Lokalsport

Vom Hürdenstar zur Torten-Queen

Steffi Lichtl in Aktion im Jahr 2006. Foto: Hajo-Sportfoto

Serie Was macht eigentlich: Stephanie Lichtl? Sie brachte alles mit für eine glanzvolle Leichtathletikkarriere, war in hohem Maße begabt. Ehrgeizig. Bereit, sich bis zur Erschöpfung zu quälen. „Steffi war ein Jahrhunderttalent“, rühmt Micky Corucle, sechs Jahre ihr Trainer in Kirchheim und beim VfB Stuttgart, seine ehemalige Musterschülerin. Doch ihr großer Traum von den Olympischen Spielen wurde zum Trauma. Wegen einer Hüftdysplasie musste sie 2010 ihre Laufbahn vorzeitig beenden.

„Bis dahin war mein Leben komplett auf den Sport ausgerichtet“, sagt die inzwischen 34-Jährige, die mit acht Jahren bei der TG Nürtingen begann. Sie war eine vielseitige Leichtathletin, stark im Siebenkampf und im Weitsprung, herausragend im Hürdenlauf. Mit ihrer Bestzeit von 13,03 Sekunden über 100 Meter Hürden würde sie heute noch zum DLV-Kader zählen. Bei deutschen Meisterschaften draußen und drinnen sprintete sie viermal aufs Treppchen - dreimal war sie Dritte, einmal Zweite. Ihre nach eigener Einschätzung wertvollste Medaille: Bronze bei der Junioren-WM 2004 im italienischen Grosseto.

Nach zwei Hüftoperationen war der Leistungssport beendet und es folgte ein komplett anderes, „süßes“ Leben. Weil ihr das Backen schon immer Spaß gemacht hatte, entschied sich Steffi für eine Konditorlehre - die richtige Wahl. Beim Meisterkurs der Gewerblichen Schule Stuttgart zählte sie mit einem Notenschnitt von 1,5 unter 20 Absolventen zu den vier Preisträgern. Von ihrem Heimatort Bempflingen aus, wo sie die Konditorei einer Bäckerei leitete, führte ihr Berufsweg vor einem Jahr ins Mövenpick am Stuttgarter Flughafen. Dort ist sie Chef Patissier. Zuständig für kreative Desserts wie Torten, Pralinen oder andere süße Versuchungen, quasi ein Picasso der Küche.

An freien Tagen schwingt sie sich gerne aufs Rad oder sie joggt eine Runde um Großbettlingen, wo sie jetzt wohnt. Als neue Leidenschaft hat Golfen in Neckartenzlingen die Leichtathletik abgelöst. Aber vorerst muss sie sich mit lockeren Spaziergängen begnügen. Nicht nur wegen Corona: Steffi Lichtl erwartet Nachwuchs. Im Mai soll ihr erstes Kind, ein Mädchen, zu Welt kommen. Für die alleinerziehende Mutter be­ginnt dann der nächste neue Lebensabschnitt. Klaus Schlütter