Lokalsport

Vier Wochen auf dem Drahtseil

Kräfte schonen, ohne den Rhythmus zu verlieren: Knights-Planspiele vor den Play-offs

Von nun an nur noch Kürprogramm: Kirchheims Zweitliga-Basketballer sind zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde von Platz vier nicht mehr zu verdrängen. Mit zwei Heimsiegen gegen Nürnberg und Rhöndorf könnten die Knights sogar als Tabellendritter in die Play-offs starten. Die Frage ist: Will man das überhaupt?

Das war‘s wohl: Frenkie Ignjatovic (links) und die Heidelberger scheitern erneut am Einzug in die Endrunde.Foto: Gerold
Das war‘s wohl: Frenkie Ignjatovic (links) und die Heidelberger scheitern erneut am Einzug in die Endrunde.Foto: Gerold

Kirchheim. Das sportliche Aufwärmprogramm für einen packenden Wahlabend hatte es in sich. Als am Sonntag um 18 Uhr die mit Hochspannung erwartete erste Prog­nose zur Landtagswahl über die Mattscheibe flimmerte, hatte in der altehrwürdigen Halle am Heidelberger Olympia-Stützpunkt kaum einer Augen für Prozentzahlen und Säulen-Diagramme. Das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Tabellenvierten aus Kirchheim und dem Tabellenneunten aus der Neckarstadt war auch von der Landespolitik in diesem Moment nicht zu toppen. Ein Basketball-Thriller, der erst nach zweimaliger Verlängerung einen Sieger fand. Mit einem Team, das an diesem Tag deutlich weniger zu verlieren hatte, als die Gastgeber. Für die Heidelberger war es praktisch die letzte Chance aufs Erreichen der Play-offs. Für die Gäste aus Kirchheim der erste von drei Matchbällen im Kampf ums Heimrecht in der ersten Runde.

Für einen wurde es ein besonders ungemütlicher Abend: Der Ex-Kirchheimer Bryan Smithson verlegte in den Schlusssekunden der ersten Verlängerung beide Freiwürfe zum sicheren Heidelberger Sieg. Damit war der Weg frei zum erfolgreichen Zielspurt der Knights. Im Fußball hieße dies: ein verschenkter Elfmeter in der 90. Minute. Ein solcher Coup leistet im Regelfall Vortrieb.

Doch was anfangen mit der dadurch freigesetzten Energie? Durch den Sieg in Heidelberg sind die beiden verbleibenden Heimspiele vor dem Start in die Play-offs praktisch bedeutungslos geworden – zumindest mit Blick auf die Verfolger. Vier Punkte Vorsprung vor dem Fünften aus Hamburg, dazu das bessere Ende im direkten Vergleich. Das Besondere an der augenblicklichen Lage der Knights: Die Kirchheimer haben es womöglich selbst in der Hand, auf wen sie im Viertelfinale treffen werden. Mit zwei Heimsiegen gegen schwächelnde Nürnberger und das Schlusslicht aus Rhöndorf wäre Platz drei durchaus drin. Die punktgleichen Rockets aus Gotha müssen am letzten Spieltag nach Jena. Ziehen die Knights noch vorbei, hieße der Gegner am 8. April Trier. Bleiben die Knights Vierter, träfen sie an diesem Freitagabend in der Sporthalle Stadtmitte auf Hamburg. Ein Gegner, gegen den man in dieser Saison beide Duelle gewann und für den der jüngste Doppelspieltag mit einem Schock endete: Beim Sieg am Freitag in Rhöndorf erlitt Stefan Schmidt einen Kreuzbandriss. Zwei Tage später erwischte es beim Überraschungserfolg gegen Gotha auch Michael Wenzl. Gleiche Diagnose – fatale Folge: Damit müssen die Hamburger ohne ihre beiden Stamm-Center die Finalrunde bestreiten.

„Wenn wir Dritter werden können, dann wollen wir auch Dritter werden“, versucht Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt Spekulationen vorzubeugen. Er sagt aber auch: „Wir müssen mit gesunden Spielern in die Play-offs starten.“ Gemeint sind vor allem Kapitän Richie Williams, der seit Wochen mit einer lädierten Schulter aufläuft und Besnik Bekteshi, der an einem verstauchten Knöchel laboriert. Williams krümmte sich am Freitag gegen Vechta mehrfach vor Schmerzen. Bekteshi soll diese Woche zumindest wieder ins Training einsteigen.

Für Coach Michael Mai ein Balanceakt in den letzten Wochen. Er muss dafür sorgen, dass seine beiden Spielmacher hundertprozentig fit in die entscheidende Saisonphase gehen und gleichzeitig im Spielrhythmus bleiben. Zwei Spieltage vor Saisonschluss den Fuß ganz vom Gas zu nehmen, wäre riskant. Schließlich liegen zwischen dem Ende der Hauptrunde am Ostersamstag und dem Start in die Play-offs zwei spielfreie Wochen.

Ernüchterung am Neckar

Nur noch Theorie Nach der Niederlage am Sonntag müssen sich Frenkie Ignjatovic und die Academics aus Heidelberg vom Saisonziel Play-offs verabschieden. Zwar trennen die vom neunten auf den elften Platz abgerutschten Heidelberger nur zwei Punkte von den Finalplätzen, doch haben mit Baunach, Nürnberg und Chemnitz gleich drei punktgleiche Teams den direkten Vergleich mit den Unistädtern für sich entschieden. Akku ist leer Heidelbergs Coach Frenkie Ignjatovic ist deshalb realistisch: „Für uns ist dieses Saisonende eine große Enttäuschung“, sagt der 49-Jährige, der sechs Jahre lang Trainer in Kirchheim war. Die Niederlage nach zweimaliger Verlängerung am Sonntag gegen die Knights passte da gut ins Bild. Sie setzte den vorläufigen Schlusspunkt hinter eine ganze Serie mit äußerst knapp verlorenen Spielen. In der Mannschaft hat das Spuren hinterlassen: „Die Jungs sind so was von leer, nicht nur physisch, auch mental“, meint der Trainer, der noch bis 2017 einen Vertrag in Heidelberg hat. Turbulente Saison Die Liste prominenter Namen, von denen sich die Heidelberger im Laufe der Saison verabschieden mussten ist lang: Tommy Mason-Griffin, Shy Ely, Johannes Lischka, Aaron Thomas, Marcos Knight. „Wir werden daraus lernen“, verspricht Frenkie Ignjatovic, für den es kaum möglich war, ein eingespieltes Team aufs Parkett zu schicken. Das einzig Positive: „Wir sind finanziell unbeschadet aus dieser Saison gekommen“, sagt der Trainer.bk