Lokalsport

Über Stock und Stein an die Spitze

Motorrad-Trial Florian Schmid aus Ohmden fährt Gelände-Motorrad und ist der neue deutsche Meister in der Schüler-Klasse. Mit dem Gesamtsieg in der BWJ hat der 14-Jährige die Saison perfektgemacht. Von Uli Weißinger

Florian Schmid in Aktion. Foto: Uli Weißinger

Die roten Haare und ein freches Grinsen sind sein Markenzeichen. Florian Schmid ist 14 Jahre alt, geht in die neunte Klasse am Schlossgymnasium und liebt Sport. Das Trialfahren mit seinem Motorrad über Stock und Stein bestimmt die Freizeit des Ohmdeners. Zwei bis drei Mal die Woche trainiert er in Schorndorf auf dem Gelände des Motorsport-Clubs, für den er startet. Ab und zu dreht er auch auf dem Gelände des MSC Köngen-Wendlingen seine Runden, wo er seit Kindertagen ebenfalls Mitglied ist. Und an den Wochenenden geht‘s zu den Wettkämpfen. Getreu dem Motto „Trial ist geil“ verbringt das 1,64 Meter große und rund 50 Kilo schwere Talent rund 200 Tage im Jahr auf dem Motorrad.

Florian Schmid aus Ohmden hat diese Saison mit etlichen Erfolgen in der Trialszene für Furore gesorgt. Foto: Uli Weißinger
Florian Schmid aus Ohmden hat diese Saison mit etlichen Erfolgen in der Trialszene für Furore gesorgt. Foto: Uli Weißinger

Begonnen hat die Motorrad-Leidenschaft, als Florian gerade mal fünf Jahre alt war. Damals hatte er mit seinem Papa eine Motorrad-Gelände-Strecke bei Merk­lingen besucht. Dort gab es Elektromopeds zu mieten, mit denen Kinder ihre Runden drehen konnten. Aus dem einmaligen Besuch wurde bald eine Dauereinrichtung. „Wir waren jeden Samstag und Sonntag dort, das ging ganz schön ins Geld“, erinnert sich Ronald Schmid - eine Minute kostete schließlich einen Euro.

Schnell fällte die Familie den Entschluss, dass es günstiger wäre, ein eigenes akkubetriebenes Motorrad zu kaufen. So kam eins zum anderen. Erst fuhr er im heimischen Garten, dann auf dem Vereinsgelände in Köngen. Mit fünf Jahren nahm er an seinem ers­ten BWJ-Wettbewerb teil, der Baden-Württembergischen Jugend-Meisterschaft. „Alle haben anfangs über uns gelacht“, blickt Ronald Schmid zurück. „Wir waren die Ersten überhaupt, ich glaube sogar deutschlandweit, die mit einer Elektromaschine an den Start gegangen sind.“

Damals hätte freilich noch niemand daran gedacht, dass Florian zehn Jahre später deutscher Meis­ter im Motorrad-Trial sein würde. 2013 und 2014 gewann der Ohmdener zwar als Acht- und Neunjähriger die baden-württembergische Meisterschaft für Kinder bis zehn Jahre mit Automatik-Motorrädern ohne Gangschaltung und Kupplung. Aber selbst beim ersten JDM-Wochenende diese Jahr im niedersächsischen Schwemlitz rechnete kaum jemand mit dem DM-Titel - obwohl der 14-Jährige in der baden-württembergischen Meisterschaft schon fünf Läufe gewonnen hatte. Am wenigsten er selbst: „Ich habe die Sanddünen gesehen, ein Gelände, das es hier bei uns nirgends gibt, ich also auch nicht trainieren kann, und habe gedacht, das geht gar nicht. So eine deutsche Meisterschaft ist ja auch eine ganz andere Liga, man hat ja keinen Vergleich und weiß nicht, wo man steht.“ Zwei Läufe und keine 48 Stunden später war er um zwei Siege und einige Erfahrung reicher. „Ich glaube, ich habe einfach das Gas aufgerissen“, erzählt Florian Schmid grinsend.Dass aber noch viel mehr dazu gehört, um die besten deutschen Trialer in seiner Altersklasse so souverän auf Abstand zu halten, wie es der Ohmdener bei den beiden JDM-Läufen getan hat, weiß Papa Ronald. „Langsames, zentimetergenaues Fahren, Geschicklichkeit, Konzentration, Kraft, Ausdauer und Motorrad-Beherrschung, das alles ist beim Trial gefordert“, erklärt der 54-jährige Ingenieur.

