Lokalsport

Unterm Dach bleibt Glücksspiel erlaubt

Im Tennis beginnt die Sandplatzsaison – und mit ihr eine Regeländerung. „Schon wieder!“, hören wir die Protagonisten stöhnen. Kaum haben sie sich an etwas Neues gewöhnt, müssen sie wieder umdenken. In ihrer Sportart scheint das gang und gäbe zu sein. Vergleichbar mit den häufigen Trainerwechseln im Profifußball. Gerade eben hat man sich ein neues Gesicht eingeprägt, da sitzt schon der Nachfolger auf der Bank.

Diesmal geht es im Tennis um „no ad“. Der Begriff kommt aus dem Englischen und heißt no advantage – kein Vorteil. Er steht dafür: Im Doppel entscheidet beim Stande von 40:40 der nächste Punkt über den Spielgewinn, wobei die Rückschläger bestimmen dürfen, auf welche Seite der Aufschläger seinen Service zu platzieren hat. Diese Regel wurde vor zwei Jahren von der Sportkommission des württembergischen Tennisbundes (WTB) unter Vorsitz von Rolf Schmid für Männlein und Weiblein bindend für alle Spielklassen erlassen. Das Doppelspiel sollte mit einer Verkürzung der Spieldauer attraktiver und damit TV-freundlicher werden.

Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Herr Schmid und seine Getreuen waren damit nicht des Tennis-Glückes Schmied. Im Verband rumorte es. Bei einer von den WTB-Delegierten angeregten Umfrage sprach sich die überwältigende Mehrheit der Aktiven gegen „no ad“ aus. Meistgenannte Begründung: Mit dieser Regel gewinnt nicht der Bessere, sondern der Glücklichere. Auf so eine Art des Lotteriespiels kann jeder gern verzichten.

Der WTB zog die Konsequenzen. Mit Beschluss der Deligiertenversammlung in Nürtingen gilt also wieder die alte Zählweise wie im Einzel. Bei Gleichstand von 40:40 wird immer weiter gespielt, bis bei zwei Punkten Unterschied die Entscheidung über ein einzelnes Spiel gefallen ist.

Wer nun aber denkt, „no ad“ sei ein für alle Mal passé, irrt sich. Die Abschaffung gilt nur für den Sommer auf Sand. In der Winterrunde wird wieder nach der ungeliebten Regel gespielt, um in angemieteten Hallen rechtzeitig fertig zu werden. Frei nach dem Motto: Glücksspiele unterm Dach sind erlaubt.

KLAUS SCHLÜTTER, DENKENDORF