Das Knistern war zuletzt allerorts zu hören. Als Begleitton einer Aufbruchstimmung wie man sie in den vergangenen Jahren in der 2. Basketball-Bundesliga selten erlebt hat. Dass sich fast alle Play-off-Teil nehmer zum Aufstiegsziel bekennen, gab der Endrunde zusätzliche Würze. Inzwischen hat sich dies etwas relativiert. Die Eisbären aus Bremerhaven, die nach Weihnachten zusätzliches Geld in Neuverpflichtungen steckten, um fürs Titelrennen gewappnet zu sein, haben vor zwei Tagen den Verzicht auf eine BBL-Lizenz verkündet. Grund dafür sind Altlasten von rund 650 000 Euro. Man wolle den Sanierungsprozess in der Pro A fortsetzen, begründet Geschäftsführer Nils Ruttmann den Schritt, den er als „alternativlos“ bezeichnet. Für die Eisbären und ihren Coach Michael Mai geht es nach dem Zwangsabstieg also in ein drittes Jahr Zweitklassigkeit. Erst gestern kam vom heutigen Kirchheimer Auftaktgegner aus Schwenningen dieselbe Nachricht. Am 7. April hatten die Panthers angekündigt, man werde für die Pro A und die BBL eine Lizenz beantragen. Für die Schwarz wälder, die ihre ersten Play-offs in der Pro A bestreiten und vor drei Jahren noch in der Regionalliga um den Titel spielten, ein steiler Weg. Gestern mit Ablauf der Abgabefrist wurde zurückgerudert. „Wir haben uns schweren Herzens dagegen entschieden“, ließ Geschäftsführer Michael Krivanek verlauten. Grund sei die Ungewissheit angesichts Corona.
Und in Kirchheim? Dort steht man nach wie vor zum Überraschungscoup. Die Nachricht, dass sich die Knights erstmals um eine BBL-Lizenz bewerben, sorgte gestern für reichlich Verkehr in Fanforen und sozialen Netzwerken. Die Reaktionen: fast ausnahmslos positiv. „Natürlich ist das ein großartiges Signal und für alle eine zusätzliche Motivation“, findet Kirchheims Headcoach Igor Perovic, der als Wunschkandidat für den Trainerposten in der neuen Saison gilt, auch wenn noch nichts unterzeichnet ist. „Das ist ein Push“, meint auch Center Andreas Kronhardt, der wie sein Trainer weiß, wie erste Liga geht.
Dass die Knights mit der schlechtesten Hauptrundenbilanz im Vergleich der vier Gruppengegner ins Rennen starten, interessiert morgen keinen mehr. Auch nicht, dass man gegen Schwenningen in vier Zweitliga-Duellen bisher noch nie gewinnen konnte. Wenn morgen Abend um 18 Uhr in der Sporthalle am Deutenberg Sprungball ist, stehen alle Zähler auf n ull. „Wir gehen ohne Druck in dieses Turnier“, sagt Knights-Sportchef Chris Schmidt. „Wir haben wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen.“ Dass man mit Ausnahme des Heimsiegs gegen Heidelberg gegen alle Gruppengegner in dieser Saison schlecht aussah? „Ja, das ist so“, sagt Schmidt. „Entscheidend ist, dass wir fest entschlossen sind, das zu ändern.“
Dass es schwer werden wird, steht außer Frage. Schwenningen verfügt über herausragende Einzelspieler, auch wenn mit Shaun Willett der beste Rebounder seit Jahresbeginn in Heidelberg spielt. Schlüsselfiguren sind zwei Amerikaner: Spielmacher Nate Britt, der in den beiden Duellen mit den Knights im Schnitt 17 Punkte beisteuerte und Courtney Stockard, der erst im Januar als Willett-Ersatz aus der ersten finnischen Liga kam. Auf beide hält Igor Perovic große Stücke: „Britt hat uns in beiden Spielen dominiert“, sagt Kirchheims Coach. „Und Stockard ist für mich der vielleicht beste Spieler der Liga.“ Die Panthers machen ihrem Namen Ehre. Als physisch starke Mannschaft, die mit hohem Tempo spielt und vor allem defensiv schnell auf den Beinen ist, immer in der Lage, jede Position zu doppeln. Immerhin: Perovic kann morgen auf seine stärkste Formation bauen. Lediglich hinter Tim Koch, der mit einer leichten Knöchelverletzung kämpft, steht ein Fragezeichen.