Lokalsport

Vorfreude auf Senkrechtstarter

Fußball-WM Mit dem Spiel Russland gegen Saudi Arabien startet heute Abend um 17 Uhr die Weltmeisterschaft. Lokale Fußballgrößen spekulieren über ihre Favoriten und die Chancen zur Titelverteidigung. Von Max Pradler

Die große Frage - kann die deutsche Elf ihren Weltmeistertitel in Russland verteidigen? Foto: Marcelo Sayao
Die große Frage - kann die deutsche Elf ihren Weltmeistertitel in Russland verteidigen? Foto: Marcelo Sayao

Endlich ist es so weit. Die Fußball-WM in Russland beginnt, König Fußball bittet zum Tanz. Millionen von selbst ernannten Bundestrainer zermartern sich ab jetzt wieder das Hirn über die wohl richtige Aufstellung, diskutieren über die richtige Taktik und vor allem - schafft die deutsche Elf das Projekt Titelverteidigung? Doch irgendwie funktioniert es noch nicht so richtig, der Schulterschluss zwischen Fans und „Mannschaft“, mit der überbordenden Euphorie, trotz makelloser Qualifikation. Das pomadige Auftreten der deutschen Kicker bei den letzten Testspielen ist sicher mit ein Grund, weshalb das WM-Fieber derzeit maximal als leicht erhöhte Temperatur zu diagnostizieren ist. Trotzdem - die fußballaffinen Experten aus der Region haben „Die Mannschaft“ alle auf dem Schirm.

 

Ingo Schäfer (Spieler beim Bezirksligisten SG Erkenbrechtsweiler-Hochwang): In erster Linie wünsche ich mir, dass der Videobeweis funktioniert. Ich bin großer Befürworter dieser Technik, weil es eine große Stütze ist für die Schiedsrichter und es den Sport letztlich in entscheidenden Szenen auch gerechter macht. Aber leider hat es in der Bundesliga noch nicht so reibungslos funktioniert. Favorit auf den Titel ist für mich ganz klar unsere deutsche Elf, aufgrund der passenden Mischung zwischen erfahrenen und jungen Spielern. Aber natürlich muss man auch die technisch starken Brasilianer und Spanier auf der Rechnung haben.

 

Klaus Müller (Trainer des A-Ligisten TV Unterlenningen): Es wird hoffentlich ein torreiches Turnier mit hohem Tempo und viel Offensivfußball. Vielleicht gibt es ja sogar ein paar neue taktische Varianten zu entdecken. Die Chancen der deutschen Mannschaft betrachte ich wegen des ausgeglichenen Kaders ziemlich vielversprechend. Das Team ist technisch und taktisch gut ausgebildet, weshalb sie auf der ganzen Welt gefürchtet sind. Nichtsdestotrotz sind für mich auch Spanien, Brasilien, Frankreich und Argentinien Mitfavoriten auf den Titel. Außenseiterchancen räume ich hingegen England, Portugal und Belgien ein.

 

Denis Egger (Trainer des Landesligameisters 1. FC Heiningen): Ich freue mich auf ereignisreiche Spiele, auch wenn ich zugeben muss, dass die Vorfreude und das WM-Feeling nicht gleichermaßen vorhanden sind wie vor vier Jahren in Brasilien. Außerdem hoffe ich, dass im Laufe des Turniers auch wirklich der Fußball im Vordergrund steht und die politische Lage zumindest für diesen Zeitraum ausgeblendet wird. Für die deutsche Nationalmannschaft sehe ich definitiv die Chance, den Titel zu verteidigen. Aber es wird schwierig, da sich die Gegner inzwischen besser auf sie einstellen. Deshalb sind für mich sowohl Spanien als auch Brasilien die noch etwas größeren Favoriten.

 

Michel Forzano (Trainer des AC Catania Kirchheim und ab kommender Saison beim VfL Kirchheim): Ich freue mich auf eine sehr ausgeglichene WM und vor allem auch auf individuelle Senkrechtstarter, die vor dem Turnier niemand auf der Rechnung hatte, sich dann aber ins Rampenlicht spielen. Deutschland schätze ich sehr stark ein, zumal sie sich im Laufe des Turniers bekanntlich noch steigern werden. Ebenso werden wohl Frankreich und Brasilien relativ weit kommen. Dort wird es aber letztlich davon abhängen, inwiefern es den Trainern gelingt, aus den Einzelkönnern eine Mannschaft zu bilden. Absoluter Topfavorit ist für mich aufgrund des Kaders allerdings Spanien.

 

Michael Panknin (Trainer des B-Ligisten TSV Notzingen): Auch wenn die Vorbereitung nicht so berauschend war, glaube ich traditionell an die Tatsache, dass Deutschland eine Turniermannschaft ist und dies auch in Russland wieder an den Tag legen kann. Dass wir nicht speziell diesen einen Star besitzen, sondern über das Kollektiv kommen, haben ja bereits die vergangenen Jahre gezeigt. Neben den üblichen Favoriten Deutschland, Brasilien, Frankreich und Spanien sehe ich zudem auch noch Belgien im erweiterten Kreis der Titelanwärter.

 

Marvin Heth (Spieler des Landesligisten TSV Köngen und ab Sommer wieder beim TSV Weilheim): Ich erhoffe mir aufregende Spiele und ein großes Offensivspektakel, da viele Teams dabei sind, die gepflegten Angriffsfußball spielen und vorne extreme individuelle Klasse haben. Da Deutschland einen vermeintlich einfachen Turnierbaum hat, rechne ich mindestens mit dem Halbfinale. Wenn die Löw-Elf in Form kommt, ist durchaus die Titelverteidigung möglich - auch wenn ich auf dem Papier Frankreich am stärksten sehe. Belgien hat mit seiner goldenen Generation ebenso gute Chancen, um mindestens ins Halbfinale zu kommen.