Lokalsport

Von der Straße zurück aufs Grün

Golfen Nach den Corona-Lockerungen läuft seit Montag wieder der Betrieb. Die Einnahmeverluste durch fehlende Turniere bereiten den Vereinen Sorge. Von Reimund Elbe

Comeback im Regen: Bei der Wiedereröffnung am Montag war auf der Driving Range des GC Teck in Ohmden wieder was los. Klubmitglie
Comeback im Regen: Bei der Wiedereröffnung am Montag war auf der Driving Range des GC Teck in Ohmden wieder was los. Klubmitglieder wie Christian Gierke (kleines Bild) ließen sich vom Schmuddelwetter allerdings nicht die Laune verderben. Fotos: Markus Brändli

Regen und mittelstarker Wind fast den ganzen Tag, sieben Grad Außentemperatur am Abend, auf dem Grün nur ein paar Hartgesottene: Für die Golfer der Teckregion hat sich der Re-Start nach rund zweimonatiger Zwangspause am Montag zur gewöhnungsbedürftigen Angelegenheit in äußerst gewöhnungsbedürftigen Zeiten gestaltetet.

Beispielsweise beim Golfclub Teck. Kai-Uwe Opifanti nimmt das unterkühlte Comeback deshalb leicht zähneknirschend hin. „Sechs Wochen herrschte Golftraumwetter und nun, am Tag der Wiederöffnung, schaut‘s so aus“, merkt der Präsident des rund 600 Mitglieder zählenden Klubs mit Sitz in Ohmden an, als er aus dem Sekretariat im fast neuen Klubhaus hinaus auf den Platz schaut.

Dort sind gerade zwei Schlechtwetter-Trotzer auf dem Weg zum ersten Abschlag. Christian Gierke gehört dazu. „Der Platz ist in einem hervorragenden Zustand“, lobt er, der im vierten Jahr für den GC Teck startet, dass der Verein in der virusbedingten Spielpause gute Arbeit geleistet habe. Mit der Form hadert Gierke allerdings wegen fehlender Praxis noch. „Immerhin konnte ich gestern bei einem Besuch in meiner Heimat bereits spielen“, sagt der gebürtige Niedersachse, im Norden seien die Plätze bereits am Sonntag geöffnet gewesen. Mit GC-Juniorenspieler Patrick Breuers und dem erforderlichen Mindestabstand zum Mitspieler absolviert Gierke in einem Zweier-Flight die Runde. „Einfach nur schön, dass wir wieder unseren Sport ausüben können“, lautet seine Bilanz. Für ihn und Breuers gibt es, wie für alle anderen Golfer in der Comeback-Woche, ein nett verpacktes Geschenk: Golfball plus Schokoladen-Marienkäfer.

Kai-Uwe Opifanti bleibt derweil nachdenklich. „Dieses Jahr wird viel verändern“, sinniert er. Der Lockdown Mitte März legte die Anlage binnen Stunden komplett lahm, einzig die Greenkeeper verrichteten in der sportfreien Zeit ihren Job. Niemals zuvor habe es eine längere Zwangspause für den Klub in dessen über 25-jährigen Geschichte gegeben. „Der Platz ist nur selten gesperrt, wenn es zum Beispiel eine Woche am Stück regnet oder hoher Schnee liegt“, sagt Opifanti. Diese lange Pause tue ihm insbesondere für die Mitglieder und Gäste leid. Doch diese hätten sich in der problemvollen Phase solidarisch gezeigt. „Nicht einmal eine Handvoll“ kritischer Mails seien laut Opifanti angekommen.

Was den GC Teck, wie auch viele andere Vereine, besonders schmerzt, sind die Einnahmeverluste. „Normalerweise haben wir auf unserer Anlage mindestens zweimal im Monat Turniere, dazu gehören auch Sponsorenturniere“, betont der GC-Präsident. Der monetäre Ausfall könnte sich im Laufe des Jahres locker in einen fünfstelligen Eurobereich hinein bewegen und so bis zu einem Drittel des Jahresumsatzes ausmachen.

