Lokalsport

Wenn die Väter mit den Söhnen

Aller witterungsbedingter Spielabsagen zum Trotz haben es die Kanoniere in den Fußballkreisligen krachen lassen. In neun Partien mit Teckbeteiligung fielen 33 Treffer – fast genauso erwähnenswert wie drei Vater-Sohn-Geschichten am Rande der Plätze.

Kirchheim. "Der Winter geht nicht, ohne einen Blick zurückzuwerfen", sagt man in Finnland. Exakt dies tat er in der vergangenen Woche und zog damit im hiesigen Amateurfußball zahlreiche Spielabsetzungen nach sich. Gerade einmal neun Kreisliga-Partien mit Teckbeteiligung konnten ausgetragen werden. Umso höher zu bewerten ist deshalb die dabei erzielte Trefferzahl von 33 Toren.

Hauptverantwortlich für die Torflut waren die Beteiligten an den Spielen im Ötlinger Rübholz. Während die nominell erste Mannschaft auch dank eines lupenreinen Hattricks von Catania-Stürmer Daniele Attorre 3:8 unterging (Foto: Markus Brändli), siegte die Ötlinger "Zweite" in der Staffel 5 8:0 über Beuren und bleibt Tabellenführer Neuffen auf den Fersen.

Dass die Kicker aus dem Rübholz die Meisterschaft keinesfalls abgeschrieben haben, bestätigte TSVÖ-Coach Dirk Heinemann nach dem Spiel: "Wir wollen unsere Partien gewinnen und ordentlich spielen. Nächste Woche treten wir in Neuffen auch an, um zu gewinnen und den Abstand zu verkürzen." Als einen der Erfolgsgaranten sieht Heinemann die mit sieben Wochen extrem lange Vorbereitung auf die Rückrunde und die Integration der personellen Verstärkungen. Sowohl Giuseppe Incorvaia als auch Daniel Maier haben sich offensichtlich perfekt in das Mannschaftsgefüge eingepasst.

Den Ex-Jesinger Maier funktionierte Heinemann vom Mittelfeldspieler zum Innenverteidiger um. "Da kann er mit seiner Erfahrung und Übersicht auch das Spiel von hinten aufbauen. Er ist also so etwas wie der David Alaba des TSV Ötlingen", erklärte der Coach, der sicher ist, die nicht eben ausgeprägte Laufbereitschaft seines Neuzugangs noch zu verbessern.

Seine eigene Zukunft in Ötlingen sieht Heinemann, im dritten Jahr im Rübholz tätig, indes noch nicht klar definiert: "Ich werde in den nächsten drei Wochen mit allen Spielern sprechen und mich dann mit der Abteilungsleitung zusammensetzen und über die nächste Saison – in welcher Liga auch immer – diskutieren."

Wie positiv sich eine gute Vater-Sohn-Beziehung auswirken kann, bewies dann noch eine kleine Geschichte während der Partie der nominell ersten Ötlinger Mannschaft gegen den AC Catania: Während der ersten Halbzeit verletzte sich Schiedsrichter Karl-Heinz Engelfried (63) aus Bad Urach am Knie. Sein mit Enkeltöchterchen anwesender Sohn Marc Engelfried (33), gleichfalls Unparteiischer und bis zur Bezirksliga im Einsatz, sprang kurzfristig ein und leitete die Partie unaufgeregt und souverän.

Das bestätigte im Übrigen auch Giuseppe "Pippo" Forzano. Das Catania- und VfL-Urgestein leitete unter der Woche das Training für seinen erkrankten Sohn Michel Forzano und war Augenzeuge der Partie, in der der ACC zunächst 3:0 in Front lag, noch vor der Pause den 3:3-Ausgleich kassierte und am Ende souverän 8:3 gewann. "Wir haben in der ersten Halbzeit nicht richtig Fußball gespielt", wusste der A-Lizenz-Inhaber, der als Co-Trainer der A-Junioren beim VfB Stuttgart ebenso wie sein Cheftrainer Ilija Aracic im Herbst zurückgetreten war und ab der neuen Saison für Angebote im Profibereich empfänglich scheint.

