mehrere Millionen in die Sportinfrastruktur gesteckt. Ein Raunen ging durchs Publikum, als das Stadtoberhaupt den aktualisierten Zeitplan für die Kirchheimer Freibad-Wiedereröffnung bekannt gab: Erst im Juni 2018 sei mit dem Sanierungsende zu rechnen. „Bei der Sanierung wurden Leitungen entdeckt, von denen wir nicht wussten, dass es sie überhaupt gibt“, sagte Matt-Heidecker.

Mehr Nähe zu Rambouillet

Hermann Schnizler, Vorsitzender des Stadtverbandes, regte in seiner Begrüßungsrede die Wiederbelebung der sportlichen Beziehungen zur Partnerstadt Rambouillet an. „Momentan beschränkt sich das auf den Kulturbereich“, betonte Schnizler und erinnerte daran, dass das Simonsiegel 1968 erstmals bei einem deutsch-französischen Sportfest als Auszeichnung überreicht worden sei.

Gestern gab es das Siegel dreimal in Gold, 21-fach in Silber und 42 Mal in Bronze. 177 Sportlerinnen und Sportler hatten im vergangenen Jahr zumindest einen württembergischen Meistertitel geholt und damit die Mindestanforderung für eine Einladung zur Sportlerehrung erfüllt. Bemerkenswert: Sportschütze Siegfried Haufe wurde gemeinsam mit seinem Enkel Paul Jannik geehrt. Der Youngster hält es allerdings mehr mit dem Segeln - und das sehr erfolgreich. Aus der Hand von Kreissparkassen-Regionalbereichsleiter Dietmar Ederle erhielt der Dritte der internationalen Deutschen Meisterschaft, ebenso wie die Turnerin Maike Halbisch, den Sonderpreis für besondere sportliche Leistungen.