Das alles kann der ehrgeizige Filius aus dem Effeff. Besonders gut ist er, wenn es ums Stufenfahren geht. Er mag Wettkämpfe, bei denen es auch mal eineinhalb Meter senkrecht einen Absatz hinauf oder über einen ebenso hohen Baumstamm geht. „Da braucht man Mut, Sprungkraft und Körperbeherrschung“, weiß Florian Schmid. Ganz lässig plaudert er auch über seine Schwächen. „Was ich gar nicht mag, sind enge Kurven. Getoppt werden die nur noch von engen Kurven am Hang. Das ist mein Horror.“

Entsprechend angespannt sind die Eltern, die den Junior begleiten und mitfiebern. „Man wächst mit dem Kind in den Sport hinein. Leider wachsen die Nerven nicht mit“, gibt Mama Anja schmunzelnd zu. Ab und zu kann sie einfach nicht hinschauen, wenn Florian atemberaubende Hindernisse meistern muss. Dem Papa geht es übrigens regelmäßig auch so.

Aber auch bei der JDM ging alles gut. Mehr fehlerfreie „Nuller-Sektionen“ brachten den Tagessieg für den Ohmdener und damit auch den Gesamtsieg. „Es ist das Allergrößte, die JDM zu gewinnen“, erzählt der junge Sportler, der sich darüber freut, wenn sich jemand für seine Randsportart interessiert. „Ich habe nach dem Titelgewinn viel Lob bekommen, von den Trainern, von der Schule, von Freunden.“ Natürlich auch von seinen Eltern, die mächtig stolz auf ihn sind.

Lob vom Kadertrainer

Am vergangen Wochenende hat Florian Schmid die Trial-Saison perfektgemacht. In Biberach gewann er vor den Augen von Landestrainer Thomas Buck den letzten BWJ-Lauf und wurde damit baden-württembergischer Meister in der schwarzen Spur. Thomas Buck, dem Florians Talent schon sehr bald ins Auge gestochen ist, sieht darin einen weiteren Schritt in der Erfolgsgeschichte des Rotschopfes. „Er ist ein echtes Talent“, sagt Buck, „er ist ehrgeizig, trainiert viel und hatte das Motorrad schon als kleiner Junge gut im Griff gehabt. Für die nächste Saison in der ‚grünen Spur‘ sehe ich ihn in Baden-Württemberg unter den bes­ten sechs.“

Aber jetzt ist erst mal Winterpause, oder besser gesagt, wettkampffreie Zeit. Trainiert wird nämlich auch bei Matsch und Schnee. Dann stehen für Florian enge Kurven und Hangfahren auf dem Programm. Und ganz wichtig, sagt Trainer Buck, sei das „Versetzen“ - das Drehen des Motorrades auf der Stelle, das in den höheren Klassen immer wichtiger wird. Aber ansonsten ist im Winter endlich auch mehr Zeit zum Entspannen, sich mit Freunden zu treffen und Computerspiele zu zocken - alles, was ein 14-Jähriger halt gerne macht.

Möglichst schnell und fehlerfrei

Beim Motorrad-Trial fahren die Sportler mit Geländemotorrädern durch einen Geschicklichkeitsparcours (Sektion). Anders als beim Motocross kommt es nicht auf die Zeit an, sondern darauf, die Sektion fehlerfrei zu meistern.

In einer Sektion markieren bunte Pfeile die einzelnen Hindernisse. Die gelben Pfeile weisen den Automatikfahrern bis zehn Jahre den Weg. Rote Pfeile für die Jugendlichen Neulinge, schwarze Pfeile für die Jugendlichen Einsteiger und grüne für die Fortgeschrittenen. An den blauen Pfeilen orientieren sich Jugendliche Spezialisten und durch die weißen fah­ren Jugendliche Experten. Jeder Teilnehmer darf nur die Tore seiner Farbe durchfahren.

Die Teilnehmer müssen eine bestimmt Zahl an Sektionen bewältigen. Dafür haben sie jeweils 90 Sekunden Zeit. Insgesamt müssen zwei, drei oder vier Runden innerhalb einer Zeit von vier bis fünf Stunden gefahren werden.

Strafpunkte gibt es, wenn ein Fuß den Boden berührt, ein Pfeil umgefahren, das Absperrband abgerissen oder die Sektion verlassen wird. „Höchststrafe“ sind fünf Punkte pro Sektion.

Trial-Motorräder sind mit ihren 60 bis 70 Kilo extrem leicht und haben zwischen 50 und 300 Kubikzentimeter Hubraum. Es kommen immer mehr Elektromotorräder zum Einsatz. In der Automatikklasse der Kinder fahren bis auf wenige Ausnahmen alle elektrisch. Ein Motorrad kostet zwischen 4000 und 9000 Euro. Trial-Motorräder haben einen tiefen Schwerpunkt und werden im Stehen gefahren. Sie haben keine Sitzbank. Damit bieten sie dem Fahrer optimale Bewegungsfreiheit bei den teilweise akrobatischen Manövern.

Trialreifen sehen oft aus, als ob sie einen Plattfuß hätten, weil sie mit sehr geringem Luftdruck gefahren werden. Das hat den Vorteil, dass das Profil sich gut an den Untergrund anpassen kann und der Fahrer so mehr Grip hat. uli