Lokalsport

Verwirrung um Hübbe-Erbe

Interne Nachfolgelösung des Weilheimer Fußballtrainers doch noch nicht fix

Wer wird nächste Saison Trainer des Fußball-Landesligisten TSV Weilheim? Nachdem Chris Eisenhardt bislang davon ausgegangen war, dass er den Job mit Danell Stumpe sicher hätte, lässt die Abteilungsleitung die beiden momentanen Co-Trainer von Alexander Hübbe noch zappeln.

Drei Männer, eine Meinung: Ginge es nach Alex Hübbe, Chris Eisenhardt und Danell Stumpe (von rechts nach links), werden die beid
Drei Männer, eine Meinung: Ginge es nach Alex Hübbe, Chris Eisenhardt und Danell Stumpe (von rechts nach links), werden die beiden Co-Trainer kommende Saison die Nachfolge des aktuellen TSVW-Trainers antreten. Foto: Jörg Bächle

Weilheim. Vorausschauend planen und dabei nachhaltig denken – diesen Ansatz verfolgte die Abteilungsleitung der Weilheimer Fußballer, als sie im Mai dieses Jahres ihren bisherigen Abwehrroutinier Chris Eisenhardt auf Vorschlag von Coach Alex Hübbe zur neuen Saison zum zweiten Co-Trainer neben Danell Stumpe machte. An diese Rochade war Hübbes Zusage gebunden, noch ein weiteres Jahr als Cheftrainer dranzuhängen, nachdem er diesen Sommer eigentlich schon hatte aufhören wollen. Stattdessen war es Hübbe wichtig, seine Nachfolge aktiv mitzugestalten und das Zepter nach und nach an Eisenhardt und Stumpe weiterzureichen.

So wie am Freitag, als die beiden im Spiel gegen Bonlanden zum ersten Mal an der Seitenlinie die Kommandos gaben, während Hübbe in eine Decke eingemummelt auf der Bank Platz nahm. „Die beiden brennen regelrecht auf die Aufgabe, wollen sich ständig weiterentwickeln“, lobt der Weilheimer Erfolgstrainer seine designierten Nachfolger.

Ob die im Sommer 2016 tatsächlich Hübbes Erbe antreten werden, steht allerdings noch in den Sternen. „Wir haben nichts versprochen, es noch nichts fix“, betont Günther Friess, neben Hans-Peter Bauer und Manfred Herrmann einer von drei TSVW-Abteilungsleitern. Demnach müsse erst ein Profil für den vakanten Posten erstellt werden, das auch dem Weilheimer Jugendkonzept Rechnung trage. Ob und wie das Duo Eisenhardt/Stumpe in dieses Profil passt, sei noch offen. „Die beiden sind aber unsere ersten Ansprechpartner“, versichert Günther Friess.

Vor allem Eisenhardt ist das jedoch nicht genug. Der 130-fache Oberligaspieler des VfL Kirchheim, seit vergangener Saison in Weilheim aktiv, beruft sich auf mündliche Zusagen seitens der Abteilungsoberen im Frühsommer. „Mir ist kommuniziert worden, dass ich die Nachfolge von Alex antreten werde und er mit mir und Deni (Danell Stumpe, Anm. d. Red.) in dieser Saison die Übergabe regelt. Andernfalls hätte er doch auch nicht noch ein Jahr weitergemacht“, wundert sich der 31-Jährige. Zudem sei es der Wunsch der Mannschaft gewesen, die Trainerfrage möglichst schnell zu beantworten, um Planungssicherheit zu bekommen.

Die scheint nun erst mal dahin. „Wir reden mit den beiden, aber bestimmt auch noch mit anderen Kandidaten“, sagt Hans-Peter Bauer, der sich ebenso wenig wie Friess an feste Zusagen in Richtung Stumpe und Eisenhardt erinnern kann. Letzterer hat nun um eine verbindliche Entscheidung bis Dezember gebeten, wobei Eisenhardt betont, dass es ihm dabei nicht ums Geld gehe. „Über finanzielle Dinge rede ich erst, wenn die Sache entschieden ist.“

Dass er dem Trainerjob im kommenden Jahr gewachsen wäre, davon ist mit Ferdi Er ein arrivierter TSVW-Spieler und langjähriger Weggefährte Eisenhardts aus VfL-Zeiten fest überzeugt. „Chris hat das Zeug dazu, er gibt jetzt schon 110 Prozent.“ Allerdings ist nach der abwartenden Haltung des Vereins noch nicht sicher, ob Eisenhardt diesen Aufwand künftig in Weilheim noch zu betreiben bereit ist. „Sagen wir mal so: Ein Auge ist bei mir in Sachen anderer Angebote jetzt nicht mehr blind“, sagt er.

Spiel mit dem FeuerKommentar

Als ob sie sportlich nicht bereits genügend Baustellen hätten, haben sich die Weilheimer Landesligakicker nun auch noch eine Trainerdiskussion aufgehalst, die so unnötig wie gefährlich ist. Denn das Hickhack um Christopher Eisenhardt, der mit Danell Stumpe zur kommenden Saison nun offenbar doch nicht automatisch das Erbe von Alexander Hübbe antreten soll, hat nicht nur den gleichermaßen erfahrenen wie sensiblen Co-Trainer aufgeschreckt. Die unvermutete Abkehr von der vor dieser Saison getroffenen Nachfolgevereinbarung droht auch Unruhe in eine Mannschaft zu bringen, die infolge unzähliger Verletzungsausfälle in den vergangenen Wochen bereits verunsichert genug war.

Der Fisch stinkt dabei auch in Weilheim vom Kopf her. Sich plötzlich nicht mehr an öffentlichkeitswirksame Aussagen pro Eisenhardt erinnern zu wollen, und sie – seien sie denn falsch gewesen – seit den ersten Verlautbarungen im Mai undementiert gelassen zu haben, wirft kein gutes Licht auf die Entscheidungsträger an der Lindach. Zumal sie sich im Frühjahr auf den Deal eingelassen hatten, dass Hübbe nur dann um ein weiteres Jahr verlängert, wenn sein Nachfolger zur Saison 2016/17 tatsächlich Eisenhardt heißt.

Dessen Problem ist nun außer einer ungewissen Zukunft beim TSVW, dass er diese Abmachung nicht schwarz auf weiß hat und sich nur auf mündlich getroffene Abmachungen berufen kann. Umgekehrt lassen sich die Weilheimer Funktionäre geradezu fahrlässig auf ein Spiel mit dem Feuer ein, wenn sie den willigen und motivierten Filderstädter mit Wortklaubereien vergrätzen.

Immerhin: Dass Eisenhardt und Stumpe den Worten der Abteilungsleitung nach immer noch erste Ansprechpartner in Sachen Hübbe-Nachfolge sind, könnte die Wogen glätten, bevor es zum Sturm kommt. Vorausgesetzt, unter der Limburg beweist man so viel Mut wie im Kraichgau: Bundesligist Hoffenheim hat vorgemacht, wie man einem Trainer so viel Vertrauen entgegenbringt, dass dieser bereits ein Dreivierteljahr vor Beginn der neuen Saison eine feste Jobzusage bekommt. PETER EIDEMÜLLER