Incanto-Wirt darf loslegen

Die Platz-Stilllegung traf dabei auch Alberto Gabos hart. Einen Tag nach Lockdown-Beginn hätte der bekannte Kirchheimer Wirt als neuer Pächter eigentlich das Klub-Restaurant eröffnen sollen. „Ganz bitter für ihn“, weiß Opifanti, hatte dem Gastronom doch erst im Januar 2020 ein Feuer sein Lokal „Incanto“ in der Kirchheimer Innenstadt verwüstet. „Am 18. Mai darf er nun beginnen, natürlich mit vielen Sicherheitsauflagen“, kündigt Opifani an.

Der neue Wirt und der Klubpräsident studierten in den vergangenen Tagen beide fleißig die Leitlinien des württembergischen Golfverbandes, die den Takt für den Betrieb vorgeben: Gesellige Aprés-Golf-Runden auf der Anlage sind vorerst ebenso tabu wie die Nutzung der Umkleidekabinen. Desinfektionsmittel stehen bereit, in den Innenräumen herrscht Gesichtsmaskenpflicht, die Sicherheitsabstände müssen jederzeit gewahrt bleiben. Darüber hinaus findet das Jugendtraining aktuell noch nicht statt. „Wir haben zudem eine Startzeiten-App installiert, wodurch wir unsere Dokumentationspflicht, wer wann spielt, noch besser erfüllen“, erklärt der GC-Chef die Umsetzung einer Maßnahme, die in anderen Vereinen bereits vor Corona verbreitet war.

Die golflose Zeit überbrückten derweil offenbar viele Golfer mit Radausfahrten. „Bei meinen eigenen Touren auf der Schwäbischen Alb sind mir jedenfalls immer wieder Klubmitglieder radelnd entgegengekommen“, berichte Kai-Uwe Opifanti schmunzelnd. Von der Straße zurück aufs Grün - die Golfer hoffen, dass dies trotz aller Unwägbarkeiten lange so bleibt.

Klubverantwortliche kritisieren die Politik

Die Golfszene kehrt zurück in einen halbwegs normalen Alltag, doch völlig unbeschwert verläuft der Anfang in vielen Klubs nicht. Unmut herrscht oft noch deswegen vor, weil Golf als „kontaktloser“ Sport komplett in den Sog der allgemeinen Schließungswelle Mitte März gezogen worden war. Erst mit der jüngsten Lockerungswelle ergab sich in Baden-Württemberg am vergangenen Montag ein Zurück für die Sportler aufs Spielfeld.

Dagmar Katrin Mack, Geschäftsführerin des Golfclubs Kirchheim-Wendlingen, kritisiert das ihrer Meinung undifferenzierte Vorgehen der Politik: „Schon zu Beginn der Coronakrise hatten wir ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet, hätten also schon im April wieder starten können.“ Durch ein seit Jahren vorhandenes, elektronisches Reservierungssystem sei ohnehin garantiert, dass sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig auf dem weitläufigen Gelände aufhielten. „Das bedeutet in unserem Fall gerade einmal maximal 125 Personen gleichzeitig auf 80 000 Quadratmetern“, rechnet die Geschäftsführerin vor.

„Völlig überzogen“, sei darum der so lang anhaltende Lockdown im Golf gewesen, ärgert sich Mack, dass den Sportlern „ein Refugium in diese Krisenzeiten genommen wurde“. Mack warnt auch vor den finanziellen Folgen durch fehlende Einnahmen durch Turniere.

Beim Sicherheitskonzept möchte der Golfclub Kirchheim-Wendlingen nun sogar noch eine Schippe drauflegen. Geprüft wird aktuell der Einbau von Schiebetüren - der Griff an Türklinken würde folglich entfallen und damit eine Angriffsfläche. rei