Lokalsport

Unverhofft im Gegenwind

VfL-Fußballer beklagen Anti-Stimmung

Hoch geflogen, hart gelandet und nun unverhofft einem starken Gegenwind ausgesetzt: Die VfL-Fußballer beklagen den Umgang mit ihrer Mannschaft, die beim Teckbotenpokal in Ötlingen mehrfach angefeindet wurde. Die Gründe für die Anti-­Stimmung liegen größtenteils in der Vergangenheit.

Nicht nur um den Ball mussten Kai Hörsting (im Vordergrund) und die VfL-Fußballer beim Teckbotenpokal kämpfen. Auch der gute Ruf
Nicht nur um den Ball mussten Kai Hörsting (im Vordergrund) und die VfL-Fußballer beim Teckbotenpokal kämpfen. Auch der gute Ruf der Kirchheimer war ein Thema. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Spielformen üben, Personal testen, Positionen ausloten. Der Teckbotenpokal dient den teilnehmenden Teams traditionell als willkommene Generalprobe für die Fußballsaison. Für den VfL Kirchheim wurde das jüngste Turnier in Ötlingen darüber hinaus jedoch noch zum Spießrutenlaufen. „Stellenweise schlägt uns blanker Hass entgegen“, hatte sich Spielertrainer Markus Schweizer nach dem verlorenen Halbfinale gegen Neidlingen beklagt. Zu Recht?

Wer sich während der sechs Turnierspiele des Bezirksliga-Absteigers unters Publikum gemischt hatte, konnte Unmutsäußerungen Richtung VfL in der Tat kaum überhören. „Haut denen ruhig auf die Beine“; „Geschieht ihnen recht, wenn sie verlieren“; „Tut denen gut, dass sie abgestiegen sind“, waren noch harmlose Anfeindungen. Auch die VfL-Gesamtvorsitzende Doris Imrich war bei ihrem Besuch im Rübholz entsetzt. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Mir tun die Verantwortlichen in der Abteilung richtig leid.“ Zu Recht?

Das neue Führungsquartett um Oliver Klingler, Claus Maier, Armin Meißner und Karl Magg musste im Rübholz offensichtlich die Suppe auslöffeln, die andere ihm eingebrockt haben. Sprich: Die jahrzehntelange Vormachtstellung des VfL in der Fußballregion und das daraus erwachsene überhebliche Auftreten mancher Funktionäre, Spieler und Fans hat sich rund um die Teck in die Köpfe der Menschen eingebrannt.

„Kleine Vereine haben für den VfL früher kaum gezählt“, weiß beispielsweise Klaus Geißler, der sich als langjähriger Jugendleiter beim TSV Ötlingen an diverse unschöne Szenen erinnern kann. So sollen VfL-Jugendtrainer früher versucht haben, direkt in der Spielerkabine im Rübholz TSVÖ-Talente abzuwerben. „Das war schlechter Stil“, so Geißler – ob derlei Vorkommnisse jedoch ausreichen, um noch Jahre später verbale Ausfälle gegen den VfL zu erklären? Geißler zuckt mit den Schultern. „Die neuen Verantwortlichen können da ja nichts für, die haben jetzt halt das schwere Los. Aber wenn sie es jetzt durchziehen, kann das wieder was werden.“

Die VfL-Verantwortlichen wollen das Reizklima im Rübholz derweil nicht überbewerten. „Ich hatte ohnehin das Gefühl, dass es eher Ältere waren, die da gestänkert haben“, sagt Oliver Klingler, der als formal gewählter Abteilungsleiter für den neuen VfL wirbt. „Wir sind angetreten, um den Verein wieder in ein positives Licht zu rücken und freuen uns auf ein faires Miteinander in der neuen Saison.“

Um den selbst formulierten Ansprüchen (vorne mitspielen) in der Kreisliga A gerecht zu werden, müssten sie jedoch deutlich verbessert auftreten, als unlängst im Rübholz – auf und neben dem Platz. Ex-Spieler neben der Auswechselbank, die weithin hörbar unflätige Kommentare aufs Spielfeld krakeelen, sind den Verantwortlichen ebenso ein Dorn im Auge, wie eine allzu pomadige Spielweise. Kaum zufällig hatte Neu-Kapitän Kai Hörsting die Mannschaft bei der Besprechung nach dem Halbfinal-Aus lauthals in den Senkel gestellt. „Das war peinlich, wie wir uns hier präsentiert haben“, grantelte der 31-Jährige. Zu Recht?

Angesichts der Tatsache, dass dem VfL während des Turniers aufgrund von Urlaub, Verletzung oder beruflicher Unabkömmlichkeit sieben Spieler fehlten, war der Vorstoß in die Vorschlussrunde aller Ehren wert. Vor allem der 3:2-Erfolg im Viertelfinale über den klassenhöheren SC Altbach hat all jenen VfL-Sympathisanten Hoffnung gemacht, die bereits vom sofortigen Wiederaufstieg träumen. Diesbezüglich tritt Oliver Klingler jedoch auf die Euphoriebremse. „Wir müssen wieder ganz unten anfangen. In der Kreisliga A kannst du nur Erfolg haben, wenn du der Fitteste bist.“

Auf dem Weg dorthin feilen die Kirchheimer vor dem ersten Saisonspiel (23. August beim SV Nabern) weiter an der Form. Für das Wochenende ist ein Testspiel geplant, Gegner noch offen. So oder so freut sich Markus Schweizer auf Jubel über etwaige VfL-Treffer. „Beim Teckbotenpokal war‘s teils totenstill, wenn wir ein Tor geschossen haben. Da hättest du eine Stecknadel fallen gehört.“