Lokalsport

„Über die Kinder wieder die Eltern fürs Laufen begeistern“

WLV-Referentin Silvia Ochs über die Probleme von Veranstaltern

Die Gewinnung von Teilnehmern für Laufveranstaltungen ist eine große Herausforderung. Breitensportreferentin Silvia Ochs vom WLV kennt die Probleme.

Siliva Ochs
Siliva Ochs

Wie kann ein Volkslaufveranstalter potenzielle Neu-Teilnehmer gewinnen?

Silvia Ochs: Bei der großen Vielfalt an Freizeitangeboten wird es immer schwieriger, insbesondere jüngere Menschen zu motivieren. Veranstalter müssen deshalb den Mut haben, neue Ideen zu entwickeln, beziehungsweise neue Medien und Werbewege zu nutzen. Denn der potenzielle Neukunde ist zumeist nicht mehr der traditionelle Vereinssportler, sondern viel mehr der Individualist, der läuft, wann er Zeit und Lust hat. Diese Läufer gilt es in Zukunft zu erreichen, egal, ob durch Mund-zu-Mund-Propaganda, via social Media, durch Läufer-werben-Läufer-Aktionen, durch neue Wettbewerbsformen, wie zum Beispiel Laufen mit Hindernissen. Materielle Anreize sind für eine Teilnahme an Laufveranstaltungen dagegen eher unwichtig.

Lauf-Fans können sich fast jedes Wochenende einen Lauf aussuchen. Nehmen sich die Veranstalter nicht irgendwann gegenseitig die Teilnehmer weg?

Ochs: In Württemberg finden jährlich bis zu 350 Laufveranstaltungen statt, also durchschnittlich sieben Veranstaltungen pro Wochenende. Der WLV versucht zwar bei seiner jährlichen Terminbörse, die Veranstaltungstermine für das Folgejahr so zu koordinieren, dass am selben Tag im Umkreis von 15 bis 20 Kilometern nicht mehrere Veranstaltungen stattfinden, aber teilweise lässt sich das auch nicht vermeiden. Aus diesem Grund ist es tatsächlich so, dass die Größe der Teilnehmerfelder oft stagniert und die Läufer zu Veranstaltungen gehen, die entweder gut organisiert sind oder ein anderes Läufermotiv erfüllen.

Wie kann der Verband Vereine bei der Gewinnung neuer Teilnehmer unterstützen?

Ochs: Die Leichtathletik-Verbände unterstützen alle offiziell angemeldeten und genehmigten Laufveranstalter durch Werbemaßnahmen in den Laufkalendern, auf den Verbands-Homepages, auf der Internet-Plattform www.laufen.de sowie in weiteren Verbandsveröffentlichungen. Durch die Aus- und Fortbildung von Trainern und Betreuern für den Laufbereich trägt der Verband ebenfalls dazu bei, dass diese als Multiplikatoren für die Laufbewegung wirken.

Das Projekt „Kinder sind laufend unterwegs“ läuft seit 2010 und soll die konstant hohen Teilnehmerzahlen im WLV-Bereich in Zukunft mit absichern. Welche Bilanz ziehen Sie?

Ochs: Durch zahlreiche Schulungen für Lehrer, Übungsleiter, Eltern zum Thema „Ausdauernd Laufen mit Kindern“ sowie durch die Verbreitung der entsprechenden Broschüre ist die Bedeutung des Laufens insbesondere im Sportunterricht in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Sehr viele Schulen bieten inzwischen regelmäßig Übungseinheiten zum Laufen an und nehmen an örtlichen Laufveranstaltungen teil. Sowohl beim Einstein-Marathon in Ulm als auch beim Stuttgart-Lauf gehen alljährlich mehr als 5 000 Kinder an den Start. Aber auch bei den meisten kleineren Veranstaltungen sind diese Laufstrecken nicht mehr wegzudenken. Und vielleicht gelingt es ja, über die Kinder auch wieder einige Eltern fürs Laufen zu begeistern.