Ganz andere Prioritäten setzt ein anderes Urgestein: Wolfgang Schäfer (63), seit sage und schreibe 32 Jahren Vereinsvorsitzender des TSV Notzingen, nimmt am kommenden Samstag seinen Hut und wird von Alexander Kiltz und Wolfgang Gross beerbt. Schäfer führte den Verein, dem er seit 1963 angehört, in den ersten vier Jahren zusammen mit Herbert Hiller und in den letzten 22 Jahren im Tandem mit Helmut Decker als Stellvertreter. Parallel dazu ist Schäfer (mit kurzen Unterbrechungen) seit 15 Jahren Abteilungsleiter Fußball und hat in dieser Zeit alle Höhen (Landesliga) und Tiefen (Abmeldung der ersten Mannschaft) mitgemacht. "Es hat bis auf wenige Ausnahmen immer Spaß gemacht", weiß Schäfer, der sich einst mit dem späteren VfB-Idol Helmut Rohleder in der Bezirksauswahl einen Kampf um den Platz im Tor lieferte. "Nur weil mein Vater mich nicht zum Training nach Stuttgart fahren wollte, haben sie den Rohleder genommen", so Schäfer augenzwinkernd. In Fußballerkreisen muss man noch nicht auf den Altfunktionär verzichten. Erst vergangene Woche ist Schäfer für ein weiteres Jahr als Fußball-Abteilungsleiter wiedergewählt worden.

Zurückgekehrt ist beim A-Ligisten VfL Kirchheim Torjäger Antonino Singh. Gestern beim 2:0-Sieg über den TSV Altdorf wurde der Stürmer, der seit September an einer Augenverletzung laborierte, für die letzten 20 Minuten eingewechselt. Bei den personell gebeutelten Kirchheimern kamen auch die A-Junioren Dominic Cseri, Marc Djorovic und Ex-Co-Trainer-Sohn Yannick Raichle zum Einsatz. VfL-Abteilungsleiter Oliver Klingler frohlockte: "Wir sind auf einem guten Weg."

Alt und jung ist auch das Stichwort für eine besondere Fußballgeschichte in Ohmden: In der gestern begonnenen Rückrunde spielen der altgediente Manfred Heiland (41) und sein Sohn Lukas Heiland (18) bis zum Ende der Saison Seit‘ an Seit‘ – der Vater traditionell als Stürmer, der Stammhalter als linker Mittelfeldflitzer. "Es kommt ja nicht so oft vor, dass Vater und Sohn in der gleichen aktiven Mannschaft spielen können. Deshalb haben wir geschaut, dass Lukas aus der aufgelösten A-Jugend des TSV Jesingen nach Ohmden kommt, damit wir eine Halbsaison zusammenspielen können", so Heiland senior. Bedauerlich sei nur, so Manfred Heiland weiter, dass Lukas‘ Großvater und sein Schwiegervater Walter Krämer das nicht mehr erleben dürfe. Krämer, damals Ohmdener Multifunktionär und AH-Kicker, war 1999 während des Fußball-Hallenturniers in Dettingen auf tragische Weise verstorben – just an dem Tag, an dem Lukas seinen ersten Geburtstag feierte.

Nach dieser Saison ist dann für Manfred Heiland endgültig Schluss mit dem aktiven Fußball: "Der Körper fordert seinen Tribut. Wenn ich sonntags spiele, kann ich erst am Mittwoch und nicht schon am Dienstag wieder trainieren." Stattdessen geht Heiland mit Gattin Nicole Heiland am Dienstagabend zum Tanzkurs. Ganz ohne Bewegung muss ja schließlich auch nicht sein.

Apropos Bewegung: 'Sie wollten, aber sie durften nicht', lautete der Tenor gestern gegen 14.30 Uhr im Holzmadener Brühl. Während das Spiel der zweiten Mannschaft bereits am Freitag abgesetzt worden war, beschloss Schiedsrichter Mark Nothum kurz vor der Partie der "Ersten" gegen Neidlingen, dass der Platz unbespielbar sei. Der Unparteiische machte zur Sicherheit noch Fotos und zog von dannen. "Die Kurzfristigkeit ist zwar ärgerlich", so TSVH-Fußballboss Marius Remmler, "aber vielleicht ist es hinsichtlich des Teckboten-Pokalturniers besser so." In knapp fünf Monaten steigt im Brühl die 54. Auflage des einwöchigen Vorbereitungsturniers.