Lokalsport
Vom blauen Juwel zum Roten Bullen

Fußball Der ehemalige Kirchheimer Jugendspieler Dominik Kaiser hat seine Karriere beendet. Mit RB Leipzig erlebte der 34-Jährige seine beste Zeit. Von Max Pradler

Er ist zweifellos eines der Aushängeschilder, die der Kirchheimer Fußball groß herausgebracht hat. Nun hängt er nach 15 erfolgreichen Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel: Dominik Kaiser.
Seinen Stempel hinterlassen hat der gerade einmal 1,72 Meter große, wuselige Spielmacher vor allem als Kapitän von RB Leipzig. Mit den „Roten Bullen“ schaffte er innerhalb von sechs Jahren den Weg aus der Regionalliga in die Bundesliga und die Champions League. Zuletzt am Ball war der inzwischen 34-Jährige für Hannover 96, wo sein Vertrag im Sommer ausgelaufen ist

Am 16. September 1988 in Mutlangen geboren, zog es Dominik Kaiser über die Jugendstationen TSGV Waldstetten und Normannia Gmünd zur Saison 2004/05 zum VfL Kirchheim. Weil er noch zu jung für den Führerschein war, chauffierten ihn die Eltern viermal die Woche jeweils 45 Kilometer hin und zurück. Doch der Aufwand lohnte sich: Über die wegweisenden Jahre in der U 17, U 18 und U 19 hinweg entwickelte sich das schmächtige und zurückhaltende Talent an der Jesinger Allee zu einem wahren Mittelfeldmotor.

Und das, obwohl Dominik Kaiser zu diesem Zeitpunkt noch zweigleisig fuhr. Zusätzlich zum fußballerischen Alltag in der Junioren-Oberliga absolvierte der ebenso begabte Tennisspieler auch noch mehrere internationale Turniere pro Jahr, bis er sich eines Tages für den Fußball und gegen die Filzkugel entschied.

Uwe Heth erinnert sich: „Als A-Jugendspieler hatte Dominik schon hin und wieder in der ersten Mannschaft mittrainiert und war selbst dort von Anfang an spielerisch mindestens auf Augenhöhe. Es war schnell klar, dass er alles mitbringt, was ein moderner Mittelfeldspieler benötigt.“ Der sportliche Leiter des Fußball-Bezirksligisten TSV Weilheim war zu diesem Zeitpunkt als Scout bei der TSG Hoffenheim tätig und hatte Kaiser bereits fest auf dem Radar.

Schleppender Start bei Aktiven

Doch der Übergang vom Jugend- in den Aktivenfußball gestaltete sich für das Mittelfeldtalent schwieriger als gedacht. Der damalige VfL-Chefcoach Michael Rentschler setzte eher auf robustere Spielertypen, was Kaiser, der Spielpraxis sammeln wollte, unerwartet nach Gmünd zurückkehren ließ. Unter Trainer Alexander Zorniger reifte der Nachwuchskönner bei der Normannia zum unangefochtenen Stammspieler in der Oberliga, erzielte bereits am dritten Spieltag seinen ersten Treffer – beim 2:1-Auswärtssieg in Kirchheim.

Von da an nahm die Karriere ihren Lauf. Durch Kontakte seines 14 Jahre älteren Bruders Steffen, in jenen Tagen Arzt am Esslinger Krankenhaus und selbst langjähriger VfL-Mittelfeldregisseur, kam er im Sommer 2009 zur TSG Hoffenheim II. Nachdem sich der damals 21-Jährige durch zwei starke Spielzeiten in der Ober- und Regionalliga in den Bundesligakader der Kraichgauer gekämpft hatte, lotste ihn Ziehvater Alexander Zorniger zum Großprojekt nach Leipzig. Bei den „Roten Bullen“ hatte Kaiser seine prägendste Zeit als Fußballer, führte das Team als Schlüsselspieler und Mannschaftskapitän von der Regionalliga bis in die erste Bundesliga.

Nach insgesamt sechs erfolgreichen Jahren in Leipzig folgte von 2018 bis 2020 die einzige Auslandsstation in Kaisers Laufbahn. Es kam zum erneuten Wiedersehen mit Alexander Zorniger, der seinen Wunschspieler und verlängerten Arm auf dem Platz zum dänischen Traditionsklub Bröndby Kopenhagen holte. Zwar erlebte Dominik Kaiser in der höchs­ten dänischen Spielklasse einen „zweiten Frühling“, blieb jedoch ohne Titelgewinn.

In seiner gesamten fußballerischen Laufbahn kommt Dominik Kaiser auf unter anderem 45 Bundesligaspiele, 132 Partien in der zweiten Liga und 42 Begegnungen in der dänischen Superligaen. Die meisten Partien absolvierte er mit 167 Einsätzen allerdings für RB Leipzig – darunter auch sein einziger Kurzauftritt in der Champions League, als der Mittelfeldspieler im Dezember 2017 bei der 1:2-Heim­niederlage der Leipziger gegen Besiktas Istanbul für immerhin 16 Minuten auf dem Spielfeld stand.