Lokalsport

Weltenbummler in Sachen Fußball

Vorerst letzter Trainer einer VfL-Oberligamannschaft: Rainer Kraft. Foto: Jörg Bächle
Vorerst letzter Trainer einer VfL-Oberligamannschaft: Rainer Kraft. Foto: Jörg Bächle

Serie Was macht eigentlich Rainer Kraft? Sein Name ist untrennbar mit dem dunkelsten Fußball-Kapitel des VfL Kirchheim verbunden. Dabei konnte der Ein-Jahres-Trainer am wenigsten dafür, dass der Verein am Ende der Saison 2010/11 in der Schuldenfalle saß und die Fußball-Mannschaft vom Oberliga-Spielbetrieb abmelden musste. Kraft: „Bedauerlich für den VfL. Aber auch für mich persönlich, weil ich wegen der Zusage in Kirchheim das Angebot von Aserbaidschan, U-17-Nationaltrainer zu werden, ausgeschlagen hatte.“

Kraft steckte die Enttäuschung schnell weg und suchte seine nächste Chance. Edmund Becker, aktuell Chef der Jugendabteilung beim KSC, kennt ihn von vier gemeinsamen Jahren als Spieler des TV Reichenbach/Baden: „Rainer ist ein unruhiger Geist. Einer, der über den Tellerrand blickt, und immer neue Dinge ausprobiert“, sagt Becker über Kraft.

Der gebürtige Stuttgarter begann 1996 als Reha-Coach und Physiotherapeut beim KSC und beim VfB. 2007 erwarb er die DFB-Fußballlehrerlizenz, arbeitete als „Co“ beim VfR Aalen und als Cheftrainer bei den Stuttgarter Kickers. Dann war Kofferpacken angesagt. Er wurde zum Nachfolger von Weltenbummlern wie Rudi Gutendorf oder Winnie Schäfer. Kraft: „Ich konnte meine beiden Leidenschaften, das Reisen und den Fußball, miteinander verknüpfen.“

Bei Esteghlal Teheran, dem iranischen „FC Bayern“, der auch mal vor 100 000 Zuschauern spielt, wurde er Assistent von Sportdirektor Erich Rutemöller. In China und Aserbaidschan bildete Kraft angehende Profi- und Juniorentrainer aus. Für Schalke 04 und VfL Wolfsburg knüpfte der Vater von drei erwachsenen Kindern internationale Verbindungen, wurde auf seinen vielen Auslandsreisen oft von seiner Frau begleitet.

Chef bei den Accra Lions

Zurzeit ist Kraft wegen Corona außer Kraft. Der 57-Jährige sitzt zuhause in Stuttgart-Ost und wartet sehnsüchtig auf den Tag, an dem er wieder eingreifen kann. Und zwar in Afrika, wo er die blutjunge Mannschaft der Accra Lions Ghana (Durchschnittsalter 18,5 Jahre) in Doppelfunktion als Cheftrainer und Sportdirektor in die erste Liga führen will. Bisher lief es für die „Löwen“ erfolgversprechend - fünfter Platz mit drei Punkten Rückstand auf den Aufstiegsrang. Aber seit 18. März ist die Runde unterbrochen, voraussichtlich bis 31. Juli. Ausgang ungewiss. Kraft: „Hoffentlich erfreulicher als damals in Kirchheim.“ Klaus Schlütter