Lokalsport

Über den Dächern zu Hause

Porträt Ein Team des SWR hat für die Notzinger Ausgabe von „Landesschau Mobil“ einen Tag lang Parkour-Sportler und TSVN-Trainer Marvin Mitterhuber begleitet. Von Katja Eisenhardt

Parkour-Profi Marvin Mitterhuber verlässt das Notzinger Rathaus auf ungewöhnliche Weise: Der 26-jährige springt im Rahmen der SWR-Landesschau Mobil kurzerhand über die verschiedenen Etagen vom Dach. Foto: Katja Eisenhardt

Ein letzter prüfender Blick vom Rathausdach nach unten: Liegen alle Matten richtig? SWR-Kameramann Alexander Katsimitsoulias ist bereit. Da macht sich Marvin Mitterhuber auch schon gekonnt auf den Weg nach unten. Die Kamera hält den spektakulären Rathaus-Abgang des Parkour-Profis Etage für Etage fest, bis Marvin Mitterhuber sich vor dem Eingang sicher auf der letzten Matte abrollt.

Landesschau Mobil-Reporterin Petra Thaidigsmann, Hausherr Sven Haumacher und der elfjährige Lennon, Mitglied einer der beiden Notzinger Parkour-Gruppen des TSV verfolgen das waghalsige Manöver vom obersten Stock aus - der Dreh war der sportliche Abschluss der einwöchigen Tour des SWR-Teams durch die Gemeinde (wir berichteten).

Erste Station an diesem Tag war die so genannte Calisthenics-Anlage - der kleine Fitnesspark auf dem Sportgelände Eichert. Dort wurde Reporterin Petra Thaidigsmann von Marvin Mitterhuber und Parkour-Nachwuchs Lennon in die Grundlagen des Parkour-Trainings eingeführt: „Ich habe das richtige Abrollen mit einer Rolle vorwärts geübt. Das letzte Mal war vielleicht zu Schulzeiten“, berichtet Thaidigsmann. Habe gut geklappt, ebenso wie das Durchhangeln am Gerüst. „Für einen Salto hat es noch nicht gereicht“, lacht die Reporterin.

Marvin Mitterhuber (rechts) im Gespräch mit Landesschau Mobil-Reporterin Petra Thaidigsmann (links) beim SWR-Dreh in Notzingen.
Marvin Mitterhuber (rechts) im Gespräch mit Landesschau Mobil-Reporterin Petra Thaidigsmann (links) beim SWR-Dreh in Notzingen.

Der Sprung vom Notzinger Rathausdach war auch für den Profi eine Premiere. „Das ist genial, das mal machen zu dürfen“, freut sich Mitterhuber. Parkour sei in der Hauptsache eine Sportart, die im Freien ausgeübt werde. „Überall dort, wo es nutzbare Hindernisse wie Mauern, Treppen, Geländer oder auch Dächer gibt“, erklärt der 26-Jährige, der seine Sportart darum auch hauptsächlich in Städten ausübt. Ein großer Traum sei es, mal auf den Dächern über Paris unterwegs zu sein. „Die Herausforderung wären vor allem die großen Abstände zwischen den Häusern. In Paris gibt es auch eine Parkour-Szene, das würde mich schon reizen, das dort mal auszuprobieren.“

Erst vor gut fünf Jahren hat Mitterhuber den Parkour-Sport für sich entdeckt. Ursprünglich kommt er vom Klettern, hat als Kind an Wettkämpfen auf nationaler Ebene teilgenommen - eine gute Grundlage für den Parkour-Sport, der in der Region vor allem in Stuttgart und Nürtingen betrieben wird. „Möglich ist das aber im Prinzip überall, wo die entsprechenden Hindernisse möglichst geschickt beieinander liegen.“

Wer als Kind bereits im Turnen aktiv ist oder war, bringe die besten Grundvoraussetzungen für den Parkour mit. „Man lernt, den eigenen Körper einzuschätzen. Präzision, Koordination, Konzentration und die richtige Geschwindigkeit sind beim Überwinden der Hindernisse besonders wichtig“, weiß Marvin Mitterhuber.

Dauerbrenner in RTL-Show

Aktuell zählt der gebürtige Esslinger zum wiederholten Male zu den Teilnehmern der „Ninja Warrior Germany“-Staffel bei RTL. Mitterhuber hat sich bereits zum fünften Mal in Folge für die Sendung qualifiziert, in der es gilt, diverse anspruchsvolle Hindernis-Parkours zu überwinden. „Bisher war ich zweimal im Finale, einmal im Halbfinale und bei der ersten Runde 2015 bin ich kläglich gescheitert“, erinnert er sich. „Die Sendung macht viel Spaß, weil da viele sehr talentierte Sportler zusammenkommen.“ Pro Staffel bewerben sich bis zu 35 000 Sportler, nur 400 davon qualifizieren sich für die Show, die weltweit Ableger hat. In der aktuellen Staffel, die in Köln aufgezeichnet wird, läuft es laut Mitterhuber „ganz gut“ - mehr darf er nicht verraten.

Beruflich wird der ausgebildete Sport- und Ernährungskaufmann in den nächsten Monaten als Sportlicher Leiter in das neu entstehende „Stuntwerk“ im ehemaligen Otto-Ficker-Areal in Kirchheim einsteigen. Neben diversen Ninja-Parkour-Hindernissen soll dort das Bouldern im Fokus stehen - seine Parkour-Kurse beim TSV Notzingen wird Marvin Mitterhuber aber auch weiterhin anbieten.

Acht Abteilungen mit 14 Sportarten

Das Kurssystem beim TSV Notzingen haben die beiden Vorsitzenden Alexander Kiltz und Wolfgang Gross vor zwei Jahren eingeführt. So kam es auch zur Idee, Parkour-Kurse anzubieten. „Ursprünglich war das mal für die Altersgruppe zwischen 17 und 26 Jahren angedacht“, erinnert sich Alexander Kiltz. Schnell wurde aber deutlich, dass das Interesse gerade auch bei den Jüngeren groß war.

Zwei Gruppen mit jeweils 15 bis 20 Leuten werden von Marvin Mitterhuber betreut. Die erste Gruppe umfasst die Spanne von sechs bis zehn Jahren, die andere von elf bis 16 Jahren. Trainiert wird in der Sporthalle Notzingen, wo die Kursteilnehmer das sichere Überwinden verschiedener Hindernisse, verbunden mit akrobatischen Elementen aus dem Turnbereich, lernen.

Rund 1200 Mitglieder trainieren aktuell im TSV, dem größten Verein der Gemeinde. In acht Abteilungen werden 14 Sportarten angeboten, zudem gibt es zahlreiche Sport- und Gesundheitskurse. „Momentan suchen wir noch dringend jemanden für unsere FSJ-Stelle“, verweist Alexander Kiltz Interessenten auf die Homepage des Vereins unter www.tsv-notzingen.de. eis