Lokalsport
Verstärkung noch in dieser Woche?

Basketball Schlimmer als in Dresden kann es für die Knights kaum mehr kommen. Nach dem Debakel an der Elbe soll es personelle Änderungen geben. Von Bernd Köble

Eine starke Einheit, ein Offensivspektakel, das zum Erfolg führt und ein Kapitän, der sagt: „Es macht Spaß, mit diesen Jungs auf dem Spielfeld zu stehen.“ Handball-Nationaltrainer Alfred Gislason hat bei der WM in diesen Tagen vieles, was Igor Perovic nicht hat. Weil Kirchheims Basketballcoach gerne über den Tellerrand schaut, war die knappe Niederlage seines Heimatlandes gegen die DHB-Auswahl am Sonntagabend auch kein Mittel, dieses Wochenende aus seiner Sicht irgendwie noch zu retten.

War die Niederlage der Kirchheimer Zweitliga-Basketballer vor Wochenfrist in Schwenningen „absolut ernüchternd“, wie Knights-Sportchef Chris Schmidt befand, dann dürfte das 56:74 am vergangenen Freitag in Dresden der absolute Nullpunkt auf einer saisonübergreifenden Temperaturskala gewesen sein. Ein Spiel, das jedem, der bei den Knights mit am Steuer sitzt, Sorge bereiten muss. Weil es eine Begegnung war, in dem Trainer und Mannschaft mehr als eine Halbzeit lang gleichermaßen resigniert und ratlos wirkten.

Die schwindelerregende Fallhöhe nach einer dreiteiligen Siegesserie gegen favorisierte Gegner gibt Rätsel auf und könnte schon alsbald personelle Konsequenzen haben – womöglich schon am kommenden Wochenende. „Wir prüfen mehrere Optionen und sind mitten im Prozess,“ sagt Chris Schmidt ohne sehr viel mehr zu verraten. Was wohl auch daran liegt, dass die Spielräume, was Angebot und finanzielle Möglichkeiten betrifft, begrenzt sind. Einfach mal draufhauen und schauen, was passiert, entspricht seit jeher nicht dem Stil von Kirchheims Sportchef. Trotzdem wird der Ton merklich schärfer, wenn er „zu viele Schönwetterspieler“ in der Mannschaft ausmacht. Fünf ihrer bisherigen acht Saisonerfolge haben sich die Ritter vor eigenem Publikum erstritten. Wenn in der vollgepackten Sporthalle Stadtmitte der Kessel kocht, sind Einzelne in der Lage, über sich hinauszuwachsen. In der Fremde gibt die Mannschaft allzu oft ein ganz anderes Bild ab: zaghaft, zaudernd, ohne Selbstvertrauen, mit einer schlechten Körpersprache und – wie am Freitag – mit bedingungsloser Kapitulation. 

Igor Perovic muss vorerst klar kommen, mit dem, was er hat. Dabei wirkte der Chef am Freitag zum ersten Mal seltsam ratlos: in den Auszeiten, in denen sich seine Mannschaft vor allem in der zweiten Spielhälfte geradezu imprägniert zeigte gegen jede Art von Kurskorrektur. Auch nach Spielschluss, als sich der Coach – ohnehin kein Freund vieler Worte – noch knapper fasste als gewohnt. „Dresden hat heute Basketball gespielt – wir nicht.“ Damit war aus seiner Sicht alles gesagt.

Schnelles Umschalten aus einer geordneten und physisch starken Defensive heraus, Offensiv-Rebounds, die zweite Chancen eröffnen – nicht die eigene Mannschaft setzte Perovics Vorstellungen von einer erfolgversprechenden Spielweise um, sondern der Gegner. Dabei ist für Schmidt nicht die ligaweit schwächste Trefferquote das Kernproblem im Kirchheimer Spiel, „es ist die Art, wie wir mit schwierigen Phasen umgehen“, sagt er. Ob die Kirchheimer Halle dabei tatsächlich den Unterschied macht, muss sich schon am Samstag zeigen, wenn im Rückspiel gegen die Dresdner die direkte Antwort erwartet wird. Durch die überraschenden Siege von Düsseldorf, Leverkusen und Bremerhaven sind die Mannschaften in der Tabelle noch enger zusammengerückt. Klar ist: Acht Kirchheimer Siege Mitte Januar sind alles andere als ein beruhigendes Polster.